Diskussion

Worum geht es im VDSL-Streit?

Die Frage ist, ob ein neuer Markt entsteht
Von Björn Brodersen

An den Ständen der Internetprovider auf der Computermesse CeBIT waren immer wieder vier Buchstaben zu hören: VDSL. Die Abkürzung bezeichnet einen DSL-Standard, der über eine Kombination aus Kupfer- und Opal-Glasfaserleitungen realisiert und Datenübertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 52 MBit/s im Downstream und 2,3 MBit/s im Upstream ermöglicht - allerdings nur auf sehr kurze Entfernung. Darüber können die Kunden parallel mehrere Fernsehstreams in DVD-Qualität empfangen, ohne dass weitere Dienste wie VoIP oder das Surfen im Internet darunter leiden. Allerdings sprachen in Hannover die Vollanschluss- und Internetanbieter weniger über die Technologie und ihr Potenzial, sondern vielmehr über das neue Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Telekom und ihre damit verbundene Forderung nach Regulierungsfreiheit, die seit Wochen die Gemüter in der Branche erhitzt.

Den Internetnutzer lässt der Streit um das neue Netz kalt. Mehr als doppelt so schnelle Datenraten als bisher via ADSL2+ klingen vielleicht für echte Freaks verlockend, doch für welche aktuellen Dienste eine solche Übertragungsgeschwindigkeit gebraucht wird oder wann entsprechende Dienste auf den Markt kommen werden, haben die Unternehmen noch nicht ausreichend erklärt. Etliche Internetanbieter bezweifeln sogar offen den Sinn eines solchen Netzes: Neue Dienste wie hochauflösendes Fernsehen könnten auch über ADSL2+ angeboten werden, argumentieren sie - ein Fernsehstream in HDTV-Qualität benötigt eine Bandbreite von 8 bis 9 MBit/s. Warum also herrscht die ganze Aufregung?

Die Pläne der Deutschen Telekom

Glasfaser Die Telekom ist wegen des harten Wettbewerbs im Festnetz- und Mobilfunkgeschäft auf der Suche nach neuen Wachstumsmöglichkeiten. Neuer Umsatztreiber soll künftig neben Telefonie und Internet ein Angebot an Medieninhalten sein wie etwa die Übertragung von Fußball-Bundesligaspielen, für die sich die Bonner kürzlich die Internetrechte gesichert haben. Transportiert werden sollen die Medieninhalte über das neue VDSL-Netz. Mit dem Bau des neuen Glasfasernetzes hat die Telekom bereits begonnen, bis zur kommenden Fußball-WM sollen zehn Städte angeschlossen sein, bis Mitte kommenden Jahres 40 weitere Städte. Das Investitionsvolumen für diese ersten zehn Städte beläuft sich auf etwa 500 Millionen Euro. Einen weiteren Ausbau von VDSL werde es dann aber definitiv nur bei klaren und verbindlichen gesetzlichen Rahmenregelungen geben, hat Konzernchef Kai-Uwe Ricke bekräftigt.

Die Telekom hat angekündigt, insgesamt mehr als drei Milliarden Euro in den Aufbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes zu investieren, wenn sie für einige Zeit aus der Regulierung herausfalle. Das würde bedeuten, dass die Telekom nicht wie bei der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) gezwungen wird, zu vom Regulierer festgelegten Preisen der Konkurrenz den Zugang zum VDSL-Netz zu ermöglichen. Vielmehr kann sie selbst entscheiden, ob und wen sie auf das Netz lassen will. Auch weitere Anstrengungen in den Ausbau des DSL-Netzes - die Telekom will die Verfügbarkeit von T-DSL auf 94 Prozent aller Haushalte ausdehnen und noch in diesem Jahr dafür 200 Millionen Euro investieren - macht T-Com-Chef Walter Raizner davon abhängig, dass die Bundesnetzagentur dem Bonner Konzern "genug Luft zum Atmen lässt". Davon machen die Bonner auch die Einstellung von neuen Mitarbeitern abhängig.

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