verlagerbar

Editorial: Rein mit dem Personal, raus mit dem Personal

Widersprüchliche Personalpolitik der Telekommunikationsunternehmen
Von

In den vergangenen Tagen häuften sich Meldungen zu Ein-, Um- und Ausstellungen der Telekommunikationsunternehmen in den Medien. So will Nokia sein Werk in Bochum schließen. Zeitgleich eröffnet ein neues Werk in Rumänien. Auch Ungarn und Finnland sollen zu Teilen die Produktion aus Deutschland übernehmen.

Wirtschaftliche Probleme stehen nicht hinter der Werksschließung, denn Nokia ist unangefochten Weltmarktführer bei Handys und konnte seine Marktanteile zuletzt weiter ausbauen. Doch offenbar verfolgt Nokia intern ein strenges Kostenmanagement, und da war Bochum auf lange Sicht einfach zu teuer.

Nicht gerechnet hat man bei Nokia aber sicher mit dem Imageschaden, der aus der Werksschließung bzw. genauer gesagt aus der Medienberichterstattung darüber folgt. Aus Ärger über das Vorgehen der Finnen erklärten selbst ranghohe Politiker, künftig ihre Nokia-Handys abzugeben. Viele Verbraucher dürften folgen.

Doch stellt sich die Frage, welche in Deutschland hergestellten Alternativen es eigentlich gibt, wenn man das nächste Mal ein Handy kauft. BenQ Siemens ist schon längst Geschichte und auch Motorola ist in Deutschland derzeit ebenfalls mit Stellenabbau beschäftigt - wenn auch nicht so sehr wegen Gewinnoptimierung, sondern wegen tatsächlicher Probleme. Insofern sind auch die Aktionen aus der Politik vor allem als medienwirksames Wahlkampfgeplänkel einzuordnen.

Wirkungsvoller ist da schon, was viele Landespolitiker angekündigt haben, nämlich Zweckbindung und Höhe der Zuwendungen an Nokia in der Vergangenheit genau zu prüfen, und beim Nicht-Einhalten von Auflagen die Zuschüsse auch ganz oder anteilig zurückzufordern. Ebenso wären Politiker gut beraten, wenn sie aus der Aktion lernen, und entsprechende Ansiedlungshilfen künftig ganz vermeiden oder zumindest von nachhaltigem Arbeitsplatzaufbau abhängig machen.

Viele ehemalige BenQ-Siemens-Beschäftigte noch ohne neuen Job

Doch aufhalten lassen wird sich die Werksschließung auch durch die Drohung der Rückforderung von Subventionen wohl kaum. Den Nokia-Mitarbeitern könnte es also bald so ergehen wie den BenQ-Siemens-Mitarbeitern, die ebenfalls lange Zeit dachten, sie arbeiteten bei einem krisenfesten Weltkonzern. Von den rund 1 800 Beschäftigten des Unternehmens in Nordrhein-Westfalen hat bis jetzt nur ca. die Hälfte eine neue Arbeit gefunden, wie die Transfergesellschaft mitteilte.

Telekom: Rein und raus

Stellenabbauprogramme sind beim ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom nichts neues. Gründe dafür gibt es viele: Unnötigen "Speck" abbauen, der dank Beamtenmentalität zu Monopolzeiten angesetzt worden war, und der Verlust von Marktanteilen an die Konkurrenz. Letzteres bewirkt, dass zumindest ein Teil der bei der Telekom verloren gegangenen Stellen bei den Konkurrenten wieder entsteht.

Um so verwunderlicher nun die Meldung, dass trotz noch nicht abgeschlossenem Stellenabbau der magenta Riese bereits wieder an neue Jobs denkt. 4 000 neue Mitarbeiter und 3 800 Auszubildende sollen es dieses Jahr werden. "Verjüngung" heißt hier das Zauberwort. Und so bleibt den dieses Jahr neu eingestellten zu wünschen, dass sie nicht in wenigen Jahren bereits wieder zum "alten Eisen" gehören und in irgendeine Servicegesellschaft abgeschoben werden.

Weitere Editorials

Weitere Artikel zur geplanten Schließung von Nokia Bochum