Satelliten-Telefonie

So telefonieren Sie unterwegs per Satellit

WLAN in der Wüste? Satel­li­ten-Handys und -Termi­nals machen es möglich. Wir stellen die großen Satel­liten-Netze Iridium, Inmarsat, Global­star und Thuraya vor und zeigen, wie Sie per Satel­liten-Hotspot auch mit dem Smart­phone Satel­liten-Tele­fonie nutzen können.
Von / Christian Bekker / Julian Ruecker

Außer­halb gut er­schlossener Gebiete wird es schwer mit dem Handy­empfang. Wer sich nicht in Reich­weite eines Mobil­funk­mastes des eigenen Provi­ders oder eines Roaming-Part­ners befindet, bleibt ohne Kon­takt zur Außen­welt. Während dies bei Wande­rungen im Bayri­schen Wald unter normalen Um­ständen nicht weiter tragisch ist, kann die Er­reich­bar­keit in anderen Situa­tionen über Leben und Tod ent­scheiden.

So ist der Mobil­funk­empfang beispiels­weise nach großen Umwelt­katas­trophen oft wegen defekter Sende­masten ein­ge­schränkt oder gar nicht mehr mög­lich - die Rettungs­kräfte zum Beispiel be­nötigen jedoch zur Koordi­nation ein funk­tionierendes Tele­kommuni­kations­system. Dies ist ein mögli­ches Einsatz­szenario für Satelliten­handys. Ebenso sind Seeleute, Forscher, Extrem­sportler und Reisende in ab­gelegenen Gebieten auf die Erreich­bar­keit an­gewiesen, auch abseits aller Mobil­funk­netze. Auf den folgenden Seiten stellen wir die vier großen Systeme für die Satel­liten-Tele­fonie Inmarsat, Thuraya, Global­star und Iridium vor.

Die Kosten für Satel­liten-Tele­fonie sind hoch

Mit Preisen von 70 Cent bis 2 Euro pro Minute ist die Satel­liten-Tele­fonie vergleichs­weise teuer. Dies spie­gelt die hohen Betriebs­kosten wider. Ein Satel­liten-Netz zu betreiben ist äußerst auf­wendig und die Kunden­zahlen im Ver­gleich zur her­kömm­lichen Mobil­telefonie eher gering.

Zusätz­lich zu den hohen Minuten­preisen wird für die Satel­liten-Tele­fonie hoch­preisige Hard­ware benö­tigt. Dabei wirken die klobigen Handys alles andere als teuer - zumin­dest was Aussehen und Bedien­komfort angeht. Die großen Tasten­telefone sind meist mit einer langen Antenne ausge­stattet und erin­nern optisch an die Feature-Phones der 90er Jahre, können jedoch weit über tausend Euro kosten. Doch nicht nur aufgrund des hohen Preises sollte der Kauf eines Satel­liten-Tele­fons wohl­über­legt sein. Denn die Geräte sind immer nur mit dem Satelliten­system des jewei­ligen Herstel­lers nutzbar. Ein Iridium-Telefon kann also bei­spiels­weise niemals im Thuraya-Netz genutzt werden. Immerhin gibt es auch Händler in Deutsch­land, die Satel­liten-Tele­fone und -Hotspots vermieten. Thuraya XT-Pro Satellitentelefon Versprüht den Charme der 90er: Das Thuraya XT-Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Von fest stehenden Satel­liten …

Grund­sätzlich können Satel­liten in zwei verschie­denen Vari­anten in der Erd­umlauf­bahn kreisen. Eine Möglich­keit ist die Posi­tionierung der Satel­liten seitens des Be­treibers in einer geo­statio­nären Umlauf­bahn, welche in einer Ent­fernung von unge­fähr 36.000 km über dem Äqua­tor liegt. Die Winkel­geschwindig­keit des Satel­liten und der Erd­ober­fläche sind in diesem Ab­stand gleich groß. Dadurch wirkt es so, als ob der Satellit, von der Erde aus be­trach­tet, über einem bestimmten Punkt stehen würde. Von seiner festen Posi­tion aus versorgt ein Satellit immer dieselbe Region der Erde.

Auf diese Weise kommt ein welt­weites Satel­liten-Netz bereits mit drei Satel­liten aus. Einzig und allein die Polar­regionen lassen sich nicht mit geo­stationären Satel­liten ab­decken. Der Fach­begriff für diese Vari­ante lautet GEO (Geosta­tionary Orbit). Geosta­tionäre Satel­liten werden von Thuraya und Inmarsat einge­setzt.

… und rasend schnellen Orbi­tern

Alter­nativ kann der Tele­kommuni­kations­anbieter seine Satel­liten in einem nied­rigeren Orbit mit einer Bahn­höhe von unge­fähr 1000 km betreiben. Dabei müssen sich die Satel­liten viel schneller bewegen, als die Erde rotiert, damit sie nicht vom Himmel fallen. Ein be­stimm­ter Satellit ist von einer Stelle der Erd­ober­fläche aus betrachtet nur in einem begrenzten Zeit­raum sicht­bar.

Verschwindet der Satellit hinter dem Hori­zont, muss der Betreiber sicher­stellen, dass zuvor ein anderer Satellit in Sicht­weite des Empfangs­gerätes gelangt und die Ver­bindung über­nimmt, ansonsten würde die Kommuni­kation zusammen­brechen. Deshalb sind für die Umset­zung dieser Vari­ante vergleichs­weise viele Satel­liten erforder­lich. Wegen der gerin­geren Ent­fernung kommt es hingegen seltener zu Verzö­gerungen bei Gesprä­chen. Der Fach­begriff für diese Vari­ante ist LEO (Low Earth Orbit). Sie wird von den Anbie­tern Global­star und Iridium verwendet.

Satel­liten-Hotspot fürs Smart­phone

Mit dem rich­tigen Zubehör können auch Smart­phones, Tablets und Laptops für die Satel­liten-Tele­fonie fit gemacht werden. Dies funktio­niert über mobile Satel­liten-Hot­spots, die für die ver­schie­denen Netze ver­fügbar sind. Die Geräte spannen ein WLAN-Netz­werk auf und lassen sich über spezi­elle Apps mit einem Smart­phone ver­binden. Anstelle eines frei­stehen­den Hotspots bietet beispiels­weise Thuraya mit dem SatSleeve auch einen Adapter an, in den das Smart­phone direkt einge­legt wird.

Per Hotspot kann man auch mit dem Smart­phone über Satel­lit telefo­nieren und im Internet surfen. Dabei ist die Über­tragungs­geschwin­dig­keit natür­lich nicht mit der mobiler LTE/5G-Internet-Hotspots zu ver­glei­chen. Im Vorder­grund stehen GPS-Tracking und die Möglich­keit, Not­rufe abzu­setzen. Auch für Messa­ging und soziale Netz­werke reicht die Über­tragungs­rate aus. Wie alle Satel­liten-Techno­logie haben auch die WLAN-Access-Points ihren Preis: Ab circa 500 Euro sind die Geräte erhält­lich.

Auf der folgenden Seite stellen wir Ihnen den Satel­liten-Betreiber Inmarsat vor. Sie können aber auch direkt zur Über­sicht aller Satel­liten-Netze springen.