Kritik

EU: Bis zu 774 Prozent Preisunterschied bei Handy-Gesprächen

EU-Kommission will deshalb einheitlichen Telekommunikationsmarkt
Von Marc Kessler

EU-Binnenmarkt EU-Kommissarin Neelie Kroes will
einen einheitlichen TK-Binnenmarkt
Montage: teltarif.de
Die EU-Kom­mis­sion kritisiert die hohen Preis­unter­schiede bei den Gesprächs­preisen für Handy­telefonate innerhalb der Euro­päischen Union. Bei Mobil­funk­gesprächen, die inner­halb des jewei­ligen EU-Lands - es geht also nicht um Roaming-Gespräche - geführt werden, gebe es zwischen dem günstigsten und teuersten Land einen Preis­unter­schied von sage und schreibe 774 Prozent. Die Zahlen der EU-Kom­mission basieren auf den Durch­schnitts­preisen des Jahres 2011, die im ver­gangenen Jahr veröffent­licht wurden.

EU: Preisdifferenzen nicht ohne weiteres erklärbar

EU-Binnenmarkt EU-Kommissarin Neelie Kroes will
einen einheitlichen TK-Binnenmarkt
Montage: teltarif.de
Derartige Preis­unterschiede, kritisiert die EU-Kommission, ließen sich "nicht durch Unterschiede in der Qualität, bei den Kosten für die Erbringung der Dienst­leistung oder die unterschiedliche Kaufkraft der Verbraucher in den betreffenden Ländern erklären".

Deutschland liegt den Zahlen zufolge knapp unter dem europäischen Durchschnitt von 9,1 Cent pro Minute (netto): Hierzu­lande kostet ein Handy­gespräch demnach rund 8,8 Cent pro Minute (netto). Im günstigsten Land - Litauen - sind es nur 1,9 Cent, im teuersten - den Niederlanden - stolze 14,7 Cent netto pro Minute.

Unterschiede bei Lebensmitteln und Getränken weitaus geringer

Die durchschnittlichen Mobilfunk-Gesprächspreise in der EU Die durchschnittlichen
Mobilfunk-Gesprächspreise in der EU
(Vergrößerung per Klick!)
Grafik: EU-Kommission
Denn bei anderen Waren und Dienst­leistungen, führt die Kommission an, gebe es deutlich geringere Preisunterschiede: So betrage der Preisunterschied eines Liters Milch in der EU nur maximal 43 Prozent, im Falle eines Apple iPad seien es sogar nur 11 Prozent.

Kroes: Nachteilige Situation für Verbraucher

EU-Vizepräsidentin Neelie Kroes will einen einheitlichen europäischen Binnenmarkt schaffen. Sie argumentiert: "Wie aus der Statistik deutlich hervorgeht, ist es für die Verbraucher nicht von Vorteil, dass es in Europa heute 28 nationale Telekom­munikations­märkte statt eines Binnenmarktes gibt. Deshalb muss die gesamte EU unbedingt Schritte zur Schaffung eines echten Binnenmarkts und zur tatsächlichen Vernetzung des Kontinents unternehmen."

Kroes will im September ein neues Paket vorstellen, mit dem "der Telekom­munikations­binnen­markt vorangebracht werden soll".

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