Neelie Kroes: "Außerhalb von Städten sind Sie 2.-Klasse-Bürger"
Neelie Kroes ist verärgert
über die schleppende Freigabe
der 800-MHz-Frequenzen
in Europa
Foto: dpa
Die EU-Kommission beklagt die schleppende Freigabe
des 800-Megaherz-Frequenzbands für LTE in Europa. Lediglich in
Deutschland, Estland und Schweden gebe es derzeit einen fortgeschrittenen 4G-Rollout, in
weiteren acht Ländern sei bislang zumindest die Umsetzung der Frequenz-Freigabe
vollzogen worden.
Viele EU-Staaten halten vereinbarte Umsetzung nicht ein
Neelie Kroes ist verärgert
über die schleppende Freigabe
der 800-MHz-Frequenzen
in Europa
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In den restlichen der 28 EU-Staaten sieht es indes düster aus: 14 Staaten haben eine
Ausnahmegenehmigung bei der EU beantragt, weil sie die vereinbarte Frist zur Freigabe des
800-MHz-Bands nicht einhalten konnten.
"Nur ungern" habe man neun der 14 Anträge - allerdings mit zeitlicher und inhaltlicher Beschränkung - genehmigt, sagt EU-Kommissions-Vizepräsidentin Neelie Kroes. Die restlichen fünf Mitgliedsländer hätten sich nicht auf außergewöhnliche Umstände berufen können, die die Verzögerung rechtfertigen würden. Die Ausnahmeregelungen seien allerdings "das letzte derartige Zugeständnis", konstatiert Kroes. "Jede Verzögerung bei der Freigabe von Frequenzen schadet unserer Wirtschaft und frustriert die Bürger."
Kroes: Außerhalb von Städten gibt es nur Zweite-Klasse-Bürger
In einer heute versendeten Presseerklärung wird Kroes deutlicher: "Außerhalb von Städten sind Sie ein mobiler Zweite-Klasse-Bürger", wettert die EU-Kommissarin - und legt nach: "Ich bin auf der Seite der Bürger, der Steuerzahler und der Wähler, die ihre Handys und Tablets vernünftig nutzen wollen. Es ist frustrierend, wenn mein Telefon in Brüssel das Arbeiten einstellt, weil wir hier nur 3G haben. Millionen teilen meinen Frust jeden Tag."
Man laufe den USA beim Thema 4G meilenweit hinterher, sagt Kroes. Hier hätten 90 Prozent der Bevölkerung Zugang zu LTE, während in Europa drei von vier Menschen kein LTE nutzen könnten - in Regionen außerhalb von Städten praktisch überhaupt nicht.
Vorwurf: Hersteller verzichten auf 800-MHz-Unterstützung
Die schleppende Nutzung von LTE im 800-MHz-Band habe noch weitere Auswirkungen, warnt Neelie Kroes. So verzichteten Handy-Hersteller darauf, "die notwendigen Funkfrequenz-Chips einzusetzen, da zu wenige Länder die Nutzung desselben Frequenzbereichs fristgerecht ermöglicht" hätten.