Interview

VDSL Vectoring und neue TAL-Regeln auf gutem Weg

Im abgelaufenen Jahr hat sich in Sachen Breitbandausbau viel getan. Zusammen mit dem neuen Breko-Präsidenten Norbert Westfal haben wir einen Blick zurück geworfen. Dabei ging es vor allem um die neuen Regeln zur TAL und um VDSL Vectoring.
Von Thorsten Neuhetzki

Norbert Westfal Norbert Westfal
Foto: Henning Hattendorf
Seit etwa einem Monat ist Norbert Westfal jetzt neuer Präsident des Breko, dem Bundesverband Breitbandkommunikation. In diesem Verband sind zahlreiche lokale und regionale Telefon- und Internetprovider, die auf eigene Netze und Infrastruktur setzen, vereint. Zum Jahresende hat teltarif.de mit Norbert Westfal, der gleichzeitig Geschäftsführer der Regionalcarriers EWE Tel ist, gesprochen und einen Blick zurück auf das Jahr und seine wichtigsten Ereignisse für den Breitbandausbau geworfen.

VDSL Vectoring ist auf einem guten Weg

Norbert Westfal Norbert Westfal
Foto: Henning Hattendorf
Das Thema VDSL Vectoring hat die Branche lange im Atem gehalten, bis alle regulatorischen Probleme gelöst und Kompromisse gefunden waren. Vectoring ermöglicht es, über die Telefonleitung 100 MBit/s ins Haus zu bringen. Allerdings gibt es technische Einschränkungen, denn pro Kabelverzweiger kann dann nur noch ein Anbieter VDSL anbieten. Um zu regeln, welcher Anbieter wo ausbauen darf, wurde nach langem Ringen eine sogenannte Vectoring-Liste eingeführt. Diese wird von der Deutschen Telekom geführt - allerdings unabhängig vom laufenden Betrieb.

"Die Telekom hat die praktische Handhabung der Vectoring-Liste gut gelöst. Die Anmeldungen werden binnen drei Tagen vorgenommen bzw. abgelehnt", resümiert Westfal Ende des Jahres. Zu Beginn im Juli habe es jedoch etwas gehapert, "was aber auch verständlich ist, wenn alle Netzbetreiber sich auf die Liste stürzen und ihre Kabelverzweiger eintragen lassen wollen. Aber mittlerweile läuft der Prozess hervorragend."

Nur vereinzelt kam es zu Problemen wo Vectoring nicht genehmigt wurde, obwohl ein Anbieter zu dem Zeitpunkt der einzige mit VDSL war. "Doch hier gab es einen Übergangszeitraum, in dem es ausreichte, dass ein Anbieter einen Ausbau bereits konkret geplant hatte und diesen nachweisen konnte. Das heißt, wir haben weiterhin in manchen Städten einen Doppelausbau durch einen Alternativanbieter und die Telekom", bedauert Westfal. Hier wird dann leider auch kein Vectoring mehr möglich, die Geschwindigkeit bleibt somit bei maximal 50 MBit/s im Downstream. "So etwas ist volkswirtschaftlich ärgerlich, aber es entspricht den Regeln", so das faire Fazit des Breko-Präsidenten. Als Beispiel nannte er Bad Zwischenahn, wo die Telekom und EWE Tel parallele Infrastruktur errichtet hatten.

Neue TAL-Regeln ergeben bessere Möglichkeiten als gedacht

In seiner Rolle als EWE-Tel-Geschäftsführer war Westfal im vergangenen Jahr auch für ein zum Teil genehmigtes Anordnungsverfahren bei der Bundesnetzagentur verantwortlich, das einige Möglichkeiten der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) besser ausnutzen sollte. Details dazu haben wir in einer Hintergrundnews zusammengefasst. In Kürze ausgedrückt geht es dabei um eine zu ändernde Linienführung von Kupferleitungen sowie zusätzliche Kabelverzweiger an Stellen, wo Kupferleitungsbündel und Glasfaser aufeinandertreffen. Inzwischen können diese neuen Verfahren einige Monate genutzt werden. Zeit für ein erstes Fazit.

Man sei nach der Genehmigung durch die Bundesnetzagentur direkt in die Analyse und Planung gegangen, wo die neuen Möglichkeiten für den Zugang zum Kabelverzweiger eingesetzt werden können. "Oft geht es hier aber auch um Gebiete, bei denen Förderverfahren laufen, wodurch sich der Prozess etwas hinzieht", erklärt Westfal. Bei Förderungen sind die Prozesse oft komplexer. Das zeigt sich auch daran, dass VDSL Vectoring nicht förderfähig ist, weil technisch nur ein Anbieter ausbauen kann und so eine Art Monopol entsteht. "Hier läuft derzeit noch die Diskussion", so Westfal in Bezug auf die Förderungen. "Es ist wichtig, dass eine Lösung gefunden wird."

Doch die Förderung ist nicht das einzige Problem: "Wir müssen aber auch die Kabellagepläne der Telekom anfordern und kennen, was ebenfalls Zeit in Anspruch nimmt." Doch die ersten Analysen stimmen Westfal zuversichtlich. "In Einzelfällen, das haben wir jetzt bei einigen Projekten schon gesehen, ergeben sich aber aus unserer Sicht sogar noch bessere Möglichkeiten als wir im Vorfeld gedacht haben. Allerdings ist das Ganze wirklich eine individuelle Planung, die aufwändig ist – dann aber auch einen guten Erfolg bringt."

Übrigens würden die neuen Möglichkeiten nicht nur von der EWE Tel und anderen Breko-Mitgliedern genutzt, "auch Nicht-Mitglieder des Breko fragen bei uns an und lassen sich die Vorgänge erklären. Auf diesem Weg können wir dafür sorgen, dass der Breitbandausbau bundesweit vorankommt", so Westfal.

Einen Blick auf die Aktivitäten des Breitbandausbaus in Deutschland im nun abgelaufenen Jahr lesen Sie in unserem Breitband-Jahresrückblick 2014.

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