Themenspezial: Verbraucher & Service EU-Wallet

Digitale Identität: EU startet Feldtests

Bereits im September 2020 hat EU-Kommis­sions­prä­sidentin Ursula von der Leyen eine sichere digi­tale Iden­tität für die EU-Bürger ange­kün­digt. In verschie­denen Feld­ver­suchen soll nun getestet werden, wie eine digi­tale Brief­tasche in Europa konkret funk­tio­nieren kann.
Von dpa /

Die Euro­päi­sche Union hat heute einen groß­ange­legten Feld­ver­such gestartet, um den Bürge­rinnen und Bürgern eine sichere digi­tale Iden­tität zu ermög­lichen. Den Anfang machen Mobil­funk-Provider aus Deutsch­land, Frank­reich, Öster­reich, Polen, Nieder­lande Grie­chen­land und der Ukraine, die eine Frei­schal­tung von SIM-Karten mit Hilfe einer digi­talen Wallet (Brief­tasche) erproben. In der Bundes­repu­blik betei­ligen sich die Betreiber o2/Telefónica, Telekom und Voda­fone an dem Projekt.

Die Pilot­pro­jekte für EU Digital Iden­tity Wallets werden durch das deutsch-fran­zösisch geführte Konsor­tium Poten­tial verant­wortet. Ziel ist es, die digi­talen Ausweis­funk­tionen weiter­zuent­wickeln und EU-weit zu stan­dar­disieren. Dabei sollen fünf verschie­dene Nutzer­sze­narien durch­gespielt werden.

Fünf verschie­dene Nutzer­sze­narien

In Feldversuchen soll getestet werden, wie eine digitale Brieftasche in Europa funktionieren kann In Feldversuchen soll getestet werden, wie eine digitale Brieftasche in Europa funktionieren kann
Bild: picture alliance/dpa | Christoph Dernbach
Im ersten Szenario geht es darum, eine elek­tro­nische Iden­tifi­zie­rung und Authen­tifi­zie­rung für Dienste einer digi­tali­sierten Verwal­tung zu ermög­lichen. An zweiter Stelle steht der digi­tale Iden­titäts­nach­weis bei einer Konto­eröff­nung, um aufwen­dige ID-Verfahren wie Video-Ident über­flüssig zu machen. Das dritte Szenario ist die digi­tale ID-Lösung bei der Regis­trie­rung einer SIM-Karte. Das vierte Szenario soll die Anmie­tung eines Autos erleich­tern, indem die notwen­dige Fahr­erlaubnis digital nach­gewiesen werden kann. Beim fünften Szenario geht es darum, eine quali­fizierte elek­tro­nische Signatur zu erstellen.

Um die unter­schied­lichen Anwen­dungs­mög­lich­keiten einer EU-Wallet zu erproben, versam­meln sich nach Angaben der EU 148 Teil­nehmer aus 19 EU-Mitglied­staaten und der Ukraine in dem Konsor­tium. Manche Daten­schützer sehen das Projekt kritisch. Sie befürchten unter anderem, dass eine EU-ID-Lösung dazu beitragen könne, die Menschen im Netz über verschie­dene Dienste hinweg mit uner­wünschter Werbung zu verfolgen.

In zwei Punkten sind die System­archi­tekten der EU-Wallet den Kriti­kern bereits entge­gen­gekommen. Zum einen verzichten sie wohl auf eine dauer­hafte Perso­nen­kenn­ziffer für die ID-Wallet. Diese Kenn­ziffer war zuvor als "Seri­ennummer für Menschen" kriti­siert worden. Zum anderen kommt wohl keine Block­chain-Technik bei dem Spei­cher­kon­zept zum Einsatz, obwohl in einer offen einseh­baren Daten­bank ohnehin nur der öffent­liche Teil des Schlüs­sel­paars ("Public Key") für die Verschlüs­selung der Daten gespei­chert worden wäre.

"Wer sich eindeutig im Internet iden­tifi­ziert, schafft Vertrauen"

T-Systems-Chef Adel Al-Saleh hob heute die Vorteile einer euro­päi­schen ID-Lösung hervor. "Sichere digi­tale Iden­titäten sind ein Quan­ten­sprung für alles, was wir im Internet tun. Wer sich eindeutig im Internet iden­tifi­ziert, schafft Vertrauen. Davon profi­tieren nahezu alle Lebens­bereiche." Michael Jung­wirth aus der Geschäfts­lei­tung von Voda­fone Deutsch­land erklärte, Digi­tali­sie­rung müsse sicher und einfach sein. Sie dürfe auch nicht an den Landes­grenzen enden. "Das gilt auch für die Online-Ausweis­funk­tion. Echten Mehr­wert bringt eine digi­tale Iden­tität nämlich dann, wenn die Menschen sie nutzen. Und das tun sie, wenn sie der Anwen­dung vertrauen können und die Hand­habung unkom­pli­ziert ist."

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