Bestätigung

Telekom bevorzugt große DSL-Reseller

Konzern verkauft DSL-Anschlüsse zu unterschiedlichen Konditionen
Von Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom darf bei dem Verkauf von DSL-Anschlüssen weiterhin Unterschiede zwischen den Wiederverkäufern machen und größeren Providern bessere Einkaufsmöglichkeiten gewähren. Das hat das Landgericht Köln, das sich mit einem Antrag auf Unterlassung durch den Provider freenet beschäftigte, bestätigt, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Über den so genannten Net-Rental-Vertrag profitieren Anbieter wie beispielsweise AOL und United Internet (1&1, GMX), die mehr als 120 Kunden in einem DSL-Anschlussgebiet haben und in dem Gebiet mehr als 192 so genannte Ports mieten, von deutlich niedrigeren Verkaufspreisen für die DSL-Vorleistungen. Diese Anbieter zahlen laut dem Zeitungsbericht nur knapp 50 Prozent des Endkundenpreises, während ansonsten 88,5 Prozent üblich sind. Auch die Telekom-Tochter T-Online soll den Preisnachlass erhalten.

"freenet verliert bereits heute Marktanteile oder kann kein wirtschaftliches Geschäft mehr machen, wenn wir mit United Internet mithalten wollen", sagte Chef des Hamburger Unternehmens, Eckhard Spoerr, der Zeitung. "Wenn der Vertrag nicht verboten wird, sind wir auch gezwungen, ihn zu unterschreiben und damit dem Oligopol der Großen beizutreten", sagte Spoerr. Das Modell sei darauf ausgerichtet, Wettbewerbsstrukturen kaputtzumachen.freenet erreicht den Angaben zufolge nur in 30 Prozent der Anschlussgebiete die nötige Kundenzahl, United Internet und T-Online dagegen in rund 80 bzw. 90 Prozent. Noch kleinere Wiederverkäufer kommen gar nicht in den Genuss der günstigeren Einkaufskonditionen.

Laut dem Zeitungsbericht befassen sich auch die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt mit dem Net-Rental-Vertrag. Am 26. April soll es dazu eine Anhörung der Bundesnetzagentur geben. Der Bundesverband Breitbandkommunikation Breko und sein Mitgliedsunternehmen Versatel hatten nebeneinander ein Verfahren gegen die Deutsche Telekom bei der BNetzA beantragt. Das Bundeskartellamt habe zudem ein Verfahren gegen die Telekom eingeleitet und die Unternehmen um Stellungnahmen gebeten.

Net-Rental-Partner werden mit VDSL-Netzzugang belohnt

Sollte die Telekom diese Praxis bei dem Verkauf von DSL-Anschlüssen an Wiederverkäufer aufrechterhalten können, wäre dies ein Rückschlag für den Wettbewerb auf dem DSL-Markt. Die großen Provider können nämlich die Preisvorteile an ihre Kunden weitergeben und so deutlich attraktivere DSL-Angebote auf den Markt bringen. Bei GMX beispielsweise erhalten die Kunden zurzeit eine kostenlose Flatrate und zahlen nur die üblichen DSL-Anschlusspreise. Zusätzlich erhalten die Net-Rental-Kunden deutliche Preisvorteile bei den Einmalentgelten, die sie für den Anschluß eines Kunden oder den Wechsel des Anbieters an die Telekom zahlen müssen. Laut FAZ erlässt die Telekom diesen Anbietern diese Kosten.

Gleichzeitig - das vermuten Brancheninsider - profitieren die Net-Rental-Partner vom Zugang zum neuen VDSL-Netz der Telekom. "Wer den Net-Rental-Vertrag unterschreibt, wird von der Telekom mit VDSL belohnt", ist beispielsweise Spoerr überzeugt. AOL bestätigte auch Verhandlungen mit dem Bonner Konzern. "Wir stehen in ernsthaften Verhandlungen mit der Telekom über den Zugang zum VDSL-Netz. Wir hoffen, noch in diesem Jahr VDSL als Wiederverkäufer anbieten zu können", sagte AOL-Deutschland-Chef Charles Fränkl gegenüber der FAZ.

Auf diese Weise können die großen DSL-Reseller die weitere Abwanderung der Kunden zu den Vollanschluss-Anbietern, die mit günstigen Bündelangeboten um neue Kunden werben, stoppen. Die Anbieter mit eigener Infrastruktur dagegen kämpfen nach Marktexperten um ihr Überleben. Denn die Kosten für das eigene Netz und die DSL-Anschlüsse könnten über denen der DSL-Reseller liegen. Dies könnte dazu führen, dass sich Investitionen in den Netzausbau oder das Verfolgen des bisherigen Geschäftsmodells für die Telekom-Wettbewerber nicht mehr lohnen.

DSL-Resale bringt der Telekom mehr Geld

Die Telekom ist daran interessiert, dass sich mehr Anbieter für das DSL-Resale-Modell entscheiden, denn es bringt ihr schlichtweg mehr Geld. Die Vollanschluss-Anbieter mieten von den Bonnern nur die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) oder die so genannte letzte Meile. Dafür zahlen sie 10,65 Euro im Monat. Die kleineren DSL-Reseller dagegen geben 88,5 Prozent des DSL-Anschlusspreises an die Telekom, zudem verbleibt der Telefonanschluss in den Händen des ehemaligen Monopolisten.