Reaktionen

EU-Roaming-Vorschläge: So reagieren die Mobilfunkanbieter

VATM mit Kritik, blau will weg vom "Telefonieverhalten der 70er Jahre"
Von Hans-Georg Kluge

Kunden freuen sich auf Gespräche ohne zusätzliche Roaming-Gebühren. Kunden freuen sich auf Gespräche ohne zusätzliche Roaming-Gebühren.
Dan Race - Fotolia, teltarif.de
Die EU-Kommission möchte dafür sorgen, dass in Europa ein einheitlicher Binnen­markt für Telekommu­nikation entsteht. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es nun neue Vorschläge, über die wir bereits berichtet haben. Die Vorschläge gehen weit. Wir haben Stimmen aus der Branche zusammen getragen. Deutlich ist: Die Netz­betreiber sehen die Vorschläge zu den Gebühren skeptisch.

Reaktion des VATM: "Verbraucher sollen nicht abgezockt werden"

Kunden freuen sich auf Gespräche ohne zusätzliche Roaming-Gebühren. Kunden freuen sich auf Gespräche ohne zusätzliche Roaming-Gebühren.
Dan Race - Fotolia, teltarif.de
Vodafone verwies uns für einen Kommentar an den Branchenverband VATM. Dieser kritisiert das Vorhaben der Kommission. Die Vorschläge seien für den deutschen Markt ungeeignet und könnten zu Verwerfungen führen. Bezüglich der Roaming-Kosten im Ausland sagte uns Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM, dass Roaming-Gebühren, die den Preis drastisch über die örtlichen Gegebenheiten steigern, abzuschaffen sind. "Verbraucher sollen im Ausland nicht abgezockt werden", so Grützner. Allerdings sei es nicht Sache der Politik, die Preise einfach auf Null zu senken. Der VATM setzt sich deswegen dafür ein, dass entstehende Kosten auch an die Kunden weitergegeben werden können. Nur so seien die Unternehmen in der Lage, in den Breitbandausbau zu investieren. Regulierung sei nur dort nötig, wo der Wettbewerb versagt habe. Dem Verband sei deswegen wichtig, dass europäische Regulierungsvorhaben grundsätzlich die Verhältnisse auf den jeweiligen Märkten berücksichtigen.

Reaktion von Base/E-Plus: Vorschlag wirft Fragen auf

Auch der Netzbetreiber E-Plus hat sich zu den Plänen aus Brüssel geäußert. "Erst im vergangen Jahr wurden die europäischen Mobilfunknetzbetreiber verpflichtet, bis Sommer 2014 eine Reihe kostenintensiver struktureller Maßnahmen zu implementieren, um eine weitere Verstärkung des Wettbewerbs im Roaming-Bereich zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund wird E-Plus die neuen Roaming-Pläne eingehend prüfen. Diese Pläne der EU Kommission stehen noch unter dem Vorbehalt einer Zustimmung durch den EU-Ministerrat und das EU-Parlament."

Skeptisch zeigt sich E-Plus zur Roaming-Pre-Selection: "Hinsichtlich der vorgeschlagenen Nutzbarkeit ausländischer SIM-Karten in den jeweiligen nationalen Märkten ('One Stop Shop') wirft der vorgeschlagene Regelungsentwurf einige Fragen auf, inwieweit eine neue Verordnung bestehende Geschäftsmodelle in den nationalen Märkten und damit die notwendige Investitionssicherheit beeinflusst. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass die europäischen Mobilfunknetzbetreiber in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen in den weiteren Ausbau ihrer Breitbandnetze tätigen müssen."

o2: Wir begrüßen "die Initiative der EU-Kommission, Wettbewerb zu fördern"

Aus München meldet sich o2 zu Wort: "Telefónica begrüßt die Initiative der EU-Kommission, Wettbewerb zu fördern und die europäischen Anbieter zu stärken. Der Entwurf muss jetzt im nächsten Schritt im Europäischen Rat und im Europa-Parlament diskutiert werden. Telefónica Deutschland wird diesen Prozess begleiten und Kommentare einbringen. Entscheidend ist aus unserer Sicht, dass bei allen künftigen Modellen keine zusätzlichen Investitions- und Bürokratiehürden für die Anbieter entstehen und Machbarkeit und Kundenfreundlichkeit im Fokus sind."

Holger Feistel, blau.de: Können den Rückgang der Margen kompensieren

blau hatte vor einigen Wochen selber seine Tarifstruktur stärker auf europäische Telefonate ausgerichtet und sieht in den Vorschlägen eine Chance: "Wir glauben, dass wir die Nutzung deutlich steigern und damit den Rückgang der Margen kompensieren können. Dazu müssen wir das Anrufverhalten der Kunden ändern. Viele schrecken noch vor Auslandstelefonie zurück, weil es zu teuer und unübersichtlich ist. Wir möchten den Kunden ermöglichen, sich beim Thema Mobiltelefonie europaweit so zu verhalten, wie in Deutschland. Damit kommen wir den Kundenansprüchen nach, die wir in Umfragen, auch unter Passanten auf der Straße, ermittelt haben und die auch von einer repräsentativen Studie der forsa bestätigt werden. Es ist für unsere Kunden nicht einsehbar, warum man sich in einem modernen Europa in einem Telefonieverhalten der siebziger Jahre befindet."

Alle Informationen zu den EU-Vorschlägen finden Sie in unserer Meldung.

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