Kupferleitung

Telekom will TAL-Vorleistung verteuern

Alternativanbieter sollen für Kupferleitung 2,29 Euro netto mehr zahlen
Von Thorsten Neuhetzki

Das Ende der TAL: Hier kommt die Kupferleitung der Telekom an Das Ende der TAL: Hier kommt die Kupferleitung der Telekom an
Foto: dpa
Die Deutsche Telekom hat bei der Bundesnetzagentur ein neues TAL-Entgelt beantragt. Die TAL, eine Abkürzung für die Teilnehmeranschlussleitung, gilt als die Kernvorleistung für die Alternativanbieter, die ihre Dienste über die Kupferleitung anbieten. Sie müssen diese TAL von der Telekom mieten, weil sie zwischen Vermittlungsstelle und Kunde keine eigenen Leitungen besitzen. Aktuell berechnet die Telekom monatlich 10,08 Euro netto für diese Leitung, dem Antrag nach will man das Entgelt auf 12,37 Euro netto monatlich erhöhen. Erstmals soll der Genehmigungszeitraum drei Jahre betragen und eine Verlängerungsoption auf weitere drei Jahre umfassen - und somit bis zum 31. Dezember 2019. Das derzeit gültige Entgelt läuft am 30. Juni 2013 aus. Für kürzere Strecken zwischen dem Kabelverzweiger und dem Anschluss in der Wohnung (KVz-TAL) hat die Telekom eine Erhöhung des monatlichen Entgelts von 7,17 auf 8,80 Euro (netto) beantragt.

"Wir nehmen EU-Kommissarin Neelie Kroes beim Wort und erwarten konkrete Anreize für unsere milliardenschweren Investitionsvorhaben", betont Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef bei der Telekom. Im Sommer hatte Kroes eine investitionsfreundlichere Regulierung zugesagt und langfristig stabile Preise für die letzte Meile angekündigt, die auch Faktoren wie die allgemeine Preissteigerung berücksichtigen.

VATM gegen Erhöhung der Kupfermiete

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Das überarbeitete deutsche Telekommunikationsgesetz ermögliche zudem, Kosten für Abfindungsprogramme und die Beschäftigungsgesellschaft Vivento bei der TAL anzuerkennen, erläutert die Deutsche Telekom in ihrer Pressemitteilung. "Die Bundesnetzagentur sollte jetzt die Chance für eine investitionsfreundliche Regulierungspolitik nutzen", so van Damme. Er wirbt um Weitblick der Behörde: "Wer Breitbandnetze massiv ausbaut, braucht Sicherheit darüber, dass die Infrastruktur nicht weiter entwertet wird." Auch andere Anbieter, die selbst in Netzinfrastruktur investieren, haben sich nach Telekom-Angaben für stabile TAL-Entgelte ausgesprochen - etwa die Kabelnetzbetreiber und die Buglas-Mitglieder.

Der VATM, dessen Mitglieder vor allem (aber nicht nur) in Fernverkehrsnetze investieren und auf der letzten Meile die Telekom nutzen, hat eine andere Auffassung. "Die Telekom baut meist dort, wo die Kabelnetzbetreiber schon größte Konkurrenz machen. Und der Ausbau mit Glasfaser bis in alle Häuser wird eher 20 als 10 Jahre dauern. Daher müssen wir es schaffen, die Glasfaser wenigstens bis in alle Gemeinden zu bekommen", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM. Wer hier investieren wollle - und das seien fast ausschließlich die Wettbewerber der Telekom - der dürfe nicht mit Mietentgelten für die letzten hundert Meter vom Ausbau abgehalten werden, "die aufgrund eines fiktiven Neupreises für das quasi abgeschriebene Kupfernetz festgelegt werden".

Mit den "künstlich hohen Vorprodukt-Preisen" sollten Investitionen der Kabelnetzbetreiber und der Unternehmen, die Glasfaser bis zum Haus und zur Wohnung (FTTB/FTTH) ausbauen, angeregt werden, so der VATM. "Statt 80 bis 100 Milliarden über Jahrzehnte in den FTTB/H-Ausbau zu stecken, müssen wir erst versuchen, den zehn Mal billigeren FTTC-Ausbau bis zum Kabelverzweiger zu schaffen, wenn wir die Ziele der Bundesregierung ernst nehmen." Ins gleiche Horn stößt auch Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer des Brekoverbands. "Die Telekom will ihre Cashcow weiter schlachten und veredelt unter anderem mit Vectoring vorhandene Infrastruktur. Den Wettbewerbern würde durch eine Erhöhung der TAL-Entgelte um den beantragten Betrag ins gesamt eine viertel Milliarde Euro für eine gleich bleibende Leistung entzogen." Dieses Geld würde den Anbietern für den weiteren Glasfaserausbau fehlen.

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