Satellit

Premiere: Sat-Telefonie mit "norma­lem" Smartphone

Mit einem Samsung Galaxy S22 gelangen Test-Anrufe, die über den Satel­liten Blue­walker 3 abge­wickelt wurden. Die Technik könnte Mobil­funk in entle­gene Regionen bringen.
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Die terres­tri­schen Mobil­funk­netze werden niemals ganz flächen­deckend sein. In dünn­besie­delten, entle­genen Regionen lohnt es sich für poten­zielle Betreiber oft nicht, die erfor­der­liche Infra­struktur aufzu­bauen. Eine Alter­native kann die Satel­liten­kom­muni­kation sein. Das klappt aber nur mit spezi­ellen, dafür tech­nisch vorbe­rei­teten Mobil­tele­fonen - zumin­dest bis jetzt. Denn die Firma AST Space­mobile will die Satel­liten­tele­fonie auch mit herkömm­lichen Smart­phones ermög­lichen.

Samsung Galaxy S22

Einem heise-Bericht zufolge wurden erste Tests jetzt durch­geführt. AST Space­mobile hat dazu den Satel­liten Blue­walker 3 ins All geschossen, der deut­lich größer als die meisten anderen Satel­liten ist. Als Smart­phone für den ersten Test, der im ameri­kani­schen Bundes­staat Texas durch­geführt wurde, diente ein Samsung Galaxy S22. Einge­setzt wurden Frequenzen des ameri­kani­schen Netz­betrei­bers AT&T, der - wie auch Voda­fone und Rakuten - am Pilot­pro­jekt betei­ligt war. Die Smart­phones mussten nicht modi­fiziert werden. Ange­rufen wurde eine "Gegen­stelle" im Netz von Rakuten in Japan.

Der Satellit Bluewalker 3 Der Satellit Bluewalker 3
Foto: AST Spacemobile
Wie es weiter heißt, wurden im Anschluss an den erfolg­rei­chen Test mit dem Samsung-Smart­phone weitere Versuche mit anderen Mobil­tele­fonen durch­geführt. Auch die für die Abrech­nung der Verbin­dungen erfor­der­lichen Daten hätten sich über Satellit über­tragen lassen. Darüber hinaus seien die Signal­stärke und Perfor­mance der Mobil­funk-Verbin­dung getestet worden. Dabei habe sich bestä­tigt, dass die Möglich­keit bestehe, auch Breit­band-Daten­dienste über Satellit anzu­bieten.

Insge­samt 243 Satel­liten geplant

AST Space­mobile hofft auf die Geneh­migung, insge­samt 243 Satel­liten starten zu können, um den Dienst welt­weit anbieten zu können. Diese sollen in rund 730 Kilo­metern Höhe über der Erde kreisen. Doch es gibt auch Kritiker. Die Antenne von Blue­walker 3 ist stolze 64 Quadrat­meter groß. Diese riesige Fläche reflek­tiert viel Licht. Dadurch ist der Satellit zu einem der hellsten Objekte am Nacht­himmel geworden. Für den kommer­ziellen Betrieb sind den Angaben zufolge mindes­tens 100 Satel­liten erfor­der­lich, deren Antennen doppelt so groß wie bei Blue­walker 3 sein sollen. Dadurch komme es zu immer mehr "Licht­ver­schmut­zung".

Techniker während der Test-Anrufe Techniker während der Test-Anrufe
Foto: AST Spacemobile
Aber auch tech­nische Fragen wären zu klären: Auf welchen Frequenzen könnte das Satel­liten­netz arbeiten, ohne terres­tri­schen Netzen Spek­trum wegzu­nehmen? Auf für den "irdi­schen" Mobil­funk nicht zuge­wie­sene Kapa­zitäten auswei­chen funk­tio­niert nicht, wenn das Netz mit herkömm­lichen Smart­phones funk­tio­nieren soll. Inter­esse an der Technik gibt es in jedem Fall. So hat AST Space­mobile bereits Abkommen mit Mobil­funk-Netz­betrei­bern wie Voda­fone, Rakuten Mobile, AT&T, Bell Canada, Orange, Telefónica, TIM und anderen abge­schlossen, die auf das Satel­liten­netz zurück­greifen könnten, um terres­tri­sche Versor­gungs­lücken zu schließen.

Marghe­rita Della Valle, Vorstands­vor­sit­zende der Voda­fone Group, sagte: "30 Jahre, nachdem Voda­fone die welt­weit erste Text­nach­richt verschickt hat, haben wir AST Space­mobile dabei unter­stützt, den ersten Test­anruf direkt zum Smart­phone über Satellit zu tätigen. Dies ist erst der Anfang. Als Haupt­investor von AST Space­mobile werden wir weiterhin tech­nolo­gische Grenzen über­schreiten, indem wir viele weitere Millionen Menschen auf der ganzen Welt mitein­ander verbinden, sobald der Dienst kommer­ziell verfügbar ist."

Unter­dessen sind Tarif und Antenne des Sat-Inter­net­anbie­ters Star­link jetzt güns­tiger geworden.

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