Eiertanz

EU will Roaming-Gebühren vielleicht doch nicht abschaffen

Kommissarin Neelie Kroes von der wirtschaftlichen Realität eingeholt
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EU will Roaming-Gebühren vielleicht doch nicht abschaffen EU will Roaming-Gebühren vielleicht doch nicht abschaffen
Foto: teltarif.de
Lange Zeit sprach EU-Kommissarin Neelie Kroes enthusiastisch von einer kompletten Abschaffung der Roaming-Gebühren auf EU-Ebene. Doch neuesten Äußerungen zufolge wackelt dieser Plan. Es könnte sein, dass die Kommissarin von der wirtschaftlichen Realität eingeholt wurde.

Bisher stand in einem EU-Entwurf zur Regulierung der Roaming-Gebühren, dass diese in Zukunft erheblich sinken sollen. Von einer Senkung um bis zu 90 Prozent war seinerzeit die Rede. Doch eine neue Fassung des Entwurfs beziehungsweise ein ganz neuer Entwurf soll diesen Passus nun nicht mehr enthalten.

Hat die Lobby der Netzbetreiber und Provider Druck gemacht?

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Der Nachrichtenagentur Reuters [Link entfernt] lag offenbar der neue Entwurf vor, in dem nicht mehr von der geplanten Senkung die Rede sein soll. Die Kollegen von Reuters stellen die These auf, dass diesem Schritt eine massive Intervention der Lobbyverbände vorausgegangen sein könnte, die die Interessen der Netzbetreiber und Provider vertreten.

Branchenbeobachtern zufolge soll sich die Kommissarin kürzlich mit hohen Vetretern von Orange, Telecom Italia, Telefónica und der Deutschen Telekom getroffen haben. Was dort besprochen wurde blieb geheim, es ist aber zu vermuten, dass die Unternehmer mit Neelie Kroes deutliche Worte gesprochen haben. Das Problem ist, dass die Telekom-Konzerne in den EU-Ländern ganz verschiedene Voraussetzungen beispielsweise bei der Regulierung haben. Während in einigen Staaten Funkfrequenzen recht günstig abgegeben werden, müssen andere Netzbetreiber dafür horrende Lizenzgebühren bezahlen und diese zwangsweise hinterher wieder durch die Tarifgestaltung, durch Interconnect-Gebühren und eben Roaming-Einnahmen refinanzieren.

Im ursprünglichen EU-Entwurf war davon die Rede, dass Gesprächsminuten auf EU-Ebene von 2014 bis 2022 auf maximal 3 Cent Minutenpreis begrenzt werden. Gegenüber der momentanen Höchstgrenze von 10 Cent wäre dies eine Reduzierung um 70 Prozent. Fürs Mobile Internet sollte der Preis pro MB von momentan 15 Cent auf 1,5 Cent sinken. Davon ist im aktuellen Entwurf wohl gar nichts mehr zu lesen.

Dies muss nicht bedeuten, dass die EU die Abschaffung der Roaming-Gebühren komplett ad acta gelegt hat. Zu vermuten ist eher, dass die Senkung langsamer und in einem für die Netzbetreiber wirtschaftlich vertretbareren Rahmen abläuft als bisher geplant. Ein Sprecher von Neelie Kroes äußerte heute in Brüssel, man wolle auf jeden Fall die Senkung der Gebühren weiter vorantreiben, beispielsweise mit Anreizen für die Telekom-Konzerne.

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