Satelliten-Kommunikation

Iridium Go! im Test: Mit dem Smartphone per Satelliten-Hotspot telefonieren

Satelliten-Telefone sind meist groß, schwer und versprühen den Charme der 90er Jahre. Smartphones für Satelliten-Telefonie gibt es nicht, doch mit dem neuen Iridium Go! kann das eigene Smartphone für Satelliten-Telefonie genutzt werden. Wir haben den Hotspot getestet.
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Für Datenverbindungen muss die "Mail & Web"-App genutzt werden, diese verlangt interessanterweise keinen Login. Vor der Nutzung des E-Mail-Dienstes muss der Anwender in der App die Zugangsdaten eintragen, die er von Iridium (bei Kauf) oder vom deutschen Distributor (bei Leihe des Geräts) bekommen hat. Die Mail-Adresse ist stets in der Form [Benutzername]@myiridium.net aufgebaut.

Mail- und Web-App für den Iridium Go Mail- und Web-App für den Iridium Go
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
In unserem Internet-Test erwies sich - trotz ausreichender Signalstärke - der Verbindungsaufbau mit den Iridium-Servern als sehr schwierig. Die Datenverbindung war sehr brüchig. Beim Aktualisieren des Mail-Postfachs zeigt die App in einem Terminalfenster stets den aktuellen Status an. Bei vielen Versuchen nahm der Hotspot über die Satelliten Kontakt mit den Servern auf, dort war dann aber kein Login möglich. Nur etwa jeder fünfte bis sechste Versuch klappte in unserem Test.

Wenn die Synchronisation funktionierte, klappte der Mail-Austausch dann aber genauso schnell wie über ein erdgebundenes Netzwerk. Auch die Mails, die wir an die myiridium-Adresse sandten, kamen unverzüglich dort an. Das Abrufen von Wetterinformationen, das über die App möglich sein soll, hat in unserem Test auch bei wiederholten Versuchen nicht geklappt.

Terminal-Anzeige: Keine Verbindung zum Internet Terminal-Anzeige: Keine Verbindung zum Internet
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Auch der Menüpunkt "Web" in der App ist unserer Auffassung nach missverständlich, weil der Nutzer hier einen stabilen, wenn auch langsamen Internetzugang erwarten würde. Doch weit gefehlt: Als wir das Icon antippten, wollte die App zuerst einmal einen für das Surfen im Iridium-Netz konfigurierten Browser herunterladen. Dies war nirgends dokumentiert; Tippt man das Icon also in der Wildnis bei einer 2,44-kBit/s-Verbindung erstmals an, hat man ein Problem. Bei dem Browser handelt es sich übrigens um den XWeb-Browser, einen für das Surfen in Satelliten-Netzwerken optimierten Firefox, der bereits alle Proxy-Einstellungen für Iridium enthalten sollte. In unserem Test kamen weder über diesen Browser noch über den Android-Browser auf unserem Smartphone jemals Daten an. Diese unkomfortable Handhabung, mit der technische Laien sicherlich überfordert sein werden, muss Iridium dringend verbessern. Die weiteren theoretischen Möglichkeiten der App wie Foto-Versand oder Postings in sozialen Netzwerken sind damit eher weniger ernstzunehmen.

Fazit und Alternativen

Aufgerichtete Antenne und Buchse für externe Antenne Aufgerichtete Antenne und Buchse für externe Antenne
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Eine gute Verbindung zum Iridium-Netz vorausgesetzt, funktionieren Telefonie, SMS und E-Mail-Kommunikation über den Satelliten-Hotspot Iridium Go! wie vom Hersteller versprochen. In unserem Test erwies sich aber, dass die Sprachqualität deutlich schlechter war als in den anderen drei von uns getesteten Satelliten-Netzwerken und dass die Satelliten-Verbindung deutlich öfter abbrach. Die WLAN-Kommunikation zwischen Hotspot und Smartphone klappte stets reibungslos.

XWeb-Browser: Kein Surfen möglich XWeb-Browser: Kein Surfen möglich
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die Internet-Funktionalität, die Iridium momentan nicht groß bewirbt, sollte man allerdings nicht allzu ernst nehmen. Und das nicht nur wegen der 2,44 kBit/s im Downstream, sondern wegen der App, die nicht einmal einen Browser enthält oder die Nutzung des Smartphone-Browsers zulässt. Für die Zukunft sind bei Iridium über eine neue Satelliten-Generation aber auch "breitbandigere" Internet-Dienste geplant.

Für die Satelliten-Telefonie mit dem eigenen Smartphone haben wir bereits das Thuraya SatSleeve getestet, das für das iPhone 4/4s und auch für die iPhone-5-Familie erhältlich ist. Echtes Surfen per Satellit im Thuraya-Netzwerk mit immerhin 60 kBit/s im Downstream ist mit dem Hotspot Thuraya XT möglich, den wir hier getestet haben.

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