Gutachten

Frequenz-Gutachten: Wird 1&1 bei Vergabe diskriminiert?

Für ihr Handy­netz haben die Netz­betreiber Nutzungs­rechte, für die sie bisher viel Geld zahlen mussten. Das soll sich ändern. Der neue Netz­betreiber 1&1 läuft gegen die Behör­den­pläne Sturm.
Von dpa /

Neues Gutachten zur Frequenzvergabe Neues Gutachten zur Frequenzvergabe
picture alliance/dpa
Im Streit über die künf­tige Nutzung wich­tiger Handy­netz-Frequenzen sieht sich das Unter­nehmen 1&1 nach der Vorlage eines Gutach­tens gestärkt. Die Firma aus Monta­baur veröf­fent­lichte heute ein von ihr in Auftrag gege­benes Gutachten des ehema­ligen Verfas­sungs­rich­ters Udo Di Fabio, demzu­folge das bishe­rige Vorhaben der Bundes­netz­agentur verfas­sungs­widrig wäre.

Die Bonner Behörde will Nutzungs­rechte, die Ende 2025 auslaufen, um fünf Jahre verlän­gern und auf eine milli­arden­schwere Auktion verzichten. Dabei bliebe der Neuein­steiger 1&1, der 2019 erst­mals eigene Rechte erstei­gerte und nun nach­kaufen will, außen vor. Für den aufstre­benden Wett­bewerber der etablierten Netz­betreiber wäre das ein herber Rück­schlag.

"Chan­cen­gerechtes und wett­bewerbs­för­derndes Verga­bever­fahren"

Neues Gutachten zur Frequenzvergabe Neues Gutachten zur Frequenzvergabe
picture alliance/dpa
1&1 pocht auf ein "chan­cen­gerechtes und wett­bewerbs­för­derndes Verga­bever­fahren". Nach der Bewer­tung Di Fabios ergibt sich aus der 2019 durch­geführten Auktion eine zusätz­liche Regu­lie­rungs­ver­ant­wor­tung. "Eine Verlän­gerung von Frequenz­nut­zungs­rechten der etablierten Netz­betreiber ohne Berück­sich­tigung von 1&1 als Neuein­steiger würde gegen die Grund­sätze des Vertrau­ens­schutzes und des Gleich­heits­satzes verstoßen", erklärte der Jurist. Die Netz­agentur hat nicht endgültig entschieden, wie sie vorgehen will. Das soll im Früh­jahr passieren.

Beim Konkur­renten Telefónica Deutsch­land (o2) führte das Gutachten am Mitt­woch zu Kopf­schüt­teln. "Das ist aus unserer Sicht ein untaug­licher Versuch, Einfluss auf eine unab­hän­gige Behörde zu nehmen", sagte Firmen­chef Markus Haas. "Das ist viel Sturm im Wasser­glas." Der Manager verwies darauf, dass die Netz­agentur "einen kompletten Ermes­sens­spiel­raum" habe und Frequenz­ver­län­gerungen sehr wohl rech­tens wären.

Außerdem betonte Haas, dass man das Gesamt­wohl in den Vorder­grund stellen müsse. "Sollte einer der drei Netz­betreiber Spek­trum abgeben, sind für Millionen von Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher Einbußen in der Netz­ver­sor­gung und -qualität zu befürchten." Damit sprach Haas den auch von der Netz­agentur bestä­tigten Aspekt an, dass zu wenig Frequenz­umfang frei­werde, als dass man es gut unter vier Netz­betrei­bern aufteilen könne - statt wie bisher unter der Deut­schen Telekom, Voda­fone und o2.

o2 hatte kürz­lich ein Auftrags­gut­achten eines anderen Profes­sors veröf­fent­licht, demzu­folge eine Verlän­gerung alter­nativlos ist. Nach Lesart von 1&1 ist hingegen durchaus genug Spek­trum vorhanden, wenn man andere Frequenz­bänder einbe­zieht. Hierzu sind die drei Platz­hir­sche aller­dings nicht bereit.

Die Ansprüche der Mobilfunk­kunden steigen stetig. In ihrem Unter­neh­mens­blog stellt die Deut­sche Telekom dazu maxi­male Frequenz­for­derungen vor.

Mehr zum Thema 1&1