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Editorial: VDSL geopfert, TAL behalten

Deutsche Telekom kooperiert nur scheinbar besser mit dem Wettbewerb
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Wie oft war das Thema nicht in den Medien in den vergangenen Jahren: Die Deutsche Telekom möchte das neue VDSL-Netz und die damit möglichen neuen Dienste lieber allein vermarkten. Für den Fall einer Regulierung, die Wettbewerbern ebenfalls den Verkauf von Telekom-VDSL-Anschlüsse ermöglicht hätte, wurde gar mit einem Investitionsstopp gedroht. Da die Politik die Forderungen der Telekom unterstützte, handelte sich Deutschland gar ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Union ein.

Doch der Alleingang der Telekom ist gescheitert. Die wenigen bisher installierten VDSL-Anschlüsse reichen nicht, um die hohen Investitionskosten in absehbarer Zeit wieder einzuspielen. Als Konsequenz ändert nun die Telekom ihre Strategie und bietet VDSL ausdrücklich auch ihren Konkurrenten zur Vermarktung an. Die Hoffnung: Mit vereinten Kräften mehr Kunden überzeugen.

Von Regulierung hält die Telekom aber weiterhin nicht viel. So sieht sie VDSL weiterhin als "neuen Markt", in dem sie keiner Regulierung zu unterwerfen ist. Entsprechend möchte sie selber festlegen, welche Vorleistungspreise die Wettbewerber bezahlen müssen, und wahrscheinlich auch, wem sie überhaupt Zugang gewährt. Diesbezüglich bleibt zu hoffen, dass die Bundesnetzagentur sich das Zepter nicht aus der Hand nehmen lässt und zumindest eine strenge Missbrauchsaufsicht ("ex-post-Regulierung") führt.

Die Herrin der Festnetz-Kabel

Neben der Erkenntnis, dass die Wettbewerber bestimmte Zielgruppen mit VDSL besser erreichen können als das eigene Marketing, dürfte es noch einen weiteren Antrieb hinter der Entscheidung der Telekom geben: Die Sicherung des Festnetz-Monopols. Auch über 11 Jahre nach der Festnetz-Deregulierung sind fast alle Hausanschlüsse weiterhin in der Hand der Telekom. Ein weiteres Festhalten der Telekom am VDSL-Alleinvertrieb hätte die Wettbewerber zunehmend zu eigenen Investitionen ins Netz gezwungen, und damit zu einem Verlust von Anschlüssen für die Telekom.

Das Kupferkabel zum Kunden entpuppt sich nämlich zunehmend als Goldgrube für die Telekom. Während der harte Preiskampf die monatlichen Entgelte für DSL- und Telefonanschlüsse in den letzten Jahren immer weiter sinken ließ, blieb die Miete für die Anschlussleitung fast unverändert und könnte demnächst sogar wieder steigen. Zwar ist die Gesamtanzahl der Festnetzanschlüsse seit Jahren leicht rückläufig, doch liegen die Zahlen weiterhin auf hohem Niveau.

Auch die jüngste Entscheidung der Bundesnetzagentur zur Einrichtung von Schaltverteilern stärkt die Position der Telekom als Herrin der Festnetz-Kabel. Zwar hat sie den zusätzlichen Aufwand, in Orten ohne eigene Vermittlungsstelle auf Anforderung der Wettbewerber alle Anschlüsse an einem zentralen Schaltverteiler zusammenzuführen und nicht mehr wie bisher an mehreren Kabelverzweigern. Doch bleibt das Kupfer von dort bis zum Endkunden in ihrem Alleineigentum. Und den Aufwand für die Einrichtung der Schaltverteiler darf die Telekom auf die monatliche Kabelmiete umlegen.

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