Interessenausgleich

Letzte Details zum Sozialplan für die Nokia-Schließung

Nokia muss deutlich mehr an Abfindungen zahlen
Von ddp / Marie-Anne Winter

Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia und die Beschäftigten seines vor der Schließung stehenden Bochumer Handy-Werks haben ihre Verhandlungen um einen Interessenausgleich endgültig abgeschlossen. Betriebsrat und IG Metall stellten die letzten Details des bereits zum Monatsanfang in den Grundzügen ausgehandelten Sozialplans heute in Dortmund auf einer Belegschaftsversammlung vor.

Dabei ging es vor allem um die Höhe der Abfindungen. Sie richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Für einen 42 Jahre alten Beschäftigten, der 13 Jahre in dem Werk gearbeitet hat, ergeben sich daraus je nach Status Zahlungen zwischen rund 65 700 und 83 100 Euro. Angestellte der höchsten Tarifgruppe können mit bis zu 142 300 Euro rechnen. Die Höchstabfindung wurde mit 220 000 Euro plus Sozialzuschläge festgesetzt. Wie viele Mitarbeiter diese Summe erhalten werden, konnten Betriebsrat und IG Metall nicht sagen.

Das Bochumer Nokia-Werk schließt zum 30. Juni. Nach den Angaben erhalten 1 838 der 2 300 Beschäftigten die Kündigung. Rund 200 Mitarbeiter finden in der unter neuer Leitung weitergeführten Abteilung Automotive Business Line (ABL), die die Fertigung von Handyzubehör für Autos betreibt, weiter Beschäftigung. Rund 60 Mitarbeiter wechseln in die Verkaufs- und Marketingeinheit des Konzerns in Düsseldorf.

Produktion läuft in zwei Monaten aus

Darüber hinaus wird erwartet, dass Nokia-Beschäftigte beim kanadischen Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) neue Anstellungen finden, der in Bochum sein europäisches Forschungs- und Entwicklungszentrum errichten und mittelfristig bis zu 500 Arbeitsplätze schaffen will.

Insgesamt hat der ausgehandelte Interessenausgleich ein Volumen von 200 Millionen Euro. Die Summe ist damit fast dreimal so hoch wie von Nokia ursprünglich angeboten. Der Löwenanteil von 185 Millionen Euro fließt in die Abfindungen. Von den verbleibenden 15 Millionen wird eine Transfergesellschaft finanziert, in die die Mitarbeiter nach ihrer Kündigung für zwölf Monate übernommen werden. Die Kündigungen wird Nokia ab Mitte Mai aussprechen. Die Mehrheit habe eine Kündigungsfrist von drei bis vier Monaten und werde damit im August und September ihr letztes Gehalt bekommen, hieß es.

Unterdessen wurde die Produktion im Bochumer Werk schon zwei Monate vor der Schließung deutlich heruntergefahren. Nach Angaben des Betriebsrats werden derzeit nur noch 10 000 Einheiten pro Tag gefertigt. Das entspreche lediglich noch einem Fünfzehntel der einstmaligen Standardkapazität. Mitte Mai soll die Fertigung ganz eingestellt werden. Bis Ende Juni werde das Werk dann abgewickelt.

Nokia hatte Anfang Januar die Schließung des Bochumer Werks angekündigt, weil die Produktion in eine neue Fabrik in Rumänien verlagert wird. Neben den 2 300 Festangestellten sind davon auch 1 000 Leiharbeiter betroffen. Die Schließung hatte bundesweit für viel Unmut gesorgt. In Bochum kam es zu zahlreichen Demonstrationen.

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