Roaming-Datenvolumen ist deutlich gesunken
Seit es digitalen Mobilfunk gibt, war das International Roaming eines der Highlights für Anwender und Netzbetreiber. Für den Anwender, der auch im Ausland unter der gewohnten Nummer erreichbar ist und vielleicht gar nicht verraten muss, dass er oder sie im Ausland ist.
Für den Netzbetreiber, weil Roaming eine "CashCow" war, denn die anfangs verlangten Preise waren knackig. Doch da hatten es die Netzbetreiber übertrieben, die europäischen Politiker warfen einen Blick in ihre Roaming-Rechnungen und deckelten die Preise. Die Netzbetreiber stimmten Klagegesänge an, aber unterm Strich blieb immer noch ein bisschen übrig.
Virus dämpft Einnahmen
Mobiles Telefonieren im Urlaub am Stand. Momentan eher seltener möglich
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Und dann kam ein Virus, mit dem niemand gerechnet hatte und verhagelte das Roaming-Geschäft komplett. Durch Reiseeinschränkungen und andere Maßnahmen in der Corona-Pandemie ist das Roaming-Datenvolumen deutlich gesunken. Alleine der im EU-Ausland generierte Datenverkehr, der auf das Konto von Nutzern mit deutschen Handyverträgen geht, sackte im Jahr 2020 um elf Prozent auf 88,3 Millionen Gigabyte ab. Das hat die Bundesnetzagentur in einem Zahlenwerk ermittelt, was der Deutschen Presseagentur (dpa) vorliegt.
Im Jahr vor der Pandemie lag die Zunahme der Nutzung im Ausland noch bei rund 50 Prozent - damals zückten immer mehr Reisende im europäischen Ausland bedenkenlos ihr Smartphone, weil sie dank EU-Regeln keine Extrakosten mehr fürchten mussten. Kenner hatten der Branche das lange vorausgesagt, dass erträglichere Preise langfristig mehr Umsatz und Gewinn bringen würden. Nun stoppte die Pandemie stoppte das Volumenwachstum, denn es gab viel weniger Reisende als zuvor.
Ein Viertel weniger Minuten
Konkret: Die Anzahl der im EU-Ausland abgehenden Verbindungsminuten ging um ein Viertel zurück auf 2,9 Milliarden Minuten. Die Zahl der versendeten SMS aus dem Ausland brach sogar um die Hälfte auf 110 Millionen ein.
Wegen des Trends zu OTT-Chat-Apps und anderen Digitalanwendungen sank das Interesse an der SMS-Kommunikation ohnehin schon seit Jahren. Corona hat den Trend nun stark beschleunigt - 2019 hatte das Minus bei den Kurzmitteilungen nur bei einem Fünftel gelegen.
Die GSMA möchte dem Siegeszug der OTT-Messenger mit RCS etwas entgegen setzen, einige Netzbetreiber führen jetzt von Google motiviert den RCS-Standard erneut in ihren Netzen ein. Ob RCS damit neues Leben eingehaucht wird, muss man sehen.
Wenn die Pandemie vorüber ist, wird die Reisetätigkeit wieder zunehmen, das gilt als gesichert. Irgendwann wird das Thema Roaming außerhalb der EU auf die Agenda kommen müssen. Warum eine Minute Telefonieren in Rest-Europa oder Übersee zwei bis fünf Euro kosten muss, kann eigentlich wirklich niemand mehr hinreichend erklären.
Nicht nur die Roaming-Minuten sinken, auch das Geschäftsmodell des vielleicht ältesten Pay-TV-Anbieters Sky wackelt.