Neustart

Variatel: Neuer Provider für Telefonate außerhalb der EU

Wer mit seinem Handy ins Ausland tele­fonieren möchte, zahlt auch 30 Jahre nach dem GSM-Start grau­same Tarife. Ethno-Anbieter versu­chen das zu dämpfen, es bleiben Fall­türen. Jetzt gibts Variatel im Telekom-Netz.
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Kürz­lich ist der virtu­elle Netz-Betreiber MTEL gestartet, der die Ziel­gruppe "Balkan" abdeckt, er funkt im Netz von Voda­fone.

Nach dem Umzug des Ethno-Tele­fonie-Anbie­ters Lebara vom Telekom-Netz zu o2 sollen rund 300.000 Kunden (oder mehr) dem Anbieter verloren gegangen sein.

Neue Service-Provider im Netz der Telekom waren in der Vergan­gen­heit eher selten, zumal ein Bran­chen­gerücht behauptet, man müsse mindes­tens 2,5 Millionen SIM-Karten in Bonn bestellen, um als Service-Provider wahr­genommen zu werden.

Viele Ethno-Anbieter funken im Netz von o2-Telefónica. Jetzt ist wieder ein neuer Ethno-Anbieter im Netz der Telekom gestartet, der sich "Variatel" nennt.

Neuer Ethno-Anbieter im Telekom-Netz

Der neu gestartete Ethno-Anbieter Variatel funkt im Netz der Telekom und richtet sich an eine internationale Kundschaft. Der neu gestartete Ethno-Anbieter Variatel funkt im Netz der Telekom und richtet sich an eine internationale Kundschaft.
Screenshot: variatel.de / teltarif.de
Die Variatel und die Telekom haben eine "Wholesale-Part­ner­schaft" gestartet. Das bedeutet, die Kunden von Variatel funken im origi­nalen Netz der Telekom (Tech­nologie 2G und 4G, aber kein 5G), sind aber direkte Kunden der Variatel GmbH, Guten­berg­straße 118 in 70197 Stutt­gart.

Wer den neuen Anbieter errei­chen will, muss zu einer 01806-Rufnummer greifen. Die 01806-66555444 ist zum Fixpreis von 20 Cent pro Anruf (Dauer egal) aus Fest- und Mobil­funk­netzen erreichbar.

Ziel­gruppe: Kunden mit welt­weiten Kontakten

Variatel will Kunden anspre­chen, die im Kontakt mit ihrer (oft entfernten) Heimat bleiben möchten und dafür ein sehr gutes Netz nutzen wollen. Claudia Moritz, Chefin des "Mobile Wholesale" bei der Telekom, freut sich auf den neuen Anbieter. Variatel habe Erfah­rung, und in Verbin­dung mit dem "heraus­ragenden Mobil­funk­netz der Telekom" könne im Ethno-Segment gemeinsam eine Erfolgs­geschichte" geschrieben werden.

Fünf Tarif-Pakete

Variatel bietet verschie­dene Tari­fop­tionen an, deren Paket-Preise von 9,99 Euro für den Tarif S bis 29,99 Euro für den XXL-Tarif reichen.

Variatel will seine SIM-Karten über ein deutsch­land­weites Vertriebs­netz mit über 1000 Verkaufs­stellen ("Ethno-Shops") vertreiben. Das Unter­nehmen habe hier bereits umfang­reiche Erfah­rungen in der Vermark­tung solcher Ange­bote.

Srit­haran Sent­hil­kumaran, Geschäfts­führer von Variatel, ist über­zeugt, dass seine Markt­kenntnis und das Mobil­funk­netz der Telekom für seine Kunden und die beiden betei­ligten Unter­nehmen ein Erfolg werden wird.

Einsteiger Tarif: Varia S

Im Tarif Varia S werden 200 Minuten in 30 EU-Länder (Deutsch­land, EU + EWR, inkl. Groß­bri­tan­nien (= Verei­nigtes König­reich), aber ohne Schweiz (!) ange­boten. Gespräche zu anderen Variatel-Kunden sind im Rahmen der Commu­nity-Flat kostenlos. Zum Tarif gehören 4 GB-Daten­volumen (maximal 25 MBit/s down oder 10 MBit/s up), danach wird auf gene­rell 32 kBit/s gedros­selt.

Sind die 200 Minuten über­schritten oder reicht das Rest­gut­haben für eine Verlän­gerung der Tari­fop­tion nicht aus, kostet Sprach­tele­fonie 9 Cent pro Minute, plus eine in der Ethno-Branche übli­chen Verbin­dungs­gebühr von 15 Cent pro neu aufge­bautem Gespräch bei Verbin­dungen ins Ausland.

Das Prepaid-Guthaben des Varia S hält 28 Tage, das Start­paket bzw. die Verlän­gerung kostet dann jeweils 9,99 Euro.

Varia M - 100 Minuten in 35 Nicht-EU-Länder

Bucht man den Varia M, so werden 14,99 Euro pro 28 Tage fällig. Dann sind 6 GB Daten­volumen enthalten, ferner eine All-Net-Flat in deut­sche Fest- und Mobil­funk­netze, weiter 150 Minuten in die 30 EU/EWR-Länder, plus 100 Minuten in "weitere" Länder.

"Weitere Länder" sind: Argen­tinien, Austra­lien, Bangla­desch, Brasi­lien, Chile, China, Costa Rica, Dom. Rep., Färöer-Inseln, Gibraltar, Guam, Hong­kong, Indien, Indo­nesien, Israel, Japan, Kanada, Kasach­stan, Kolum­bien, Malaysia, Mongolei, Mexiko, Neusee­land, Paki­stan, Panama, Para­guay, Peru, Puerto Rico, Russ­land (nur Fest­netz), Singapur, Südkorea, Taiwan, Thai­land, USA und Vene­zuela.

