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Satelliten-Netz: Iridium Next so gut wie fertig

Der Austausch des in die Jahre gekommenen Iridium-Satelliten-Systems durch die NEXT-Generation ist fast fertig. Alle Satelliten sind oben.
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Eine SpaceX Falcon 9 Rakete vor dem Start. Sie transportierte die Iridium-Satelliten-Pakete in den Orbit. Eine SpaceX Falcon 9 Rakete vor dem Start. Sie transportierte die Iridium-Satelliten-Pakete in den Orbit.
Foto: Iridium Inc. / SpaceX
Iridium Communications Inc.. hat am Freitag um 16:31 Uhr (MEZ) die letzte SpaceX-Falcon-9-Rakete von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien gestartet. An Bord: Die letzten zehn Iridium-NEXT-Satelliten für den erdnahen Orbit (LEO). Alle zehn Satelliten haben sich bereits erfolgreich beim Iridium Satellite Network Operations Center "gemeldet" und bereiten sich auf erste Tests in der geplanten Umlaufbahn (Orbit) vor. Dies war der achte und letzte Start von Iridiums "historischer Startkampagne" zusammen mit dem Unternehmen SpaceX.

Iridium hat dafür rund drei Milliarden US-Dollar investiert, um sein ursprüngliches in die Jahre gekommenes Iridium-Satellitensystem durch ein neues, moderneres Netzwerk zu ersetzen. Damit, so teilt das Unternehmen mit, werde eine "Ära des finanziellen und technologischen Wandels für das Unternehmen eingeleitet". Eine SpaceX Falcon 9 Rakete vor dem Start. Sie transportierte die Iridium-Satelliten-Pakete in den Orbit. Eine SpaceX Falcon 9 Rakete vor dem Start. Sie transportierte die Iridium-Satelliten-Pakete in den Orbit.
Foto: Iridium Inc. / SpaceX

Jetzt wird wieder Geld verdient

Auch finanziell verändert sich für das Unternehmen einiges, da die hohen Kosten für den Bau neuer Satelliten für einige Zeit entfallen und im Gegenzug erste Einnahmen aus dem laufenden Betrieb der neuen Technik eingehen. Die Lebensdauer des neuen Satelliten-Systems wurde auf zehn Jahre veranschlagt, schon das Vorgängersystem hat einige Jahre länger "durchgehalten".

Zum neuen System gehören Iridium "CertusSM", das nach Angaben des Unternehmens "weltweit schnellste und weltweit einzige" Spezialband für L-Band-Breitbandverbindungen, das einen mobilen Internetzugang mit kleineren und kostengünstigeren Terminals ermöglicht, und das "AireonSM"-Flugzeugüberwachungssystem, das die Sichtbarkeit von Flugzeugen für Fluglotsen und Fluggesellschaften erstmals auf der ganzen Welt auf "Echtzeit" erweitern soll.

75 Satelliten im Orbit, sechs in Reserve

„Es war eine Ehre, 75 neue Iridium NEXT-Satelliten in den Orbit zu bringen. Die Zusammenarbeit mit Matt (dem Chef von Iridium) und dem gesamten Iridium NEXT-Team war unglaublich“, freut sich Gwynne Shotwell, President und Chief Operating Officer bei SpaceX. "Im Namen aller Mitarbeiter gratulieren wir Iridium zu diesem unglaublichen Meilenstein."

Die Iridium-Satellitenkonstellation ist im Orbit einzigartig, denn Iridium ist nach wie vor das einzige Kommunikationsnetz, das den gesamten Planeten von Pol zu Pol bedeckt. Sein Geheimnis besteht aus sechs polaren Umlaufbahnen, von denen jede Bahn elf vernetzte Satelliten (insgesamt 66 Satelliten) im laufenden Umlaufbetrieb enthält. Dadurch entsteht ein Netz von "Planeten" rund um die Erde. Die zehn Iridium-NEXT-Satelliten, die im Rahmen dieser letzten Mission gestartet wurden, wurden auf der sogenannten Orbitalebene 3 eingesetzt.

Seit dem ursprünglichen Start hat die Konstellation von Iridium permanent Ersatz für alte Satelliten erhalten, die durch ein hochkompliziertes "choreografiertes" Manöver im Weltraum ausgewechselt wurden, was man im Fachjargon auch als "Slot Swap" bezeichnet.

