Hintergrund

Der deutsche DSL-Markt am Scheideweg

Paradigmenwechsel für die Bundesnetzagentur
Von Björn Brodersen

Der Regulierer sieht sich durch den steigenden Marktanteil der Telekom-Konkurrenten in seiner bisherigen Arbeit bestätigt. Allerdings gebe es noch Vorleistungslücken. Während die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) bei knapp 2,5 Millionen DSL-Anschlüssen als das "deutsche Modell" gelten könnte und auch der Anteil im Resale-Bereich durch steigende Rabatte der Telekom weiter zunimmt, ist beispielsweise das Line-Sharing kaum und der Bitstromzugang noch gar nicht vertreten. Um für noch mehr Wettbewerb zu sorgen, müsse man diese Angebotslücken schließen, so BNetzA-Vizepräsidentin Henseler-Unger.

Im vergangenen Monat erst hatte die Bundesnetzagentur die Telekom verpflichtet, ein Angebot für den an den Massenmarkt gerichteten IP-Bitstromzugang zu unterbreiten und sich die Entgelte von der Behörde genehmigen zulassen. Noch nicht geklärt ist die Frage, ob zum Beispiel das VDSL-Netz der Telekom zu diesem Markt gehört oder nicht. Offen ist auch, wann die Telekom anderen Unternehmen reine DSL-Leitungen überlassen muss. Die Bundesnetzagentur vertritt den Standpunkt, dass es ein solches Nur-DSL-Vorleistungsangebot der Telekom geben sollte.

Noch bewertet werden müsse das freiwillige ATM-Bitstrom-Angebot der Telekom für andere Carrier. Ebenfalls unter Beobachtung steht ihr Wholesale-DSL-Angebot. Zuvor hatte die BNetzA bereits das so genannte NetRental-Modell wegen Diskriminierung kleinerer Provider verboten.

Die alternativen Breitband-Technologien

Keine Rolle spielen bislang die alternativen Breitband-Anschlussarten wie etwa Kabelinternet, Breitband via Satellit oder Funklösungen wie WiMAX. Von den Haushalten (Stand Ende 2005: 6 Millionen), die zurzeit über das TV-Kabel an das schnelle Internet angeschlossen werden können, haben bislang gerade einmal 680 000 einen solchen Vertrag abgeschlossen. Noch müssen die Anbieter, die vor allem auf Triple-Play-Pakete setzen, ihre Netze stärker ausbauen und rückkanalfähig machen, um den Nachteil der späten Wettbewerbsfähigkeit auszugleichen. Erschwert wird dies durch den Umstand, dass das Kabelinternet in der Regel überall dort verfügbar ist, wo auch DSL-Anbindungen vorhanden sind.

Auch von WiMAX-Zugängen wie die der DBD Deutsche Breitbanddienste ist zukünftig noch mehr zu erwarten. Hier wird es jedoch eine große Rolle spielen, ob schon bald lizenzfreie oder lizenzierte Frequenzen zu wirtschaftlich attraktiven Bedingungen vorhanden sein werden. Die Bundesnetzagentur will bis zum Jahresende geeignete WiMAX-Frequenzen im 3,5-GHz-Bereich versteigert haben. Ob auch die wieder aufgenommen Anstrengungen, den Breitbandzugang via Satellit wieder stärker zu vermarkten, erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.

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