EU: Apple muss auch iPad für alternative App-Stores öffnen
Apple muss nach dem iPhone auch für das iPad alternative App-Marktplätze zulassen. Das ist die Folge einer Entscheidung der EU-Kommission, mit der das Betriebssystem iPadOS nun doch als "Gatekeeper" eingestuft wurde. Apple hat jetzt sechs Monate Zeit, die weitreichenden Regeln des Gesetzes für Digitale Märkte (Digital Markets Act) umzusetzen. Für das iPhone gilt die Öffnung bereits seit Anfang März.
Wie für die Smartphones muss der US-Konzern in der EU nun auch beim iPad die Installation von Anwendungen über alternative App-Stores ermöglichen. Außerdem muss das Tablet-Betriebssystem iPadOS künftige auch vollwertige Browser anderer Hersteller unterstützen. Sprich: Die Browser müssen nicht mehr auf WebKit von Apple basieren, sondern können eigene Engines verwenden.
Apple muss das iPad öffnen
Foto: Apple
Im Unterschied zum iPhone-System iOS hatten die EU-Regulierer iPadOS ursprünglich nicht als Gatekeeper-Dienst eingestuft, weil das Betriebssystem innerhalb der EU weniger als 45 Millionen aktive Nutzer zählt und damit unter dem gesetzlich festgelegten Wert liegt. Margrethe Vestager, Vizepräsidentin der EU-Kommission, sagte, eine Marktuntersuchung habe gezeigt, dass das iPadOS trotz des Nichterreichens der Schwellenwerte einen wichtigen Zugang darstelle, auf den viele Unternehmen angewiesen seien, um ihre Kunden zu erreichen. "Die heutige Entscheidung wird sicherstellen, dass Fairness und Anfechtbarkeit auch auf dieser Plattform gewahrt bleiben", sagte die dänische Politikerin, die in der EU-Kommission für Wettbewerbspolitik zuständig ist.
EU-Kommission will Marktentwicklungen weiter beobachten
Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, erklärte, die Kommission werde die Marktentwicklungen weiter beobachten. "Wir werden auch nicht zögern, neue Untersuchungen einzuleiten, sollten andere Dienste unterhalb der Schwellenwerte Merkmale aufweisen, die als wichtige Gateways für Geschäftskunden gelten."
Apple betont in der Debatte um App-Store-Alternativen, der Download von Apps aus anderen Quellen sei mit Risiken für Nutzer verbunden, die man schützen müsse. "Wir werden weiterhin konstruktiv mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten, um den Digital Markets Act mit allen betreffenden Services einzuhalten", erklärte ein Apple-Sprecher. Der Konzern fokussiere sich weiterhin darauf, den europäischen Kundinnen und Kunden bestmögliche Produkte und Services zu bieten, und gleichzeitig die neuen Datenschutz- und Datensicherheitsrisiken zu minimieren, die der Digital Markets Act mit sich bringe.
Wie für das iPhone gelten Regelungen auch auf dem iPad nur innerhalb der Europäischen Union. Das Tablet muss mit einer Apple-ID mit Adresse in der EU genutzt werden. Vorübergehend, aber nicht dauerhaft, stehen alternative App-Marktplätze auch dann zur Verfügung, wenn der Nutzer mit seinem iPad die Europäische Union verlässt.
Wie berichtet ist erst vor wenigen Tagen der erste alternative App-Shop für das iPhone gestartet, der auch von Endverbrauchern genutzt werden kann.