NGN-Regulierung

NGN-Regulierung: Open-Access-Modell als beste Option?

Industrie, VATM und Bundesnetzagentur grundsätzlich auf einer Linie
Von Marc Kessler

Der Ausbau mit Glasfaser in Deutschland schreitet weiter voran und durch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung ist ein weiterer Schub nach vorne zu erwarten. Dennoch ist eine Vollerschließung der Republik mit Glasfaser, so die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur (BNetzA), Dr. Iris Henseler-Unger, vorläufig illusorisch. Die Kosten hierfür würden rund 50 Milliarden Euro betragen, sagte sie auf der Fachveranstaltung "Telecom Trends" in Düsseldorf.

NGN: Kostenersparnis bei gleichzeitigem Bandbreitengewinn

Aktuell sind in Deutschland weniger als ein Prozent der Bevölkerung mit Glasfaser (FTTH/FTTB) versorgt, rechnet Johannes Pruchnow, Geschäftsführer von Telefónica Deutschland vor. Dennoch habe man eine relativ gute Breitbandpenetration (26,2 Prozent), die im oberen Mittelfeld Europas liege. Die Umstellung auf NGN und ein All-IP-Netz bringe zwei Vorteile: Einerseits könne die Kostenexplosion durch den immer weiter steigenden Traffic gebremst werden, andererseits erhalte man Bandbreitengewinne durch intelligentere Multiplexing-Verfahren.

Zentraler Begriff: Open-Access-Modell

Beispiel eines Open-Access-Models
(Zum Vergrößern klicken)
Foto: Alcatel Lucent
Kernfrage der künftigen NGN-Netze ist der Punkt der Regulierung. Alf Henryk Wulf, CEO beim Telekommunikationsausrüster Alcatel Lucent, schlägt ein sogenanntes Open-Access-Modell vor. Dabei werden verschiedene Ebenen wie passive Infrastruktur (z.B. Glasfaserkabel), aktive Elemente bzw. Netzbetrieb sowie Diensteanbieter unterschieden. Jede dieser Ebenen kann dabei getrennt betrieben werden, ist also nicht-exklusiv: Die verschiedensten Anbieter können also jeweils eigene Services anbieten.

VATM: Risikoprämie für Glasfaserbau unsinnig

Auch Jürgen Grützer, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM, bevorzugt ein Open-Access-Modell: Es gewährleiste Zugang für alle Unternehmen bei bestmöglichere Netzauslastung. Durch den hohen Wettbewerb komme es dann zu geringeren Endkundenpreisen. Dass die Deutsche Telekom aber eine "Risikoprämie" für den, der das Glasfasernetz baut, fordert, hält Grützner für unsinnig. "Welches Risiko?", fragt er, "die Zukunft liegt doch im Glas!"

Bei der Regulierung ist Grützner grundsätzlich dagegen, dass sich die Anbieter untereinander hohe Kosten berechnen. Dies sei der falsche Ansatz. "Wir müssen sehen, dass wir die Kosten vom Kunden bekommen", sagt er und fordert (preislich) attraktive Produkte, die von den Kunden in hoher Zahl gebucht werden sollen.

Bundesnetzagentur zeigt sich aufgeschlossen

Und auch die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur zeigt sich dem Open-Access-Modell gegenüber aufgeschlossen: "Open-Access-Networks finde ich toll; für das Glasfaser kann ich mir das vorstellen." Die Anbieter müssten ihre Angebote aber differenzieren und technisch unterschiedliche Qualitäten anbieten, um den Wettbewerb zu fördern. Ziel der Regulierung sei es, "ausgewogene Anreize für effiziente Investitionen in NGN durch die Deutsche Telekom und ihre Wettbewerber zu setzen."

Weitere Meldungen von der Fachtagung Telecom Trends 2009