Telefon-Kriminalität

LKA: Betrug am Telefon ist "wucherndes Massenphänomen"

Und Verbraucherschützer bilanzieren: "Moderne Form der Landplage"
Von dpa / Marc Kessler

Call-Center-Angestellte Call-Center:
Oft für zwielichtige Geschäfte genutzt
Foto: Yuri Arcurs - Fotolia.com
Verbraucher sollten zunehmend nicht nur ihre Kontoauszüge, sondern auch ihre Telefonrechnungen sehr genau prüfen. Das zwielichtige "Gewerbe" der Telefon-Abzocker und Gewinnspiel-Betrüger missbrauche zunehmend die Telefonrechnungen, um unauffällig die Konten ihrer Opfer mit der monatlichen Abbuchung zu erleichtern, warnen das Landeskriminalamt (LKA [Link entfernt] ) und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Landeskriminalamt: "Wucherndes Massenphänomen"

Dies sei inzwischen ein "wucherndes Massenphänomen", sagte LKA-Chef Wolfgang Gatzke. In einem Fall seien binnen weniger Tage 14 000 Opfer um einen Betrag von insgesamt rund 670 000 Euro gebracht worden. Besonders Menschen über 60 Jahren stünden im Visier der Betrüger, weil sie "höflich und aufgeschlossen" seien.

Alles beginne meist mit einem freundlichen Anruf: "Sie wollen an unserem Gewinnspiel nicht mehr teilnehmen? Kein Problem, geben sie uns bitte ihre Kontonummer und wir stornieren für sie." Doch damit beginnen die Abbuchungen, oft mehrere hintereinander. Die Varianten seien vielfältig - den Tätern gehe es in der Regel aber vor allem darum, die Kontodaten in Erfahrung zu bringen.

Daten werden gehandelt

Call-Center-Angestellte Call-Center:
Oft für zwielichtige Geschäfte genutzt
Foto: Yuri Arcurs - Fotolia.com
Die Kriminalität am Telefon ist mittlerweile ein Millionengeschäft. Die gut organisierten Täter befehligen Call-Center, überrumpeln ihre Opfer mit ausgeklügelten Inkasso-Verfahren. Und wer einmal auf die Machenschaften hereingefallen ist, muss meist damit rechnen, dass die zwielichtigen Anrufe sich häufen, weil seine Daten zwischen den "Geschäftsleuten" wie eine kostbare Währung gehandelt werden.

Auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hatte im November vergangenen Jahres festgestellt: "Die Drücker an der Haustür sind mittlerweile ans Telefon abgewandert". Dabei meinte er unseriöse Unternehmen, die Produkte über Call-Center - oft per cold call - verkaufen.

Viele Opfer wehren sich nicht oder zu spät

Die Betrügereien hätten sich "zu einer modernen Form der Landplage entwickelt", sagte Verbraucherzentrale-Chef Klaus Müller. Und eine Telefonrechnung anzufechten, sei ein "äußerst mühseliges Unterfangen". Weil erfahrungsgemäß etwa die Hälfte der Opfer nicht sofort storniere und das Geld zurückbuchen lasse, sei das Geschäft für die Täter lukrativ.

Die Telefongesellschaften seien an den Machenschaften nicht beteiligt, sondern zum Inkasso sogar gesetzlich verpflichtet. "Diese Form des Inkasso ist nicht mehr tragbar", kritisiert Verbraucherschützer Müller und appelliert an die Politik: Telefonfremde Leistungen - wie die von Gewinnspielfirmen - sollten nur mit Zustimmung der Verbraucher abgerechnet werden dürfen.

Polizei rät: Grundsätzlich Anzeige erstatten

Bei unbefugten Abbuchungen sollten die Opfer auf jeden Fall Strafanzeige erstatten, damit es für die Täter teuer wird, rät die Polizei. Verbraucherschützer und Polizei lobten einige Sparkassen, die mittlerweile dazu übergegangen seien, ihre Kunden zu alarmieren, wenn sich verdächtige Abbuchungen häuften.

Weitere Artikel zum Thema unerwünschte Werbeanrufe

Weitere Meldungen zu unseriösen Zahlungsaufforderungen