Dementi

EU-Kommission: Kein Breitband im Trinkwasser

Sprecher: "Wollten keine Datenkabel in Wasserleitungen"
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Verlegung von Leitungen für mehr Datenraten Verlegung von Leitungen für mehr Datenraten
Foto: Thorsten Neuhetzki
Die EU-Kommission will offenbar doch keine Trinkwasserleitungen für Datenkabel nutzen. Entsprechende Medienberichte hat der Sprecher der zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes heute in Brüssel zurückgewiesen. Man fühlt sich offenbar falsch verstanden. "Dies war niemals ein Kommissionsvorschlag und wird es niemals sein", sagte er. "Das macht keinen Sinn, es wäre zu gefährlich."

Gestern hatten die Bundesregierung und das Umweltbundesamt einhellig solche Planungen zurückgewiesen. Es hieß, die Sauberkeit des Wassers sei dadurch gefährdet. Selbst wenn sterilisierte Kabel verwendet würden, könnten durch Bauarbeiten und Wartungen entsprechende Probleme auftreten.

Die Kommission machte nun deutlich, man habe angeregt, verschiedene Leitungen durch gemeinsame Rohre zu verlegen, zum Beispiel für Strom, Wärme oder Gas. Dies soll die Kosten für den Ausbau schneller Internetverbindungen drücken. Datenkabel könnten so neben bestehenden Leitungen verlegt werden - aber nicht innerhalb von Wasserleitungen. "Das bedeutet keinesfalls Abstriche bei der Sicherheit. Es hat niemals eine Empfehlung gegeben, Breitbandleitungen in irgendwelche anderen Leitungen zu packen, ob für Wasser oder etwas anderes."

Vorgeschlagene Praxis in Teilen schon Realität

Verlegung von Leitungen für mehr Datenraten Verlegung von Leitungen für mehr Datenraten
Foto: Thorsten Neuhetzki
Die Nutzung von bestehenden Wasserleitungen wäre aus einem Gesichtspunkt sinnvoll: Die Leitungen existieren zu nahezu allen Häusern in Deutschland. Durch die Leitung könnte rein physikalisch ohne Probleme ein Glasfaserkabel gelegt werden, um teure Erdarbeiten auf dem Land zum Verlegen weiterer Rohre zu vermeiden.

Was das gemeinsame Verlegen von Rohren für Internet und Telefon mit Gas, Wasser oder Strom angeht, so ist der EU-Vorschlag jedoch eher alter Wein in neuen Schläuchen. Im deutschen TKG sind derartige Vorgehen bereits seit der Novelle im vergangenen Jahr verankert (§ 68), in einigen Bundesländern wird schon seit längerem beim Straßenbau auch ein Leerrohr für spätere Verwendung verlegt. Auch in anderen Ländern, etwa Schweden, werden bei großflächigen Grabungsarbeiten aktuell Glasfaserleitungen mitverlegt, so dass die Bürger dort nach den belastenden Bauarbeiten nicht nur eine bessere Versorgung mit Gas oder Wärme, sondern auch schnelleres Internet haben.

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