Überblick

Glasfaser-Ausbau in Deutschland: Was ist, was wird

Erschließung mit Highspeed-Internet lohnt sich nur unter bestimmten Bedingungen
Von Thorsten Neuhetzki

Wer in dieser Woche bei der Euroforum-Veranstaltung [Link entfernt] "Telecom Trends" in Düsseldorf als Teilnehmer dabei war, konnte das Gefühl bekommen, dass er mit seinem eigenen DSL-Anschluss zu Hause, der es im Zeifel auf bis zu 16 MBit/s bringt, schlicht nicht mehr Up to date ist. 50 bis 100 MBit/s, so wurde vermittelt sei der Standard, Leitungen mit 1 GBit/s schon in Kürze üblich. Doch wie sieht es wirklich aus, geht es um den Breitbandausbau in Deutschland jenseits der ADSL2+-Anschlüsse? Wir wagen einen Über- und Ausblick.

Das bekannteste Glasfaserprojekt ist das VDSL-Netz der Deutschen Telekom. Es gehört technisch zu den FTTx-Netzen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die hochbitratigen Breitbandzugänge in Deutschland realisieren sollen. VDSL wird auch als FTTC bezeichnet.

Profitabel ist ein solches Netz nach Angaben von Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, der den Lehrstuhl Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen inne hat, jedoch nur unter engen Rahmenbedingungen. Nur, wenn die Deutsche Telekom auf eine Kundendichte von 100 Kunden pro Quadrat-Kilometer erschließen kann, kann das Netz profitabel betrieben werden. Das träfe immerhin auf 71,5 Prozent der Haushalte zu.

Konkurrenz im Glasfaser lohnt sich nicht

Will ein zweiter Netzbetreiber in Konkurrenz zur Deutschen Telekom ein VDSL-Netz aufbauen, so lohnt sich diese Investition erst ab 1 500 Kunden pro Quadratkilometer. Ein FTTB-Netz, also ein Glasfasernetz, das bis ins Wohnhaus nicht nur bis zum Kabelverzweiger reicht, lohnt sich für die Deutsche Telekom laut Gerpott erst, wenn die Kundendichte pro Quadratkilometer bei 1 000 liegt. In einem solchen Bereich liegt etwa ein Viertel der Deutschen Haushalte. Baut ein zweiter Netzbetreiber in Konkurrenz ein derartiges FTTB-Netz auf, so lohnt sich der kostenspielige Roll-Out erst ab 10 000 Kunden pro Quadradtkilometer - gerade mal 0,3 Prozent der Haushalte befinden sich in einem derartigen Bereich.

Die Erschließung per Glasfaser ist teuer. Die Analysten von OC&C gehen bei VDSL von Kosten im Bereich von 500 Euro pro Anschluss aus. Kommt das Glasfaser bis ins Haus, so steigen nicht nur die Datenraten, sondern auch die Anschlusskosten: 2000 Euro koste es, einen Anschluss im Zuge eines Rollouts zu realisieren. Günstiger sei der Ausbau eines TV-Kabelnetzes. Bei Bandbreiten von bis zu 150 MBit/s koste ein solche Ausbau 245 Euro pro Anschluss.

Gerpott bezieht sich in seinen Ausführungen allerdings auf andere Quellen und Preise und geht bei einem FTTB-Anschluss mit exkusiver Bandbreite für den Kunden von 919 Euro aus. Dabei bezieht er sich aber nur auf städtische Regionen und bezieht hausinterne Verkabelungen und Endkundengeräte nicht mit ein. Würden in Deutschland 50 Milliarden Euro in die Hand genommen werden, so hätte man für jeden der etwa 42,8 Millionen Anschlüsse in Deutschland 1 168 Euro für die Erschließung zur Verfügung.

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