Satelliten

Space X startet Satelliten für Mobiltelefonversorgung

Welt­weite Flächen­deckung, egal ob am Pol, auf hoher See oder in der Wüste, Satel­liten machen es möglich. Das vorhan­dene Telefon soll nutzbar bleiben. Irgend­wann.
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Erin­nern Sie sich noch an Iridium? Verspro­chen wurde damals eine welt­weite Flächen­deckung, egal ob am Nord- oder Südpol, auf hoher See oder in der Wüste. Aufgrund uner­schwing­lich hoher Tarife und schwer­wie­gender Manage­ment-Fehler ging das Unter­nehmen Iridium pleite. Die Satel­liten sollten (kontrol­liert) zum Absturz gebracht werden. In letzter Minute wurde das System dann doch noch gerettet, weil es durchaus eine Ziel­gruppe gibt, denen die welt­weite flächen­deckende Nutz­bar­keit etwas Wert ist.

Global­star hatte ein anderes Konzept: Es sollte nur dort funk­tio­nieren, wo regio­nale Gateway-Anbieter eine eigene Boden­sta­tion bauen und finan­zieren. Wack­lige Hard­ware und eine löch­rige Versor­gung schreckten viele Kunden ab.

Bisher spezi­elle Endge­räte notwendig

Space X hat 6 Satelliten ins All geschossen, die Mobiltelefone direkt versorgen können. Erste Tests könnten bald beginnen Space X hat 6 Satelliten ins All geschossen, die Mobiltelefone direkt versorgen können. Erste Tests könnten bald beginnen
Foto: Space X (spacex.com)
Für Iridium und das niemals flächen­deckende Global­star braucht es aber spezi­elle Endge­räte. Wer nur unre­gel­mäßig in der Einsam­keit unter­wegs ist, schreckt vor dem Kauf der Geräte und dem Buchen eines spezi­ellen, sehr teuren Tarifs zurück. Anfangs konnten Kunden terres­tri­scher Netze sich noch als "Raoming-Gäste" bei Iridium einbu­chen, doch daran verdiente Iridium fast nichts, also wurde der Zugang versperrt, mit wenigen Ausnahmen z.B. für Kunden von Telstra in Austra­lien.

Auch Global­star konnte anfangs mit Telekom- oder Voda­fone-SIM-Karten ohne beson­dere Voranmel­dung genutzt werden. Diese Funk­tion wurde inzwi­schen relativ unbe­merkt abge­schaltet. Das Angebot von "Thuraya" roamte Anfangs noch mit o2 (jedoch nie mit Telekom oder Voda­fone). Das soll wohl inzwi­schen auch abge­stellt worden sein.

Satel­liten mit gängigen Tele­fonen nutzen?

Die Idee, mit einem bereits im Markt befind­lichen, für terres­tri­sche Netze gedachten Mobil­telefon via Satellit zu kommu­nizieren, ließ die Prot­ago­nisten der Satel­liten-Tech­nologie nicht los.

Das Satel­liten-Netz von Global­star bekam bald den Spott­namen "Local­star", weil man nie genug Geld zusammen bekam und auf ein Netz lokaler regio­naler Boden­sta­tions­betreiber setzte. Die ersten Satel­liten bekamen relativ schnell Aussetzer oder fielen ganz aus.

Apple "rettet" Global­star

Der Smart­phone-Hersteller Apple steckte viel Geld in das Projekt und ermög­licht es den Käufern eines iPhone 14 oder iPhone 15 über den-Global­star Satel­liten im Ernst­fall Sicher­heits­nach­richten zu über­tragen, die extrem kompri­miert sind und bei einer Leit­stelle eintreffen, die dann entscheidet, was zu tun ist. Private Nutzer-zu-Nutzer-Nach­richten sind dort aktuell nicht vorge­sehen.

