Themenspezial: Verbraucher & Service Bezahlsysteme

Währung: Fragen und Antworten zum digitalen Euro

Bis die Menschen im Euro­raum sie nutzen können, wird es noch ein paar Jahre dauern. Die Euro-Währungs­hüter arbeiten jedoch bereits intensiv an einer digi­talen Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung.
Von dpa /

Noch ist der digi­tale Euro Zukunfts­musik. Doch getüf­telt wird an einer Ergän­zung zu Schein und Münze seit Jahren. An diesem Mitt­woch entscheidet die Euro­päi­sche Zentral­bank (EZB), wie es mit dem Projekt weiter­geht. Dabei geht es aller­dings nicht darum, ob eine digi­tale Vari­ante der euro­päi­schen Gemein­schafts­wäh­rung tatsäch­lich einge­führt wird, wie Bundes­bank-Vorstand Burk­hard Balz Anfang der Woche betonte. Der EZB-Rat entscheide zunächst, ob sich nach zwei Jahren tech­nischer Vorar­beiten nun eine soge­nannte Vorbe­rei­tungs­phase anschließen soll.

Soll das Bargeld abge­schafft werden?

Der Digitale Euro soll kommen Der Digitale Euro soll kommen
Bild: dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Nein - das beteuern sowohl die EZB als auch die EU-Kommis­sion immer wieder. Der digi­tale Euro sei eine Ergän­zung zu Schein und Münze, kein Ersatz für Bargeld. "Der digi­tale Euro wäre eine elek­tro­nische Form von Bargeld für die digi­tali­sierte Welt. Mit ihm hätten Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher die Möglich­keit, neben Bank­noten und Münzen auch eine digi­tale Form von Zentral­bank­geld zu nutzen", erklärt die EZB.

Brüssel will sogar per Gesetz sicher­stellen, dass Bargeld in der Euro­päi­schen Union weiterhin breit akzep­tiert wird und Verbrau­cher flächen­deckend Zugang dazu haben. "Um den Status des Bargelds als gesetz­liches Zahlungs­mittel in der Praxis zu erhalten, muss der leichte Zugang zu Euro-Bargeld gewähr­leistet sein, denn wenn die Bürger keinen Zugang zu Bargeld haben, können sie nicht damit bezahlen und der Status als gesetz­liches Zahlungs­mittel wird unter­graben", heißt es in einem Ende Juni vorge­legten Geset­zes­vor­schlag der EU-Kommis­sion. Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher sollen frei entscheiden können, ob sie bar oder unbar bezahlen.

Wann soll ein digi­taler Euro verfügbar sein?

Nach Über­zeu­gung des Bundes­bank-Präsi­denten Joachim Nagel wird der digi­tale Euro in wenigen Jahren zum Alltag der Menschen gehören. In etwa vier Jahren "werden wir (...) mit dem digi­talen Euro bezahlen können", sagte Nagel im Juli.

Wie ist der Trend beim Bezahlen?

Bezahlen ohne Scheine und Münzen gewinnt an Bedeu­tung. Zwar ist Bargeld im Euro­raum immer noch das am häufigsten verwen­dete Zahlungs­mittel an der Laden­kasse, wie aus einer Ende Dezember veröf­fent­lichten Studie der EZB hervor­geht. Doch gemessen am Wert über­trafen Karten­zah­lungen erst­mals Scheine und Münzen. Die Corona-Pandemie habe den Trend zu elek­tro­nischen Zahlungs­mit­teln beschleu­nigt, stellten die Euro-Währungs­hüter fest. Eine Mehr­heit der Verbrau­cher bevor­zuge nun elek­tro­nische Zahlungs­mittel.

Gibt es nicht schon ausrei­chend Ange­bote zum digi­talen Bezahlen?

Der digi­tale Zahlungs­ver­kehr in Europa ist domi­niert von auslän­dischen Anbie­tern. Allen voran der US-Riese PayPal, aber auch Apple Pay oder Google Pay als Bezahl­dienste großer US-Tech-Konzerne werden zuneh­mend genutzt. Dem wollen die Euro­päer ein eigenes Angebot entge­gen­setzen. Mit einem digi­talen Euro würde die Abhän­gig­keit von inter­natio­nalen Konzernen sinken, die Menschen bekämen eine Digi­tal­wäh­rung, deren Stabi­lität durch die EZB garan­tiert wäre.

