Ex-Twitter: Wird X die EU-Regeln wirklich einhalten? (2. Update: Meta)
Elon Musks Online-Dienst X hat ausweichend auf einen Warnbrief der EU-Kommission wegen Falschinformationen zum Angriff der islamistischen Hamas auf Israel reagiert. X-Chefin Linda Yaccarino zählte in einer gut dreiseitigen Antwort am Mittwochabend (Ortszeit) die allgemeinen Plattform-Regeln und dementsprechend von X ergriffene Maßnahmen gegen illegale Inhalte auf.
Sie ging nicht direkt auf die von Breton erwähnten Berichte über die Verbreitung unter anderem von manipulierten Bildern, Mitschnitten aus Videospielen sowie falschen Informationen ein. Yaccarino forderte die Kommission auf, dem Dienst konkrete Details zu mutmaßlichen Verstößen vorzulegen, damit man Nachforschungen dazu anstellen könne.
X gibt sich ahnungslos
Breton pocht auf Einhaltung des DSA
Bild: picture alliance/dpa/CTK
Die Antwort passt zu ersten Reaktionen von Musk, der Breton bei X
zurückschrieb, dieser solle die Verstöße auflisten, "damit die
Öffentlichkeit sie sehen kann". Der Kommissar konterte: "Die Berichte
Ihrer Nutzer - und der Behörden - über Falschinformationen und die
Verherrlichung von Gewalt sind Ihnen gut bekannt." Musk gab sich auch
später noch ahnungslos, was gemeint sei.
Facebook, X, Google und viele andere müssen nach einem neuen EU-Gesetz - dem Digital Services Act (DSA) - strikt gegen illegale Inhalte wie zum Beispiel Hass und Hetze im Netz vorgehen. Bei Verstößen drohen ihnen saftige Geldbußen.
Nutzer, Politiker, Forscher und Organisationen kritisieren, dass bei X (ehemals Twitter) falsche Informationen und antisemitische Inhalte im Umlauf seien. Yaccarino wiederholte frühere Angaben, wonach X seit dem Wochenende gegen zehntausende Beiträge vorgegangen sei.
Auch Meta musste ermahnt werden
Am Mittwoch hatte Breton auch einen ähnlichen Brief an den Chef des Facebook-Konzerns Meta, Mark Zuckerberg, veröffentlicht. Er wolle unverzüglich über Einzelheiten der Maßnahmen informiert werden, die Facebook getroffen habe, um Falschinformationen einzudämmen, auch im Hinblick auf bevorstehende Wahlen in der EU, schrieb der Franzose.
Tech-Milliardär Musk hatte vor knapp einem Jahr Twitter gekauft und den Online-Dienst später in X umbenannt. Er entließ kurz nach der Übernahme rund die Hälfte der Belegschaft. Bei seinem Sparkurs verloren laut Medienberichten auch viele Mitarbeiter ihre Jobs, die für den Kampf gegen Falschinformationen zuständig waren. Die von Musk eingesetzte Yaccarino sagte jüngst allerdings, die entsprechenden Abteilungen würden inzwischen wieder aufgebaut. Jetzt schrieb sie, nach der Hamas-Attacke seien Ressourcen umverteilt worden.
1. Update 17:40 Uhr: Weiterer Brief an Tiktok
Nach Meta und X hat EU-Kommissar Thierry Breton auch an Tiktok einen Brief geschrieben und auf gefährliche Inhalte im Zusammenhang mit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel hingewiesen. Es lägen Hinweise vor, dass Tiktok für die Verbreitung illegaler Inhalte und Fakenews im Zusammenhang mit den Attacken auf Israel genutzt werde, schrieb Breton in einem Brief, den er heute auf X (ehemals Twitter) veröffentlichte. Gerade weil die Plattform viel von Kindern und Jugendlichen genutzt werde, sei Tiktok besonders verpflichtet, diese vor gewalttätigen Inhalten zu schützen.
Er erinnerte den Tiktok-Chef an die neuen EU-Gesetze für große Online-Plattformen, wonach illegale Inhalte schnellstmöglich gelöscht werden müssen. Außerdem soll Tiktok Maßnahmen ergreifen, damit die Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel zuverlässige Quellen von Terrorpropaganda unterscheiden können. Er bat um eine Antwort innerhalb von 24 Stunden. Ende des ersten Updates.
2. Update 14. Oktober: Facebook-Konzern verschärft Kontrolle von Inhalten
Der Facebook-Konzern Meta ergreift nach der Attacke der islamistischen Hamas auf Israel zusätzliche Maßnahmen gegen die Verbreitung illegaler und irreführender Inhalte im Netz. Allein in den ersten drei Tagen nach dem Angriff am Samstag vergangener Woche seien 795.000 Beiträge auf Arabisch und Hebräisch entfernt oder als verstörend markiert worden, teilte Meta am Freitag mit. In dieser Zeit seien in diesen Sprachen täglich sieben Mal mehr Beiträge als im Durchschnitt der vergangenen zwei Monate gelöscht worden.
Zu den weiteren Schritten gehöre, auf Hinweis jene Beiträge zu löschen, bei denen mutmaßliche Geiseln klar zu erkennen seien. Für eine Reihe von Schlagwörtern (Hashtags) bei Instagram, unter denen es zahlreiche Verstöße gegen Inhalte-Regeln gegeben habe, sei die Suchfunktion deaktiviert worden. Bei Live-Video lasse Meta besondere Vorsicht walten, auch angesichts von Drohungen der Hamas, Geiseln zu zeigen. Für einige Nutzer, die zuvor gegen Regeln verstoßen hätten, sei die Funktion deaktiviert worden.
Meta verwies auch darauf, dass der Konzern 2021 ein Netzwerk von Profilen mit Verbindung zur Hamas aufgespürt und entfernt habe. Diese Fake-Accounts hätten versucht, auf die Plattform zurückzukehren. Ende des zweiten Updates.
Der Kauf des Nachrichten-Dienstes Twitter durch Elon Musk stößt bei deutschen Unternehmen auf Skepsis. Das hat der Branchenverband Bitkom herausgefunden.