Space X und T-Mobile US schließen Abkommen

Elektro-Auto-Pionier und Satel­liten-Unter­nehmer Elon Musk hatte schon 2022 ein Rahmen­abkommen mit T-Mobile USA abge­schlossen und in diesen Tagen den ersten Satel­liten gestartet, der auf gängigen Mobil­funk­fre­quenzen die Mobil­tele­fone auf der Erde empfangen und zu ihnen senden kann. Damit ist es im Prinzip möglich, einfache Nach­richten zu über­mit­teln, beispiels­weise in Form einer Kurz­mit­tei­lung (SMS) oder viel­leicht noch einer E-Mail ohne Anhänge. Für mobiles Surfen oder Multi­media ist das System tech­nisch nicht ausge­legt.

Salt (Schweiz) in Europa dabei

In Europa hat der dritte Schweizer Netz­betreiber Salt bekannt­gegeben, einen Vertrag mit Space X zu haben, und bereits Ende des Jahres könnten Salt-Kunden darüber kommu­nizieren. Genaue Details wurden aber noch nicht verraten.

Es stellt sich die Frage, ob auch Kunden in Deutsch­land etwa von der Deut­schen Telekom in den Genuss dieses Ange­botes kommen könnten. Die Antwort lautet leider: Vorerst nicht. Die Deut­sche Telekom wollte auf Nach­frage von teltarif.de "zu Speku­lationen keinen Kommentar" abgeben. Verständ­lich, denn offenbar gibt es im Moment noch mehr Fragen als klare Antworten.

Die Geschichte braucht in Europa erst einmal eine Sende­geneh­migung, damit ein Satel­liten-Netz­betreiber auf terres­tri­schen Frequenzen, die für Mobil­funk oder andere Dienste vorge­sehen sind, ihre Signale über­tragen. Wir haben dazu bei der Bundes­netz­agentur nach­gefragt, eine Antwort steht noch aus.

Derweilen freut sich T-Mobile US "sehr über den Start der neuesten Reihe von Star­link-Satel­liten, die Direct-to-Phone-Dienste bereit­stellen werden" und kündigt an, "dass die Tests in naher Zukunft beginnen werden". Einen konkreten Termin gibt es aber auch in den USA noch nicht.

21 Satel­liten, davon 6 fürs Mobil­telefon

Star­link von Space X spricht seit kurzem von einem "Direct-to-Cell-Dienst" und hat Anfang letzter Woche 21 neue Satel­liten gestartet, wovon sechs mit Direct-to-Cell-Funk­tionen ausge­stattet sind. Wo die genau fliegen, ist nicht bekannt, die Nutz­bar­keit für Tests wird daher stark einge­schränkt sein.

Ein direkt auf die Mobil­tele­fone der Nutzer über­tra­gener Full-Service ist aller­dings nicht in Sicht. Zunächst wird T-Mobile US nur SMS-Text­nach­richten über Direct-to-Cell anbieten können, Sprach- und Daten­dienste sollen "in den kommenden Jahren" folgen. Star­link selbst kündigt an, dass es im Jahr 2025 in der Lage sein werde, Sprach-, Daten- und IoT-Ange­bote bereit­zustellen.

Darüber hinaus werden für den Dienst zwei­fellos noch einige LEO-Satel­liten (Low Earth Orbit) erfor­der­lich sein, bevor eine "voll­stän­dige Abde­ckung" möglich sein wird.

Auch T-Mobile kündigte bereits an, in den USA "fast überall" Abde­ckung anbieten zu wollen. Die Frage ist, wieviele Leute im "Niemands­land" unter­wegs sind und was der Zusatz­dienst kosten wird. Fach­leute vermuten aber, dass die Satel­liten-Lösung noch vor dem Start des nächsten Mobil­funk-Stan­dards "6G" verfügbar sein könnte.

T-Mobile US und Space X freuen sich darauf, Direct-to-Cell gemeinsam mit den Part­nern auf der ganzen Welt "schnell" auszu­bauen und den Messa­ging-Dienst beispiels­weise für T-Mobile-Kunden einzu­führen. Neben T-Mobile US sind noch KDDI (Japan), Optus (Austra­lien), One NZ (Neusee­land) und Rogers (Kanada) mit im Boot - sowie Salt (Schweiz). Weitere terres­tri­sche Anbieter könnten irgend­wann folgen.

In einer weiteren Meldung lesen Sie: Die Telekom-Tochter T-Mobile US macht der Mutter regel­mäßig viel Freude.

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