Editorial: Die klare Strategie fehlt bei Sky
Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent
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Einfache, verständliche Produkte und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn ein Unternehmen diese Regel beachtet, ist es für den Markterfolg meist schon die halbe Miete. Doch viele Unternehmen folgen diesem Grundsatz nicht. Gerade in Bereichen wie Telekommunikation und Entertainment tummeln sich die verschiedensten Tarifmodelle, Preise und Vertragslaufzeiten. Längst blicken Kunden nicht mehr durch, was zu Resignation führt. Im ungünstigen Falle macht das Unternehmen dann erst gar kein Geschäft. Dabei steckt oftmals kein böser Gedanke dahinter, man versucht lediglich allen Kundengruppen das an die individuellen Bedürfnisse ideal angepasste Produkt anzubieten. Wie das jedoch nicht funktioniert, zeigt sich sehr gut am Beispiel von Sky.
Immer mehr Streaming-Produkte
Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent
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Wer sich bei Sky für ein Streaming-Produkt entscheidet, hat buchstäblich die Qual der Wahl. Da wäre zunächst einmal Sky Q, welches neben Kabel und Satellit auch via Internet zu empfangen ist. Oder das reine SVoD-Produkt WOW, welches jedoch nur über Web und Apps gestreamt wird. Erst kürzlich bewarb man das neue Produkt Sky TV, welches sich mit linearen Sendern vor allem an Mieter mit Kabelanschluss richtet, die künftig über ihren TV-Empfangsweg frei entscheiden können. Und nun kam aus Unterföhring die Ankündigung, mit Sky Stream ein weiteres Produkt auf den Markt zu bringen. Fazit: Kundenfreundlich und transparent sieht anders aus.
Bei einigen Produkten stellt sich zudem die Frage nach dem Sinn und Zweck. Vor allem, warum Sky ausgerechnet im Wettbewerb mit OTT-Diensten wie Zattoo und waipu.tv mitmischen muss. Wer schließt ein Sky-Abo ab, um Free-TV-Sender zu schauen? Und das auch noch zu einem vergleichsweise unattraktiven Preis? Wer Sky abonniert, erwartet vor allem Premium-Content: Erstausstrahlungen von US-Serien, Film-Blockbuster, hochwertige Dokumentationen und natürlich Live-Sport. Ganz bestimmt aber nicht das Dschungelcamp mit Werbeunterbrechung oder eine Daily Soap.
WOW wird vernachlässigt
Mit großem Tamtam hatte Sky seinen Streaming-Dienst Sky Ticket 2022 unter der Marke "WOW" relauncht. Doch bis heute mangelt es auch hier an einer klaren Linie. Das Produkt ist im Marktvergleich zu teuer, so manches technisches Feature wie Dolby und Full-HD gibt es wieder nur gegen Aufpreis, inklusive ist dafür Werbung. Inhalte von "Peacock" wurden mit der Zeit wieder aus dem Angebot genommen, und auch die Kooperation mit Paramount+ blieb am Ende wieder den "Premium-Kunden" mit Laufzeitvertrag vorbehalten.
Dass Kunden in Deutschland bis heute mit Blick auf den Start von Sky Glass enttäuscht wurden, könnte man in diesem Kontext eventuell noch verschmerzen. Mehr als ärgerlich ist aber, dass Sky offenbar nach wie vor nicht in der Lage ist, ein einfaches und attraktives Produktangebot auf die Beine zu stellen. Selbst jahrelange treue Vertragskunden blicken bei Vertragsverlängerungen nicht mehr durch. Umso komplizierter wird dies noch durch den Umstand, dass man sich als Zuschauer bei Sportrechten längst nicht mehr darauf verlassen kann, seine Lieblingsmannschaft aufgrund der Rechteproblematik auch in der nächsten Saison noch live zu sehen.
Sky braucht eine neue Strategie
Dass sich in Unterföhring etwas ändern muss, ist offensichtlich. Die Produktpalette muss vor allem übersichtlicher werden, zudem ist mehr Transparenz bei Preisen und Inhalten dringend nötig. Und ganz wichtig: Abonnenten von WOW sollte nicht mehr der Eindruck vermittelt werden, dass sie letztendlich nur Sky-Kunden zweiter Klasse sind. Oder mit anderen Worten: Sie haben nur ein Produkt gebucht, mit dem sie früher oder später in teurere Laufzeitverträge gelockt werden sollen.
Ein Sky-Abo muss sich für beide Seiten lohnen. Doch es kommt zunehmend der Eindruck auf, dass die Comcast-Tochter sich immer stärker versucht auf dem Rücken ihrer Zuschauer zu sanieren. Das über Jahre hinweg gepflegte Alleinstellungsmerkmal exklusives Premium-TV zieht vor dem Hintergrund einer immer stärken Streaming-Konkurrenz aus Hollywood längst nicht mehr. Bleibt zu hoffen, dass man dies auch in Unterföhring versteht. Denn viele Optionen bleiben nicht mehr, um das Ruder noch herumzureißen.