Gerpott: Mobilfunk-Terminierung bis 2015 unter 1 Cent pro Minute
Dr. Torsten J. Gerpott
Foto: EUROFORUM/St. Hergenröder
Die deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber müssen sich auf eine Absenkung der Terminierungsentgelte
für Gespräche in die Mobilfunknetze auf weniger als 1 Cent pro Minute (netto) spätestens ab dem Jahr 2015 einstellen.
Das zumindest hat der Telekommunikations-Experte Dr. Torsten J. Gerpott von der Universität
Duisburg-Essen auf dem heutigen Kongress "TK Europa" in Düsseldorf prognostiziert.
Die Bundesnetzagentur hatte im November vergangenen Jahres ein Entgelt von 1,85 Cent pro Minute (netto) ab 1. Dezember 2012 und 1,79 Cent pro Minute netto ab 1. Dezember dieses Jahres vorgelegt. Die EU-Kommission hält diese Terminierungskosten jedoch für zu hoch und fordert eine stärkere Absenkung (teltarif.de berichtete).
Datenumsätze sollen Umsatzverluste bei Voice kompensieren
Dr. Torsten J. Gerpott
Foto: EUROFORUM/St. Hergenröder
Zwar seien die Diensteumsätze der vier deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber im vergangenen Jahr trotz gesunkener Terminierungsentgelte - vor allem durch Zuwächse bei mobilen Datendiensten - noch leicht gestiegen. Künftig, so Professor Gerpott, gelte jedoch: "Alle vier Mobilfunknetzbetreiber hoffen darauf, sinkende Sprachumsätze durch Zuwächse im Geschäft mit mobilen Internetzugängen kompensieren zu können."
Bislang, stellt Gerpott fest, erzielen die Deutsche Telekom und Vodafone die höchsten Umsatzanteile mit mobilen Internet-Diensten. Bei der Telekom betrug der Anteil im vierten Quartal vergangenen Jahres demnach 31,1 Prozent, bei Vodafone waren es 29,7 Prozent. o2 habe den Rückstand mit einem Anteil von zuletzt (Q4 2012) 25,5 Prozent verringert, E-Plus setze "in großem Stil Aufholmaßnahmen" um und liege bei geschätzten 15 bis 20 Prozent. Das Unternehmen selbst hat keine entsprechenden Zahlen veröffentlicht.
Dilemma: Mehr Traffic, weniger Umsatz
Für die nächsten Jahre prognostiziert der Uni-Professor: "Die Mobilfunknetzbetreiber werden Ausbauinvestitionen zur Verkehrsbewältigung aus bestenfalls stagnierenden Umsätzen finanzieren müssen. Damit besteht die Notwendigkeit, die Kosten pro Verkehrseinheit drastisch zu senken." Ergo: Für den notwendigen Netzausbau müssen die Unternehmen Kosten einsparen oder Synergie-Effekte nutzen.
Gerpott sieht hier die vier Bereiche "Kostenverringerung pro MB" - etwa durch gemeinsame Infrastruktur-Nutzung per Single-RAN -, Verkehrsverlagerung in andere Netze - zum Beispiel durch die Integration von WLAN-Netzen oder den Einsatz von Femtozellen -, die notwendige Umgestaltung der Angebote durch "gedeckelte" Datentarife und das Umgehen von Flatrates sowie die Differenzierung zwischen verschiedenen Qualitätsstufen beim mobilen Internet ("Quality-of-Service-Management"). Hier gilt: Wer mehr zahlt, erhält eine bessere Dienstqualität und einen besseren Service-Level.