Verhandlungen

Nokia: Bochumer Werk schließt am 30. Juni

Mitarbeiter werden ein Jahr in einer Transfergesellschaft beschäftigt
Von ddp / Anja Zimmermann

Der finnische Mobilfunkhersteller Nokia hat der Belegschaft seines vor dem Aus stehenden Bochumer Handy-Werks erstmals Details über die Abwicklung vorgestellt. Auf einer Betriebsversammlung heute in Dortmund nannten Konzernvertreter den 30. Juni als Termin für die Werksschließung. Die 2 300 Mitarbeiter sollen dann ein Jahr in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden, über die sie neue Stellen finden sollen, wie die Betriebsratsvorsitzende des Werks, Gisela Achenbach, im Anschluss berichtete.

Dem Betriebsrat und der IG Metall gehen die Konzernvorschläge nicht weit genug. Sie wollen eine Kündigung aller Beschäftigten erst zum 31. Dezember durchsetzen. Die Laufzeit der Transfergesellschaft soll nach ihrem Willen auf eineinhalb Jahre bis zum 30. Juni 2010 verlängert werden, um schwer vermittelbaren Kollegen eine bessere Chance auf einen neuen Arbeitsplatz zu geben, wie Achenbach sagte. Damit wäre Nokia gegenüber den Bochumer Beschäftigen zwei Jahre länger als geplant in der Pflicht.

Nokia soll den Beschäftigten eine Abfindung zahlen

Betriebsrat und IG Metall verlangen von Nokia zudem die Zahlung einer Abfindung an die Bochumer Mitarbeiter und die Bereitstellung von Ersatzarbeitsplätzen. Die geforderte spätere Kündigung zum Jahresende begründete Achenbach mit den bestehenden unterschiedlichen Kündigungsfristen je nach Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter. Eine "geordnete Lösung" sei nur zum 31. Dezember möglich, zumal die Kündigungen auch erst nach Abschluss eines Interessenausgleichs ausgesprochen werden könnten.

Offen ist unterdessen den Angaben zufolge, ob Nokia das Bochumer Gelände verkaufen oder behalten will. Es gebe weiterhin Pläne für den Aufbau eines Industrieparks, auch wenn Nokia selbst kein Geld darin investieren wolle, hieß es. Laut Achenbach hat Nokia einen Mitarbeiter des Managements damit beauftragt, Kontakte zu Firmen zu knüpfen, die sich auf dem Gelände ansiedeln könnten. Eine solche Lösung sei im Interesse der Beschäftigten.

Belegschaft hat das Vertrauen in Nokia verloren

Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten einen harten Kurs gegenüber Nokia an, um ihre Ziele durchzusetzen. "Wir haben noch Druckmittel, die wir einsetzen werden, wenn es notwendig ist", sagte die Bochumer IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm, ohne auf Anfrage detaillierte Angaben zu machen. Bei der Höhe der auszuhandelnden Abfindung werde "Bescheidenheit" sicherlich "keine Rolle" spielen.

"Die Belegschaft ist fertig mit Nokia. Sie hat das Vertrauen komplett verloren", machte Achenbach klar. "Die Leute wollen nicht mehr arbeiten mit dem Wissen, das man sie nicht mehr haben will", fügte sie hinzu. Vor diesem Hintergrund könne man sich auch vorstellen, das Werk vorher zu verlassen und "bezahlt zu Hause" zu bleiben. Laut Achenbach hat Nokia "dafür genug Geld".

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