Satelliten-Kommunikation

Iridium Go! im Test: Mit dem Smartphone per Satelliten-Hotspot telefonieren

Satelliten-Telefone sind meist groß, schwer und versprühen den Charme der 90er Jahre. Smartphones für Satelliten-Telefonie gibt es nicht, doch mit dem neuen Iridium Go! kann das eigene Smartphone für Satelliten-Telefonie genutzt werden. Wir haben den Hotspot getestet.
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Die Einrichtung des Hotspots ist relativ einfach: SIM-Karte einsetzen, Akku einlegen, Abdeckung aufsetzen und mit den Schrauben fixieren. Die Ladung des Akkus funktioniert wie gewohnt über das Micro-USB-Kabel. Um mit dem Iridium Go! vom Smartphone aus Kontakt aufzunehmen, muss die entsprechende Iridium-Go-App installiert werden. Diese ist für Android und iOS kostenfrei in den jeweiligen Appstores verfügbar. Zusätzlich gibt es eine weitere App, die sich "Iridium Mail & Web" nennt, und mit der weitere Kommunikationsmöglichkeiten bestehen. An dieser Stelle stellt sich die Frage, warum der Nutzer hierfür zwei Apps installieren muss, die Funktionen hätte man nach unserem Dafürhalten durchaus auch in einer App bündeln können. Iridium-Go-App für Telefonate und Messaging Iridium-Go-App für Telefonate und Messaging
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Beim Start der Iridium-Go-App fragt diese Login-Daten ab, diese sind aber bereits eingetragen (guest/guest). Der Nutzer muss diesen Dialog also nur mit "submit" bestätigen. Nervig ist aber, dass bei jedem Start die Lizenzbedingungen neu akzeptiert werden müssen - die Checkbox, diese nicht wieder abzufragen, ließ sich nicht aktivieren. In der übersichtlich und intuitiv gestalteten App gibt es neun Menüpunkte zur Auswahl: Settings, Advanced, Help, Contacts, SOS, Twitter, Call, Track und Message. Unter "Settings" und "Advanced" mussten wir nichts konfigurieren, sondern konnten die Standardeinstellungen nutzen. Eine Notrufnummer, die beim Betätigen des SOS-Knopfes (in der App oder am Gerät) angerufen werden soll, muss der Anwender aber manuell zusammen mit der richtigen Landesvorwahl festlegen, sollte er die Funktion nutzen wollen.

Vorgegebener Login beim Start der App Vorgegebener Login beim Start der App
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die beiden wichtigsten Optionen der App sind sicherlich "Call" und "Message". Unter "Call" verbirgt sich die übliche Nummerntastatur, von der aus auch auf die im Smartphone gespeicherten Kontakte zugegriffen werden kann. Auch hier ist es wichtig zu wissen, dass das Iridium-Netz die Vorwahlen +8816 und +8817 nutzt und dass für Anrufe nach Deutschland oder in andere Länder immer die Landesvorwahl vorangestellt werden muss. Wer den Iridium Go! also regelmäßig nutzt, sollte seine Smartphone-Kontakte immer mit Pluszahl und Landeskennung vor der Rufnummer (ohne die Null) abspeichern.

Netz-Architektur und Test der Sprachqualität

Die 66 aktiven Satelliten von Iridium bewegen sich schnell auf sechs niedrigen, Pol-nahen Bahnebenen, und das mit einer Geschwindigkeit von rund 27 000 km/h. Wie bei allen Satelliten-Telefonie-Netzen muss ein direkter Sichtkontakt zwischen Gerät und Satellit bestehen. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit hält dieser in der Regel nur 10 Minuten. Die klare Sicht zum Himmel in alle Richtungen muss ab einem Höhenwinkel von 8,2 Grad bestehen - befinden sich Gebäude oder topographische Erhebungen im Sichtwinkel, kommt kein Kontakt zustande.

Satelliten-Anzeige auf dem Display Satelliten-Anzeige auf dem Display
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Das System hat aber den Vorteil, dass damit die weltweit höchste Netzabdeckung eines Satelliten-Telefonie-Anbieters erzielt werden kann und dass - im Vergleich zu den geostationären Systemen - die Polar-Regionen bei Iridium am besten abgedeckt sind. Bei Iridium kommunizieren die Satelliten auch untereinander, was bei den anderen Systemen nicht immer gegeben ist. Bei Globalstar beispielsweise gibt es keinen Interlink und jeder Satellit leitet das Signal an eine Bodenstation weiter, wodurch mehr Bodenstationen aufgebaut werden müssen. Wir haben unsere Tests wieder auf dem Tempelhofer Feld in Berlin durchgeführt.

Hotspot unter der mitgelieferten Schutzkappe Hotspot unter der mitgelieferten Schutzkappe
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Als wir die Iridium-Go-App starteten, nahm das Smartphone per WLAN mit dem Hotspot Kontakt auf. Steht die Verbindung, wird im Display des Geräts statt der 0 eine 1 angezeigt. Bis zu fünf Smartphones können auf diese Weise gleichzeitig mit dem Hotspot verbunden sein, Telefonieren oder eine Datenverbindung aufbauen kann allerdings immer nur einer. Während eines aktiven Telefonats steht die angerufene Zielrufnummer auf dem Display, bei einer Internet-Verbindung "Internet Call". Telefonie-Anzeige in der Iridium-App Telefonie-Anzeige in der Iridium-App
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Verglichen mit den anderen drei von uns getesteten Satelliten-Telefonie-Netzen war die Sprachqualiät über den Iridium Go! deutlich schlechter. Es gab nicht nur verschluckte Silben und starkes Rauschen, sondern auch Aussetzer, durch die ganze Worte verschluckt wurden. Bedingt durch die Netzarchitektur brach auch etwa alle zehn Minuten die Verbindung zwischen Hotspot und Satellit ab. Das Wiederverbinden dauerte jeweils 30 bis 50 Sekunden. Hat dann das Smartphone auch noch das Display abgestellt, brauchten wir für das Entsperren, Aufrufen der App, Bestätigen von Login und Lizenz sowie Aufruf der Call-Funktion weitere 30 bis 40 Sekunden. Es kann also durchaus 60 bis 90 Sekunden dauern, bis man tatsächlich wieder eine Verbindung aufbauen kann. Und dann ertönt bei jedem Telefonat zuerst einmal eine unverständliche, ca. 8-sekündige englische Ansage, bevor das Gespräch wirklich durchgestellt wird. Der Verbindungsaufbau zu einer deutschen Festnetz- oder Handynummer dauerte nach dieser Prozedur aber nur wenige Sekunden.

SMS-Funktion im Test

Deutlich besser funktioniert hat in unserem Test die SMS-Funktion. Schreiben und Lesen der Nachrichten mit einer Maximallänge von 100 Zeichen in einer modernen Konversationsansicht funktioniert wie von anderen Messaging-Apps gewohnt. Stand die Verbindung, war in unserem Test die SMS genauso schnell versandt wie in einem GSM-Netz. Unser deutsches Smartphone erhielt die Nachricht bereits nach 5 bis 6 Sekunden. Über die Internetseite Iridium Messaging ist es möglich, an jeden Iridium-Teilnehmer eine Nachricht zu senden, wenn man seine Nummer kennt. Diese Nachrichten dürfen 160 Zeichen lang sein.

Auf der letzten Seite des Tests schauen wir uns die leider recht brüchige Datenverbindung an und berichten über unsere Tests mit dem E-Mail-Service und dem Surfen im Web. Zusammen mit unserem Fazit werfen wir außerdem einen kurzen Blick auf die Alternativen.

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