Telefonieren im Ausland

Funkt mein Handy im Ausland auf der richtigen Wellenlänge?

Welt­weit gibt es null bis sechs GSM- und über 100 LTE-Frequenz­bänder sowie noch verschie­dene UMTS-Stan­dards. Wer sein Handy im Ausland nutzen will, muss einiges beachten.
Von / / Julian Ruecker

Mit dem Handy auch im Ausland erreichbar sein Mit dem Handy auch im Ausland erreichbar sein
Bild: Samsung
Der digi­tale Mobil­funk erzielte mit dem GSM-Stan­dard (Global Stan­dard for Mobile Commu­nica­tions) ab etwa 1991 seinen welt­weiten Durch­bruch.

Lange gab es welt­weit vier (Single Mode) bzw. sechs (Multi Mode) verschie­dene GSM-Frequenz­bänder. Einige Länder haben ihre GSM-Netze inzwi­schen teil­weise oder komplett abge­schaltet.

GSM in Deutsch­land

GSM 900 war in Deutsch­land als D-Netz (vornehm­lich Telekom, damals T-Mobil, später T-Mobile als D1-Netz, und Voda­fone, damals als Mannes­mann D2 Privat), gestartet und GSM 1800 wurde als E-Netz (vornehm­lich E-Plus, heute Teil von o2, und E2 als VIAG-Interkom, heute o2 Germany) bekannt, wobei mitt­lerweile auch die D-Netz-Anbieter das 1800-MHz-Band (Telekom ausschließ­lich für LTE) und E-Netz-Anbieter das 900-MHz-Band verwenden.

D-Netz und E-Netz nur noch für die Werbung wichtig

Die Tren­nung in D- und E-Netz-Betreiber wird immer noch in der Werbung verwendet, weil manche Netz­betreiber nicht gerne sehen, wenn ihre Netz­pro­dukte oder Zugänge bei anderen Anbie­tern "güns­tiger" ange­boten werden. Wenn also ein Anbieter vom D-Netz spricht, meint er höchst­wahr­schein­lich Voda­fone ("D2") und wenn da "bestes D-Netz" steht, könnte es sich um Telekom ("D1") handeln, da die Telekom in den letzten Jahren die aller­meisten Tests gewonnen hat.

Teil­weise muss man schon Detektiv spielen, um das ange­botene Netz zu erkennen, "TM" könnte für Telekom (früher T-Mobile) stehen und VF für Voda­fone. Mit dem Handy auch im Ausland erreichbar sein Mit dem Handy auch im Ausland erreichbar sein
Bild: Samsung

Auslauf­modell GSM 850 und GSM 1900

GSM 850 und GSM 1900 waren ledig­lich auf dem gesamt-ameri­kani­schen Konti­nent gebräuch­lich. Wer ein GSM-Quad­band-Handy besaß (was lange Stan­dard war), der brauchte sich darüber keine Sorgen zu machen - das funk­tioniert auch noch immer überall, wo es noch GSM-Netze gibt. In den USA sind diese weit­gehend abge­schaltet.

GSM in Europa

Einige Länder in Europa sind dabei, GSM abzu­schalten oder haben - wie z. B. die Schweiz - den Dienst bereits komplett abge­schaltet. Konnten sich in der Schweiz einige Zeit lang Besitzer von reinen GSM-Handys noch punk­tuell ins Netz von Sunrise (früher "diAx") einbu­chen, ist dies seit 3. Januar 2023 nicht mehr möglich. Swisscom und Salt hatten ihre GSM-Netze bereits vorher herun­ter­gefahren und demon­tiert.

Welches Handy kann was?

Mittels unserer Handy-Suche können Sie sich gezielt Handys und Smart­phones anzeigen lassen, die einen gewünschten Funk­stan­dard - oder eben alle - unter­stützen.

Prak­tisch alle modernen Handys bzw. Smart­phones sind zumin­dest Dual­band-, oft sogar Triband- oder Quad­band-Geräte. Das heißt, sie unter­stützen GSM 900 und GSM 1800, bei Triband ist in der Regel GSM 1900 mit dabei. Quad­band-Handys unter­stützen zusätz­lich GSM 850, was vorwie­gend in Südame­rika verwendet wurde oder noch wird.

