Themenspezial: Verbraucher & Service Währung

Fakten zum Digitalen Euro: Das ist richtig, das ist falsch

Den Euro könnte es in ein paar Jahren in neuer Form geben: Eine digi­tale Version würde Schein und Münze ergänzen. Die Vorar­beiten zum digi­talen Euro laufen seit geraumer Zeit.
Von dpa /

Seit Jahren tüfteln die Währungs­hüter im Euro­raum an einem digi­talen Euro. Noch ist nicht entschieden, ob und wann eine digi­tale Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung einge­führt wird. Doch allein die Vorbe­rei­tungen sorgen für Gesprächs­stoff, Gerüchte und Behaup­tungen, die es einzu­ordnen gilt.

"Das Bargeld wird abge­schafft" - Falsch

Fakten: "Ein digi­taler Euro würde das Bargeld ergänzen, es aber nicht ersetzen", versi­chert die Euro­päi­sche Zentral­bank (EZB). "Der digi­tale Euro wäre eine elek­tro­nische Form von Bargeld für die digi­tali­sierte Welt. Mit ihm hätten Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher die Möglich­keit, neben Bank­noten und Münzen auch eine digi­tale Form von Zentral­bank­geld zu nutzen." Nach dem Willen der EU-Kommis­sion soll der digi­tale Euro zusätz­lich zu Schein und Münze gesetz­liches Zahlungs­mittel werden. Fragen und Antworten zum Digitalen Euro Fragen und Antworten zum Digitalen Euro
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Die Behörde in Brüssel will sogar per Gesetz sicher­stellen, dass Bargeld in der Euro­päi­schen Union weiterhin breit akzep­tiert wird und Verbrau­cher flächen­deckend Zugang dazu haben. "Um den Status des Bargelds als gesetz­liches Zahlungs­mittel in der Praxis zu erhalten, muss der leichte Zugang zu Euro-Bargeld gewähr­leistet sein, denn wenn die Bürger keinen Zugang zu Bargeld haben, können sie nicht damit bezahlen, und der Status als gesetz­liches Zahlungs­mittel wird unter­graben", heißt es in einem Ende Juni 2023 vorge­legten Geset­zes­vor­schlag der EU-Kommis­sion. Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher sollen frei entscheiden können, ob sie bar oder unbar bezahlen.

"Digi­tales Bezahlen nimmt zu" - Richtig

Fakten: Zwar ist Bargeld im Euro­raum immer noch das am häufigsten verwen­dete Zahlungs­mittel an der Laden­kasse, wie aus einer Ende 2022 veröf­fent­lichen Analyse der EZB hervor­geht. Doch gemessen am Wert über­trafen Karten­zah­lungen seiner­zeit erst­mals Scheine und Münzen. Umfrage belegen immer wieder: Die Corona-Pandemie hat den Trend zu elek­tro­nischen Zahlungs­mit­teln beschleu­nigt.

"Wer digital bezahlt, wird über­wacht" - Bedingt

Fakten: Voll­kommen anonym bleibt nur, wer mit Bargeld zahlt. Die Bundes­bank schreibt schon in ihrem Monats­bericht April 2021, "voll­stän­dige Anony­mität von Zahlungen ohne jegliche digi­tale Spuren" lasse sich "mit digi­talem Geld nicht darstellen". Das gilt aller­dings auch für andere elek­tro­nische Formen des Bezah­lens.

Beim digi­talen Euro könnten wie bei anderen digi­talen Bezahl­vor­gängen umfas­sende Infor­mationen über einzelne Geschäfts­akti­vitäten gesam­melt werden. Die Entwickler bemühen sich um Daten­schutz und Wahrung der finan­ziellen Privat­sphäre, wie Bundes­bank-Vorstand Burk­hard Balz, der in das Projekt einge­bunden ist, versi­cherte. Balz sagte zugleich: "Voll­stän­dige Anony­mität kann es dabei nicht geben, da natür­lich die Vorschriften zur Geld­wäsche­bekämp­fung und zur Verhin­derung von Terro­ris­mus­finan­zie­rung einzu­halten sind. Aber es ist durchaus vorstellbar, dass geringe Beträge mit einem noch­mals höheren Grad an Privat­sphäre abge­wickelt werden können."

"Der digi­tale Euro ist über­flüssig" - Bedingt

Fakten: In der Tat gibt es bereits reich­lich Möglich­keiten, bargeldlos zu bezahlen: per Giro- oder Kredit­karte, mit dem Smart­phone oder der Smart­watch und Diensten wie Apple Pay oder Google Pay sowie - von Millionen Menschen zum Beispiel beim Online-Shop­ping genutzt - per Paypal. Die Aufzäh­lung belegt aller­dings auch: Der digi­tale Zahlungs­ver­kehr in Europa ist domi­niert von privat­wirt­schaft­lichen Anbie­tern aus dem außer­euro­päi­schen Ausland, vor allem aus den USA. Dem wollen die Euro­päer ein eigenes Angebot entge­gen­setzen. Mit einem digi­talen Euro würde die Abhän­gig­keit von inter­natio­nalen Konzernen sinken, die Menschen bekämen eine Digi­tal­wäh­rung, deren Stabi­lität von der EZB garan­tiert würde. Ein weiterer Vorteil für Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher: Wenn es insge­samt mehr Ange­bote für das digi­tale Bezahlen gibt, könnte das nach Einschät­zung von EZB und EU-Kommis­sion auch dazu führen, dass deren Nutzung billiger wird.

"Der digi­tale Euro ist nichts anders als Bitcoin und Co." - Falsch

Fakten: Im Gegen­satz zu soge­nannten Kryp­towäh­rungen wie Bitcoin und Ether, deren Kurse oft stark schwanken, böte die Einfüh­rung einer virtu­ellen euro­päi­schen Währung Privat­anle­gerinnen und -anle­gern eine stabi­lere Alter­native, da sie eins zu eins an den Euro gekop­pelt wäre. Die EZB würde wie beim Bargeld die Stabi­lität einer digi­talen Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung garan­tieren. "Wir sehen einen digi­talen Euro als eine digi­tale Form von Bargeld, mit der sämt­liche digi­talen Zahlungen kostenlos möglich sind und die die höchsten Daten­schutz­stan­dards erfüllt", erklärte EZB-Präsi­dentin Chris­tine Lagarde.

"Jeder Bürger muss für den digi­talen Euro ein Konto bei der EZB haben" - Falsch

Fakten: Die Finanz­indus­trie soll eine Schlüs­sel­rolle spielen, wie Bundes­bank-Vorstand Balz klar­stellte. "Das Euro­system wird keine Geschäfts­bank für die Bürge­rinnen und Bürger Europas. Das Euro­system würde den digi­talen Euro zwar ausgeben, aber nicht selbst an die Endnutzer verteilen", sagte Balz in einer Rede Ende November in Berlin. "Beauf­sich­tigte Inter­mediäre sollen in ihrer gewohnten Rolle an der Schnitt­stelle zum Kunden agieren." Damit sind zum Beispiel Banken gemeint. Diese könnten den digi­talen Euro wie Bargeld von den Noten­banken beziehen, Verbrau­cher bekämen ihn dann in einer digi­talen Geld­börse, einer soge­nannten Wallet zur Verfü­gung gestellt.

In einer weiteren Meldung lesen Sie: Jeder Fünfte würde digi­talen Euro häufiger nutzen.

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