EU-Prüfung: Ist TikTok für die Psyche gefährlich?
EU-Verfahren gegen Tiktok
picture alliance/dpa
Die Europäische Kommission hat erneut ein Verfahren
gegen die Online-Plattform TikTok eröffnet. Es soll geprüft werden,
ob der chinesische Konzern mit der App TikTok Lite die psychische
Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und damit gegen EU-Regeln
verstößt, wie die Kommission heute in Brüssel mitteilte.
Besonders beunruhigt sei man über ein Aufgaben- und Belohnungsprogramm. Dieses ermögliche es den Nutzern, Punkte zu sammeln, wenn sie bestimmte Aufgaben in der App-Version TikTok Lite erfüllen - wie das Ansehen von Videos oder die positive Bewertung ("Liken") von Inhalten. Dies könne süchtig machen und sei besonders besorgniserregend für Kinder, da nicht erkennbar sei, dass das Alter der Nutzer wirksam überprüft werde.
Die Kommission kritisiert, dass der Konzern die Version der App in Frankreich und Spanien herausgebracht habe, ohne vorher die damit verbundenen Risiken in einem Bericht zu bewerten. Ein solcher Bericht sollte bis zum 18. April vorgelegt werden - nach Angaben der Brüsseler Behörde hat TikTok das versäumt.
Innerhalb von 24 Stunden Risikobewertung vorlegen
EU-Verfahren gegen Tiktok
picture alliance/dpa
Die Online-Plattform wird nun aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden
eine Risikobewertung der neuen Belohnungsfunktionen vorzulegen,
andernfalls drohten tägliche Geldstrafen. Der Kommission zufolge
können beispielsweise Geldbußen von bis zu ein Prozent der gesamten
Jahreseinnahmen oder des weltweiten Umsatzes auf TikTok zukommen.
Bereits Mitte Februar hatte die EU-Kommission ein Verfahren gegen TikTok eröffnet. Es solle geprüft werden, ob der Online-Riese genug gegen die Verbreitung illegaler Inhalte vorgeht und etwa beim Jugendschutz, und Werbetransparenz gegen EU-Regeln verstößt, hatte es von der Kommission geheißen. Zuvor hatte sie eine Voruntersuchung durchgeführt. Auch gegen X (früher Twitter) hatte Brüssel schon ein ähnliches Verfahren auf den Weg gebracht. Online-Plattformen werden von einem neuen EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte wie Hassrede und Hetze im Netz vorzugehen.
TikTok reagierte inzwischen auf die EU-Vorgaben und setzt das möglicherweise süchtig machende Belohnungs-Programm erst einmal aus.
Aus einer neuen Datenbank der EU geht hervor, welche Inhalte Facebook, Instagram oder TikTok löschen und einschränken. Doch eine Plattform fällt durch eine besonders niedrige Zahl auf.