Vision vollendet

"Es gibt nur wenige Worte, um zu beschreiben, wie es sich anfühlt, eine Vision zu vollenden, die vor vielen Jahren begann, als ich in das Unternehmen eintrat, und was es für Iridium und unsere Zukunft bedeutet", sagte Matt Desch, der aktuelle Chef von Iridium. „Wir danken SpaceX dafür, dass sie dazu beigetragen haben, dass diese neue Generation von Satelliten so fehlerfrei in den Orbit gebracht werden kann, dass sie jedes Mal fehlerfrei sind. Für Iridium sind wir jedoch noch nicht ganz auf der Ziellinie, da noch einige Anstrengungen unternommen werden müssen, um diese Satelliten in Betrieb zu nehmen. Sobald dies abgeschlossen ist, ist unsere Zukunft in Kraft gesetzt. Ich bin gerade unglaublich stolz auf unser Team."

Iridium-Netz: Fast fertig

Bis heute sind 60 der 66 in Betrieb befindlichen Satelliten bereits ausgetauscht. Die letzten sechs Satelliten sollen in den nächsten Wochen nach dem heutigen Start Stück für Stück aktiviert werden.

Iridium-NEXT-Satelliten wurden von Thales Alenia Space [Link entfernt] entworfen, das als Hauptauftragnehmer des Systems fungiert, und werden von Thales-Subunternehmer Northrop Grumman integriert. Der Produktionsprozess umfasst ein hochmodernes Fließbandsystem mit 18 Stationen für alle 81 im Bau befindlichen Iridium-NEXT-Satelliten. Davon gingen 75 in die Luft, sechs bleiben als Ersatz am Boden. Neun der gestarteten Satelliten werden als "fliegende Ersatzteile" für die Umlaufbahn dienen.

„Das vollständig eingesetzte Iridium NEXT [Link entfernt] ist heute wohl die leistungsfähigste und fortschrittlichste Konstellation der Welt, die hinsichtlich Technologie und Flexibilität den heutigen Stand der Technik darstellt. Thales Alenia Space ist stolz darauf, diese große Herausforderung angenommen zu haben. Ich möchte Iridium dafür danken, dass er uns sein Vertrauen geschenkt hat, und ich danke allen Mitarbeitern in meiner Firma, bei Iridium und bei unseren Partnern dafür, dass sie als „One Team“ gearbeitet haben, alles mit dem einzigen Ziel, die Konstellation so schnell wie möglich in den Orbit zu bringen möglich, bei gleichzeitig erstklassiger Qualität “, erklärte Jean Loïc Galle, CEO von Thales Alenia Space.

Wer ist Iridium?

Ursprünglich hatte der Mobilfunkhersteller Motorola das erste Iridium-Satelliten-System aufgebaut. Aufgrund überzogener Erwartungen und einem mehr als unglücklichen Marketing ging die erste Generation pleite. Aus Enttäuschung wollte Motorola seine Satelliten kontrolliert verglühen lassen. Dazu kam es zum Glück nie. Das Luftfahrt-Unternehmen Boeing stieg seinerzeit zum Schnäppchenpreis ein und konnte einen Rahmenvertrag mit dem US-Militär abschließen, das ein weltweit nutzbares mobiles Kommunikationssystem brauchte.

Heute wird Iridium sowohl von zivilen als auch militärischen Kunden genutzt. Um Iridium nutzen zu können, braucht man passende Endgeräte und einen Mobilfunkvertrag, den es als Laufzeitversion oder auch auf Prepaid-Basis bei verschiedenen darauf spezialisierten Unternehmen gibt. Genaue Preise werden nur auf Anfrage verraten. Iridium Communications Inc. bedient selbst gar keine Endkunden.

Ursprünglich hatte Iridium Roaming-Abkommen mit nahezu allen wichtigen GSM-basierten Mobilfunknetzen der Welt, was bedeutete, das beispielsweise ein Telekom-(D1)- oder Vodafone-(D2)-Kunde das Netz nutzen konnte, sofern er ein Iridium-fähiges Endgerät besaß, mittels GSM-Adapter konnten die ersten Geräte "dual" per Satellit und auf GSM 900 genutzt werden.

Nach der Beinahe-Pleite kündigte Iridium fast alle Roaming-Abkommen, um zu vermeiden, dass die allermeisten Kunden nur "für alle Fälle" im Netz standby waren, aber kaum jemals Umsätze generierten oder wenigstens Grundgebühren zahlten. Die einzige Ausnahme blieb der australische Netzbetreiber Telstra, der das Roaming-Abkommmen aufgrund der großen terrestrisch unversorgten Landfläche wirklich für seine Kunden fernab der Peripherie benötigte und deshalb verlängern konnte. Die Iridium Communications Inc. hat heute ihren Hauptsitz in McLean, im Bundesstaat Virginia in den USA.

Mit der Fertigstellung von Iridium Next konnte nun auch der lange geplante Datendienst Iridium Certus mit 704 kBit/s per Satellit gestartet werden.

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