Abschaltung

Satellitennetz Globalstar schaltet GSM-Gateway ab

"Mobiles Tele­fonieren welt­weit" verspre­chen Satel­liten­sys­teme. Anfangs konnten terres­tri­sche SIMs darin roamen. Hohe Preise verhin­derten die Nutzung.
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"Mobiles Tele­fonieren welt­weit" verspre­chen Satel­liten­sys­teme. Eines der bekann­testen Systeme dürfte Iridium sein, da es quasi welt­weit von Pol zu Pol funk­tio­niert.

Anfangs hatte das Iridium-Netz auch GSM-Roaming mit terres­tri­schen Netzen. Das bedeu­tete: Man konnte in Deutsch­land seine SIM-Karte von der Telekom ("D1") oder von Mannes­mann/Voda­fone ("D2) in ein Iridium-Gerät einlegen und war dann unter seiner bekannten Handy­nummer via Satellit erreichbar oder konnte abge­hend mobil tele­fonieren, zu zackigen Preisen von 6-12 Euro die Minute oder mehr. Abge­hend wurde die deut­sche Rufnummer gezeigt, ankom­mend war man unter der deut­schen Mobil­funk­nummer erreichbar und musste den Teil vom deut­schen Netz zum Satel­liten selbst bezahlen.

Alter­nativ gab und gibt es Iridium-SIM-Karten die unter der Rufnummer +88216 oder +88217 zu errei­chen sind, nicht aus allen Netzen, und meist zu knackigen Preisen von 3-6 Euro die Minute oder mehr.

Global­star war nie global

Satellitentelefon: Globalstar - mit Regionalprovidern - jetzt ohne GSM Satellitentelefon: Globalstar - mit Regionalprovidern - jetzt ohne GSM
Bild: teltarif.de
Ein ähnli­ches Konzept verfolgte der Anbieter Global­star, doch so "global" war und ist der Dienst bis heute nie gewesen. Nur dort, wo im besuchten Land oder in der Region auch eine Boden­sta­tion exis­tiert, sind Verbin­dungen möglich. Die Global­star-Satel­liten fliegen im Gegen­satz zu Iridium in 1400 km "Höhe", und waren damit inten­siver Welt­raum­strah­lung ausge­setzt, d.h. sie gingen schneller kaputt und mussten getauscht werden. Global­star vermarktet sein Netz über regio­nale Anbieter, beispiels­weise in Teilen von Europa.

Seltene histo­rische Endge­räte

Endge­räte für Global­star gab es seiner­zeit von Ericsson oder Telit (Italien). Heute sind das eher seltene Samm­ler­stücke, und deren Akkus haben oft schon ihre Lebens­zeit über­schritten. Bis vor kurzem konnten Telekom- oder Voda­fone-Kunden mit diesen Geräten im Abde­ckungs­bereich ab und an tele­fonieren, berechnet wurde schon lange nichts mehr.

Italie­nische oder fran­zösi­sche Rufnum­mern

Global­star vergab auch eigene SIM-Karten mit italie­nischen oder fran­zösi­schen Sonder­ruf­num­mern, die nicht aus allen Netzen erreichbar waren oder sind. Eine eigene Vorwahl für das Netz von Global­star wäre +88213, die aber eigene inter­natio­nale Inter­con­nects gebraucht hätte und nur teuer zu reali­sieren war. Sie wurde wohl nie wirk­lich genutzt.

Global­star schaltet GSM-Gateway ab

Doch selbst, wenn noch ein passendes Endgerät mit passender SIM-Karte vorhanden sein sollte, sind die Nutzungs-Tage endgültig gezählt. Global­star Europe schickte seinen "Part­nern" (das heißt auto­risierten Fach­händ­lern) dieser Tage eine wich­tige E-Mail.

"Wir möchten Sie darüber infor­mieren, dass wir uns schweren Herzens entschlossen haben, den Betrieb unserer alten GSM-Vermitt­lungs­stelle, die den Dienst für unsere (Endge­räte) FAU-200, SAT-550, SAT-600 und Ericsson R290-Geräte verwaltet, ab dem 15. Juli 2023 einzu­stellen.

Dies bedeutet leider, dass diese Geräte nach diesem Datum nicht mehr funk­tio­nieren werden. Wir schreiben Ihnen, da unsere Unter­lagen darauf hindeuten, dass Sie derzeit eines oder mehrere dieser Geräte auf Ihrem Konto aktiv haben.

Der Grund für diese Entschei­dung liegt in der sehr geringen Anzahl von Anschlüssen, die dieses System nutzen, und in den Kosten, die mit dem Betrieb dieses Systems verbunden sind."

Einstel­lung des Dienstes nur für GSM-basierte Geräte

Global­star betont, dies habe "keine Auswir­kungen auf Kunden, die unsere Qual­comm-basierten Geräte (GSP-2900, GSP-1700, GSP-1620 oder GSP-1720) verwenden, die wir auch in Zukunft unter­stützen werden." Diese Geräte haben keine SIM-Karte und werden vom Händler über die Infra­struktur von Global­star akti­viert.

Um Kunden mit älteren Geräten weiter zu helfen, bietet Global­star einen "SPOT X" (Zwei-Wege-Satel­liten-Messenger-Gerät) an, das im Handel knapp 400 Euro (inkl. MwSt.) kosten könnte. Kunden, die sich zum Wechsel entscheiden, bekommen außerdem einige Monate die Grund­gebühr zurück erstattet, wenn sie einen Lauf­zeit­tarif über (mindes­tens) 12 Monate abschließen.

Betrof­fene Kunden sollten sich mit ihrem Satel­liten-Mobil­funk-Fach­händler oder notfalls direkt mit Global­star in Verbin­dung zu setzen, um sich beraten zu lassen oder auf SPOT X zu wech­seln, empfiehlt der Betreiber, dessen Euro­pazen­trale ihren Sitz in Dublin (Irland) hat.

Das iPhone 14 nimmt über Globalstar die Satellitenverbindung auf. Das iPhone 14 nimmt über Globalstar die Satellitenverbindung auf.
Screenshot: teltarif.de
Der Smart­phone-Hersteller Apple verwendet ein Notruf-System über Global­star. Das ist von der GSM-Abschal­tung nicht betroffen.

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