Varia L

Der Varia L (19,99 Euro für 28 Tage) entspricht dem Varia M, aber mit 13 GB LTE, 300 Minuten aus Deutsch­land in 30 EU-Länder und 200 Minuten in weitere Länder, ferner die Allnet-Flat in deut­sche Netze (außer Sonder­ruf­num­mern, Mehr­wert­diensten oder Funkruf).

Auch Varia M und L gelten jeweils 28 Tage, danach muss neu aufge­laden werden.

Varia XL und XXL

Sollte das Volumen nicht reichen, hat Variatel noch die Tarife XL (24,99 Euro/28 Tage) mit 18 GB, 300 Minuten EU, 200 Minuten Non-EU und Allnet-Flat oder Varia XXL für 29,99 Euro im Programm. Dort gibt es 20 GB Daten, 500 Minuten von DE nach EU+EWR+GB und 500 Minuten in 52 weitere Länder. Das sind, neben den bereits erwähnten 35 Staaten, noch Alba­nien, Alge­rien, Bosnien-Herze­gowina, Ghana, Irak, Iran, Kamerun, Kosovo, Marokko, Monte­negro, Nepal, Nigeria, Saudi-Arabien, Serbien, Sri-Lanka, Tune­sien und Türkei (nur Fest­netz).

Weitere Daten­pakete buchbar

Für Reisen in ferne Nicht-EU-Länder bietet Variatel verschie­dene Daten­pakete an, die aber keinerlei Tele­fonie enthalten. So kostet der Tages­pass mit 20 MB Volumen in der "Länder­zone 3" genau einen Euro.

Die Länder­zone 3 umfasst die Staaten: Afgha­nistan, Ägypten, Alge­rien, Angola, Anguilla, Antigua und Barbuda, Äqua­tori­alguinea, Argen­tinien, Arme­nien, Aruba, Aser­bai­dschan, Äthio­pien, Austra­lien, Bahamas, Bahrain, Bangla­desch, Barbados, Bermudas, Boli­vien, Brasi­lien, Brunei, Burundi, Cayman Is., Chile, China, Costa Rica, Domi­nica, Dschi­buti, Ecuador, EI Salvador, Elfen­bein­küste, Fidschi, Gambia, Geor­gien, Ghana, Grenada, Grön­land, Guate­mala, Guyana, Hong­kong, Indien, Indo­nesien, Irak, Iran, Israel, Jamaika, Japan, Jemen, Jorda­nien, Jung­fern­inseln, Kamerun, Kambo­dscha, Kap Verde, Katar, Kenia, Kirgi­sistan, Kolum­bien, Korea, Kosovo, Kuba, Kuwait, Laos, Libanon, Liberia, Libyen, Macau, Mada­gaskar, Malaysia, Male­diven, Marokko, Maure­tanien, Mauri­tius, Mexiko, Mongolei, Monte­negro, Mosambik, Namibia, Nepal, Neusee­land, Nica­ragua, Nieder­län­dische Antillen, Nigeria, Oman, Paki­stan, Paläs­tina, Panama, Para­guay, Peru, Phil­ippinen, Russ­land, Saudi-Arabien, Senegal, Serbien, Seychellen, Simbabwe, Singapur, Sri Lanka, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent, Südafrika, Sudan, Surinam, Syrien, Tadschi­kistan, Taiwan, Tansania, Thai­land, Togo, Trinidad und Tobago, Tschad, Tune­sien, Turk­meni­stan, Uganda, Ukraine, Uruguay, Usbe­kistan, Vene­zuela, Verei­nigte Arabi­sche Emirate, Vietnam, Weiß­russ­land und Zaire.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wer gerne in fremde Länder tele­foniert, würde bei den Original-Netz­betrei­bern (auch bei der Telekom) absurd hohe Preise bezahlen. Bei Variatel und ähnli­chen Anbie­tern ist es eine Kalku­lati­ons­frage, ob gleich­mäßig in die gewünschten Ziel­länder tele­foniert wird.

Es fällt weiter auf, dass die mitt­leren Tarif-Pakete zwar einige ferne Länder enthalten, viele euro­päi­sche Staaten aber nicht, vermut­lich, weil die Inter­con­nect-Preise einfach immer noch unge­sund hoch sind. Bucht man die XXL-Vari­ante, kommen auch Mittel­meer­anrainer inkl. Türkei (aber ohne Mobil­funk­netze, was sehr teuer werden kann) und Balkan-Staaten wie Alba­nien oder Bosnien-Herze­gowina dazu. Anrufe in Länder wie Afgha­nistan oder Kuba bleiben aufgrund absurd hoher Sprach-Inter­con­nect-Preise außen vor.

Bei Daten­ver­bin­dungen sieht es anders aus, hier sind auch die sonst teuren Länder wie Afgha­nistan oder Kuba inklu­diert.

Was uns nicht gefällt, ist die Tarif-Abrech­nung nach 28 Tagen und das Berechnen eines Gesprächs-Setup­preises von 15 Cent pro Verbin­dung, auch wenn das in der Branche gängige Praxis ist.

Schön wäre auch ein Angebot "Pay as you go" (ohne Opti­ons­zwang), wo einfach Minu­ten­preise berechnet werden, die ab einer gewissen Mehr-Nutzung auto­matisch mit einem Maximal-Preis gede­ckelt werden.

Wer denkt, der Markt wäre gesät­tigt, der irrt. Vernünf­tige Preise für Anrufe oder Roaming in Nicht-EU-Ländern waren bisher kaum zu bekommen. MTEL will das ändern.

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