Was darf die Kupferleitung kosten?
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Telekom hat - wie heute Morgen berichtet -
einen Antrag auf höhere Entgelte
für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) gestellt. Ab 1. Juli will das
Unternehmen den Mitbewerbern demnach etwa zehn Prozent mehr
in Rechnung stellen, wenn diese eine Leitung der Telekom mieten,
um darüber eigene Dienste zu realisieren.
Wie nicht anders zu erwarten, sind die Wettbewerber wenig begeistert von diesem
Plan, bedeutet es für sie doch, dass die Kosten für die Bereitstellung eines
Anschlusses steigen.
"Die Telekom versucht erneut, höhere Preise für eine längst abgeschrieben Infrastruktur durchzusetzen.
Schon vor drei Jahren hatte sie versucht, höhere Preise für die Vorleistungen genehmigt zu bekommen", kritisiert Jürgen Grützner
vom Branchenverband VATM, der einen Teil der Wettbewerber
vertritt, gegenüber teltarif.de.
2013 wollte die Telekom sogar noch höhere Entgelte genehmigt bekommen:
Statt damals monatlich 10,08 Euro netto sollten es
12,37 Euro netto werden. Genehmigt wurden am Ende 10,19 Euro netto, die
bis 30. Juni gelten. Nun hat die Telekom ein Entgelt von 11,20 Euro netto beantragt.
Breko und VATM kritisieren Pläne
Was darf die Kupferleitung kosten?
Foto: teltarif.de
"Wir können nicht nachvollziehen, warum es von der Telekom heißt, die Kosten würden gleichbleiben, während wir bei allen Unternehmen Effizienzsteigerungen sehen - nur bei der TAL gelingt der Telekom das nicht", heißt es von Grützner gegenüber unserer Redaktion weiter. "Die TAL-Preise beinhalten zudem zu Unrecht seit bald 20 Jahren einen milliardenschweren Neubauzuschuss für den Netzausbau
bis zum Endkunden, ohne dass die Telekom jemals
entsprechende Investitionen getätigt hätte."
Auch der
Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) vertritt einen nicht unerheblichen
Teil der Wettbewerber. Er setzt in Bezug auf die anstehende TAL-Entscheidung
auf einen konstruktiven Dialog mit der Bundesnetzagentur. Der Verband will
sich mit einem eigenen Vorschlag an die deutsche Regulierungsbehörde wenden.
Dieser basiere auf einer von der EU empfohlenen Berechnungsmethode,
die von den EU-Mitgliedsstaaten ab dem 1. Januar
2017 verbindlich beachtet werden müsse, aber bereits heute angewendet werden kann, teilte
der Verband heute mit. Ziel sei es, den flächendeckenden Glasfaserausbau mittels eines effizienten Modells zu beschleunigen.
Preise würden durch neue Berechnung sinken
"Durch die neue Berechnungsmethodik würde sich insbesondere das Entgelt für die Kvz-TAL verringern, was weitere Anreize dafür schafft, zukunftssichere Glasfaserleitungen näher zum Kunden zu bringen", erläutert Dr. Stephan Albers. Bei der Kvz-Tal
handelt es sich um die Leitung vom Kabelverzweiger zum Kunden,
die kürzer ist als die normale TAL, gleichzeitig aber Investitionen in Glasfaserleitungen
voraussetzt. "Gleichwohl würde sich auf diesem Wege auch der Mietpreis
der nach wie vor meist genutzten Hvt-TAL vergünstigen, was höhere Investitionen der alternativen Netzbetreiber in ihre eigene Infrastruktur erlauben würde", heißt es weiter.
"Ein günstiges Monatsentgelt für die Kvz-TAL ist sicher nur ein Baustein auf dem Weg zur Glasfaser für alle", heißt es von Albers.
"Wir müssen nun aber alle Weichen richtig stellen, damit Wirtschaft und Gesellschaft nicht abgehängt werden und es uns gelingt, zukunftssichere und nachhaltige Glasfaser-Infrastrukturen zum Standard zu machen." Auf welches Niveau die Preise
sinken könnten, kann der Breko nicht beantworten, da ihm die
dazu notwendigen Zahlen der Telekom nicht vorliegen. In die Berechnung sollen
Infrastrukturkomponenten wie Kabelkanäle, Kabelschächte, Rohre und Gräben
einfließen.
Update 17:30 Uhr: Telekom begründet Antrag
Auch die Deutsche Telekom hat sich inzwischen zu dem Antrag geäußert.
"Der Antragspreis spiegelt die allgemeine Preisentwicklung wider und orientiert sich an der Empfehlung
der EU-Kommission, die sich für stabile TAL-Entgelte als wichtige Voraussetzung für den
Breitbandausbau ausspricht", heißt es von der Telekom.
"Die beantragte leichte nominelle Steigerung des TAL-Entgelts ist notwendig, um real stabile
Preise zu sichern." Dabei habe die Telekom
im TAL-Antrag die tendenziell steigenden Kosten für den Infrastrukturausbau
berücksichtigt. Diesen höheren Investitionswert habe das Unternehmen der Bundesnetzagentur ausführlich nachgewiesen.
Unter Berücksichtigung insbesondere der steigenden Tiefbaupreise sei eine entsprechende Anpassung der TAL-Preise erforderlich,
um Investitionen in die Netzinfrastruktur und in mehr Glasfaser zu fördern. "Die Telekom investiert heute und in den nächsten
Jahren massiv in Vectoring und bringt die Glasfaser immer näher zum Kunden. Darum ist es wichtig, auch auf den allerletzten
Metern ab dem Kabelverzweiger die richtigen Preissignale zu setzen." (Ende des Updates)
Am 2. März findet bei der Bundesnetzagentur die Anhörung zum Antrag der Telekom
statt, die Behörde muss dann bis Mitte April über den Antrag entscheiden.
Parallel muss sie sich auch weiterhin um den fast ein Jahr alten Antrag zu
VDSL Vectoring aus den Vermittlungsstellen kümmern. Der Ausgang dieses
Verfahrens legt auch die Relevanz der Hvt-TAL fest. Würde der Telekom-Antrag
genehmigt werden, könnte diese nicht mehr oder kaum noch
für VDSL der Wettbewerber genutzt werden.