Im Gegen­satz zu soge­nannten Kryp­towäh­rungen wie Bitcoin und Ether, deren Kurse oft stark schwanken, böte die Einfüh­rung einer virtu­ellen euro­päi­schen Währung Privat­anle­gerinnen und -anle­gern eine stabi­lere Alter­native, da sie eins zu eins an den Euro gekop­pelt wäre. Wenn es insge­samt mehr Ange­bote für das digi­tale Bezahlen gibt, könnte das nach Einschät­zung von EZB und EU-Kommis­sion auch dazu führen, dass deren Nutzung billiger wird: "Mit einem digi­talen Euro würden (...) die Gebühren sinken, die Verbrau­cher für Zahlungen entrichten, denn er würde den Wett­bewerb in Europa beflü­geln."

Wie soll ein digi­taler Euro in der Praxis funk­tio­nieren?

Banken könnten den digi­talen Euro wie Bargeld von den Noten­banken beziehen. Verbrau­cher würden ihn in einer digi­talen Geld­börse, einer soge­nannten Wallet, gutge­schrieben bekommen. Dann könnte man zum Beispiel per Smart­phone überall im Euro­raum mit dem digi­talen Euro bezahlen. Nach Angaben von Bundes­bank-Vorstand Balz zeichnet sich ab, "dass der digi­tale Euro auch in einer Offline-Vari­ante zur Verfü­gung gestellt würde". Somit wären Zahlungen auch dann möglich, wenn Internet- oder Mobil­funk­ver­bin­dung gerade nicht funk­tio­nieren.

Weil der digi­tale Euro wie das Euro-Bargeld den Status eines gesetz­lichen Zahlungs­mit­tels haben soll, wären Händler verpflichtet, den digi­talen Euro zu akzep­tieren. Aller­dings sind Ausnahmen vorge­sehen: Ein kleiner Kiosk, der bisher nur Bargeld annimmt, weil er kein Karten­lese­gerät hat, soll nicht zur Annahme gezwungen werden.

Welche Bedenken gibt es gegen einen digi­talen Euro?

Vor allem das Thema Daten­schutz treibt viele Menschen um. Wie bei anderen digi­talen Bezahl­vor­gängen könnten beim digi­talen Euro umfas­sende Infor­mationen über einzelne Geschäfts­akti­vitäten gesam­melt werden. Die Entwickler nehmen die Bedenken sehr ernst, wie Bundes­bank-Vorstand Balz versi­chert. Daten­schutz und die Wahrung der finan­ziellen Privat­sphäre seien wich­tige Eigen­schaften eines digi­talen Zahlungs­mit­tels. Balz sagt aber zugleich: "Voll­stän­dige Anony­mität kann es dabei nicht geben, da natür­lich die Vorschriften zur Geld­wäsche­bekämp­fung und zur Verhin­derung von Terro­ris­mus­finan­zie­rung einzu­halten sind. Aber es ist durchaus vorstellbar, dass geringe Beträge mit einem noch­mals höheren Grad an Privat­sphäre abge­wickelt werden können."

Gibt es schon digi­tale Währungen?

In mehr als 100 Staaten beschäf­tigten sich derzeit Experten mit der Entwick­lung und Anwen­dung digi­talen Zentral­bank­geldes (Central Bank Digital Curren­cies - CBDC). China zum Beispiel arbeitet schon länger an einer digi­talen Vari­ante seiner Währung Renminbi. In Europa vergleichs­weise weit voran­geschritten ist das Projekt E-Krona der schwe­dischen Zentral­bank, denn in dem skan­dina­vischen Land wird Bargeld kaum noch genutzt. Auch die Briten treiben das Thema voran: Anfang Februar 2023 teilten das briti­sche Finanz­minis­terium und die Bank of England mit, die Einfüh­rung eines digi­talen Pfunds zu prüfen.

Seit dem vergan­genen Monat unter­stützt eine weitere Bank Apple Pay. Um welche es sich dabei handelt, lesen Sie in einer weiteren News.

Mehr zum Thema Mobile Payment