UMTS mit verschie­denen Stan­dards

UMTS, was für Univer­selles Mobiles Tele­kom­muni­kations-System steht, basierte in Europa auf WCDMA (Breit­ban­diges Code Divi­sion Multiple Access). Bei UMTS/WCDMA waren nicht unter­schied­liche Frequenzen das Problem, sondern der fehlende, einheit­liche Stan­dard. Während in Europa für UMTS der WCDMA-Stan­dard verwendet wurde, kam zum Beispiel in den USA vor der Abschal­tung vorwie­gend CDMA/CDMA2000, später in der Form von EV-DO, zum Einsatz.

Euro­päische Smart­phones funk­tio­nierten damit nicht, auch wenn sie den notwen­digen Frequenz­bereich unter­stützt hätten. Handys, die sowohl WCDMA als auch CDMA unter­stützten, waren eher selten. Ameri­kani­sche Anbieter, die auf CMDA2000 setzten, verwandten keine SIM-Karte, der Kunde musste sich sein Gerät indi­viduell vom Netz­betreiber frei­schalten lassen. Dazu brauchte man einen Vertrag, den Ausländer nur bekamen, wenn sie eine Social-Secu­rity-ID (Sozi­alver­siche­rungs-Kennung) hatten, was Besu­cher in der Regel nicht hatten und auch nicht brauchten.

Bei Reisen inner­halb Europas sind deut­sche UMTS-Handys für UMTS-Roaming gerüstet. Zu beachten ist, dass UMTS in einigen Ländern, darunter auch in Deutsch­land, bereits komplett abge­schaltet wurde, viele weitere Länder werden noch folgen.

Bei Reisen in die USA ist zu beachten, dass das verwen­dete Gerät LTE oder 5G beherr­schen muss, da WCDMA und CMDA ebenso komplett abge­schaltet wurden.

4G/LTE ist heute Stan­dard

Längst ist die vierte Mobil­funk-Gene­ration LTE zum globalen Stan­dard geworden. Hier wurde die Funk­technik über­arbeitet. Die grund­sätz­lichen Probleme bei CDMA-Netzen wie verstopfte Funk­zellen wurde durch neue Technik ersetzt. Wo 4G/LTE aufge­baut wird, kommt nun meis­tens auch 5G dazu.

Bei LTE handelt es sich zwar um einen welt­weit defi­nierten Mobil­funk­stan­dard, aller­dings ist LTE nicht auf einheit­lichen Frequenz­bändern nutzbar. So gibt es derzeit welt­weit über 100 Frequenz­bänder, verständ­licher­weise können von einem Smart­phone nicht alle unter­stützt werden. Einige Top-Smart­phones unter­stützen aber mitt­lerweile ziem­lich viele Frequenzen, sodass LTE in den wich­tigsten Ländern bzw. Regionen mit dem eigenen Smart­phone genutzt werden kann. Trotzdem kann es nicht schaden, sich vor der Abreise zu infor­mieren, ob im Reise­land LTE genutzt werden kann. Ohne LTE sollte man eine Reise besser nicht antreten.

Reise-Smart­phones mit VoLTE in der teltarif.de-Daten­bank

VoLTE-Roaming?

Bei LTE wird die Sprache nach dem VoLTE-Proto­koll über­tragen, das mitt­lerweile fast überall für alle Nutzer frei­gegeben wurde, auch im Ausland. Der heimi­sche SIM-Karten­anbieter muss mit dem besuchten Netz ein Roaming-Abkommen haben, das auch VoLTE unter­stützt. Je nach Land kann es auch sein, dass ein oder zwei Netze VoLTE unter­stützen, andere nicht. Grund­vor­aus­set­zung ist, dass VoLTE im Heimat-Netz frei­geschaltet ist. Gerade bei älteren Verträgen oder bei güns­tigen Ange­boten von Discoun­tern ist VoLTE noch nicht in allen Fällen akti­viert, bei sehr alten Verträgen kann ein SIM-Karten­tausch notwendig sein. Den sollte man auch recht­zeitig vor der Abreise anschieben. In unserem Tarif­ver­gleich finden Sie alle Tarife mit VoLTE-Unter­stüt­zung.

