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Editorial: Steve Ballmers wichtigste Präsentation

Tablet-Fähigkeiten von Windows 8 entscheiden über die Zukunft von Microsoft
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Zudem steht den Tablets nach einem furiosen Start eine steile Karriere bevor. Verbraucher in den reichen Industrieländern lernen gerade erst deren Vorzüge als persönliches elektronisches Unterhaltungsgerät kennen. Egal, ob zum Lesen von Büchern, zur Wiedergabe von Musik und Video, oder zur schnellen Recherche von nützlichen Informationen (Wettervorhersage, Busabfahrzeiten etc. pp.) im Internet: Ein paar Mal auf den Bildschirm tappen, fertig. Und wenn man bestimmte Informationen häufiger braucht, dann lässt sich bestimmt eine genau darauf zugeschnittene App finden und nachinstallieren.

In den weniger reichen Ländern werden die Tablets wahrscheinlich sogar eine noch wichtigere Rolle spielen: Sie werden Milliarden von Menschen, die nie zuvor einen Computer besessen haben, überhaupt erstmalig Zugang zum Internet ermöglichen. Durch geringen Stromverbrauch, durch intuitive Bedienung, durch integrierbare Mobilfunk-Daten-Chips und durch den auf die Konzentration auf das wesentliche möglichen niedrigeren Preis sind die Tablets geradezu dazu prädestiniert, die aktuell noch bestehende digitale Spaltung zu überwinden.

Die Tablets, in vieler Hinsicht letztendlich "große Smartphones", werden damit den Handys folgen, die erst jüngst ebenfalls Milliarden Menschen erstmalig Zugang zur Telekommunikation verschafften. Dieser Durchbruch verlief am Ende sogar viel, viel schneller als erwartet und das sogar ohne den Einsatz von Entwicklungshilfe-Milliarden: So prognostizierte Gartner noch 2005 die Zahl von 2,6 Milliarden Handys bis 2009, und das war damals sogar eine eher gewagte Prognose. Andere Auguren gingen von deutlich niedrigeren Zahlen aus. Tatsächlich wurden Ende 2009 dann 4,6 Milliarden Mobilfunkverträge gezählt, über 75 Prozent mehr als erwartet!

Daraus folgt meine Prognose: Schon in drei bis vier Jahren werden mehr Tablets als herkömmliche "Personal Computer" (Desktop-PC, Laptop, Netbook) zusammen verkauft werden. Bei letzteren liegt der Weltmarkt derzeit bei gut 300 Millionen Stück jährlich.

Entsprechend katastrophal wird es für Microsoft, wenn sie es nicht schaffen, in den nächsten zwei Jahren auch im Tablet-Bereich beide Beine auf den Boden zu bekommen. Denn wenn plötzlich die verkaufszahlenmäßig wichtigste Computing-Plattform weitgehend Microsoft-frei ist, wird kurz darauf auch der Marktanteil im Desktop- und Laptop-Bereich massiv erodieren. Mit dem Wegfall des Monpols wird dann aber nicht nur die Zahl der verkauften Lizenzen einknicken, sondern auch der pro Lizenz erzielte Preis.

Lesen Sie im dritten Teil, warum Microsoft im mobilen Segment ihre Produkte viel früher spezifizieren muss als bei herkömmlichen PCs.

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