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Editorial: Wer bietet weniger?

Der Preiskampf für Datenroaming ist eröffnet
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Frau Reding macht Druck: Nachdem die Tarife für Sprachanrufe im Roaming von der Europäischen Union zwangsweise gesenkt wurden, sollen jetzt auch die Preise für die Datennutzung im europäischen Ausland runter. Schafft das die Industrie nicht von selbst, droht die nächste Preisfestsetzung durch die Politik.

Auch hier verkennt die Politik wieder ein Problem: Teilweise sind die nationalen Datentarife sogar noch unverschämter als diejenigen im Roaming. Bei vielen Verträgen und Prepaid-Karten ist immer noch ein Datentarif von 19 Euro pro Megabyte voreingestellt, teilweise sogar bei Neuverträgen. Bei der Roaming-Datennutzung fallen hingegen innerhalb Europas zumeist "nur" knapp über oder unter 10 Euro pro Megabyte an. Allerdings gibt es einige besonders freche Anbieter, die bei Roaming-Datennutzung den nationalen und den internationalen Datentarif kassieren.

Mit Datenoptionen wird die nationale Datennutzung drastisch günstiger - für dasselbe Geld bekommt man dann teilweise die mehr als 1000-fache Datenmenge! So sinkt beim Kauf eines der großen Pakete mit monatlich etlichen Gigabyte Inklusivvolumen der Preis pro Megabyte auf unter einen Cent.

Angesichts dieser Preisunterschiede sind die von Vodafone jüngst angekündigten 45 Prozent Preissenkung nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein, zumal diese Ersparnis nur für eine Daten-Roaming-Option mit 150 Megabyte Volumen gilt, die 71,40 Euro monatlich kostet und drei Monate Mindestlaufzeit mit sich bringt. Ähnlich uninteressant ist auch die Ankündigung desselben Anbieters, sein Angebot Web Session auf einige weitere Länder auszudehnen, allerdings auch hier für den happigen Preis von knapp 30 Euro pro Tag.

Vorbild

Richtungsweisend ist hingegen die Ankündigung einiger Netzbetreiber, den wechselseitigen Großhandelspreis für Daten-Roaming auf 25 Cent pro Megabyte zu limitieren. Daraus sollte sich nach Addition von Mehrwertsteuer und Marge des heimischen Netzbetreibers ein Endkundenpreis von etwas unter 50 Cent pro Megabyte realisieren lassen.

Die vorgenannte Vodafone-Option kommt zwar auch auf 47,6 Cent pro Megabyte, das aber nur bei optimaler Ausnutzung des Volumens. Angesichts von drei Monaten Mindestlaufzeit, Verfall von ungenutztem Volumen am Monatsende und teuren Aufpreisen für Extravolumen wird jedoch fast keiner der Vodafone-Options-Kunden auch nur in die Nähe dieses Preises kommen. Realistisch sind effektive Preise von 2 Euro pro Megabyte und mehr!

Deckel pro Tag

Die von o2 vor einigen Wochen angekündigten Preise von sieben Euro pro Megabyte sind hingegen definitiv viel zu hoch. Was das o2-Modell jedoch halbwegs rettet, ist ein ab Juni geplanter Deckel bei 17,50 Euro pro Tag. Überträgt man mehr als 2,5 Megabyte am Tag, zahlt man für das Übervolumen nicht mehr.

Zumindest für einen Geschäftsreisenden, der bei einem Auslandstermin intensiv im Web surft, ist mit dem Deckel eine sinnvolle Kostenbegrenzung gefunden, die einen für beide Seiten fairen Ausgleich schaffen sollte. Das Hotel-W-LAN wäre in vielen Fällen kaum günstiger gewesen. Privatnutzer, die auf einer zweiwöchigen Reise das Internet nicht missen wollen, können hingegen auch mit diesem Modell recht viel Geld versurfen. Vielleicht findet o2 ja noch einen zweiten Deckel, der z.B. bei 50 Euro pro Woche liegt.

Warten auf T-Mobile

T-Mobile will seine neuen Daten-Roaming-Preise auf dem Mobile World Congress in Barcelona bekannt geben. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschlands größter Netzbetreiber dabei nicht dem unbrauchbaren Vodafone-Modell folgt, sondern sich von E-Plus (fairer Megabyte-Preis) oder o2 (Deckel) leiten lässt.

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