5G-Roaming?

Der 5G-Stan­dard ist eine Weiter­ent­wick­lung des 4G-Stan­dards und braucht Geräte, die das 5G-Proto­koll unter­stützen. Zu Beginn der 5G-Ära wurde zunächst nur 5G-NSA verwendet, das die gleich­zei­tige Anwe­sen­heit eines 4G-/LTE-Netzes erfor­der­lich machte. Das "rich­tige" 5G gibt es mit dem 5G-SA-Stan­dard, der zuerst in den USA im Wirk­betrieb genutzt wurde (seit Ende 2020 von T-Mobile USA als erstem Provider flächen­deckend ange­boten), in Europa beispiels­weise von Voda­fone, Telekom, o2 oder auch 1&1, jeweils mit unter­schied­licher Verbrei­tung/Abde­ckung und teil­weise erst nach Buchung einer entspre­chenden Option. Zu beachten ist außerdem, dass nicht alle Endge­räte 5G-SA beherr­schen, für 5G-SA-CA (Carrier Aggre­gation) sind eben­falls neue Endge­räte nötig.

Roaming-Abkommen für 5G gibt es schon, zwischen 2019 und 2023 wurde 5G-Roaming bei den vier Netz­betrei­bern in vielen beliebten Urlaubs­län­dern möglich, weitere Länder werden folgen. Sprach­tele­fonie über 5G (VoNR) ist eben­falls seit 2023 nach und nach bei den hiesigen Provi­dern nutzbar. Wo dies nicht der Fall ist, schaltet das Telefon dann auf 4G/VoLTE zurück, und falls das nicht geht, versucht es sein Glück mit 3G (UMTS), falls vorhanden, oder 2G (GSM).

Lade­geräte und Steck­dosen

Nicht zuletzt sollte man auch darauf achten, dass sich das Lade­gerät mit den jewei­ligen Steck­dosen vor Ort verträgt. Denn was nutzt das schönste Handy oder Smart­phone, wenn der Akku leer ist?

Auch die Netz­span­nung ist zu beachten. Moderne Schalt­netz­teile vertragen alle Netz­span­nungen von 110 bis 240 Volt. Für diese reicht es, einen billigen Zwischen­stecker zu besorgen, der die Anschlüsse des Lade­geräts an die auslän­dische Steck­dose anpasst. Ältere Stecker­netz­teile vertragen mögli­cher­weise nur geringe Span­nungs­schwan­kungen. Liegt die Netz­span­nung im Urlaubs­land außer­halb des Bereichs von 220 bis 240 Volt, muss man sich dann entweder ein passendes zweites Netz­teil oder viel­leicht einen schweren Trans­formator zulegen. Genaue Angaben, mit welcher Span­nung das Netz­teil betrieben werden kann, sind dem Netz­teil zu entnehmen, denn diese Info ist auf jedem Netz­teil - teil­weise mikro­sko­pisch klein - aufge­druckt.

Da die aller­meisten Handys heute eine Lade­buchse nach Micro-USB, USB-C oder dem Light­ning-Stan­dard (Apple) haben, kann es auch möglich sein, sich vor Ort im Urlaubs­land ein Netz­gerät zu besorgen. Mit der Einfüh­rung des iPhone 15 hielt nun jedoch auch bei Apple die USB-C-Buchse Einzug, um etwaige Straf­zah­lungen an die Euro­päische Union (EU) zu vermeiden, die im Herbst 2024 die Nutzung von USB-C zwin­gend vorschreiben will.

Die teltarif.de-Reise-Ratgeber helfen bei Auslands­aufent­halten

Alles Weitere rund um die Handy­nutzung auf Reisen haben wir in unseren Reise-Ratge­bern zusam­menge­stellt. Auf einen Blick sehen Sie alle Themen zum Tele­fonieren im Ausland in der folgenden Über­sicht:

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