Variatel: Neuer Provider für Telefonate außerhalb der EU
Kürzlich ist der virtuelle Netz-Betreiber MTEL gestartet, der die Zielgruppe "Balkan" abdeckt, er funkt im Netz von Vodafone.
Nach dem Umzug des Ethno-Telefonie-Anbieters Lebara vom Telekom-Netz zu o2 sollen rund 300.000 Kunden (oder mehr) dem Anbieter verloren gegangen sein.
Neue Service-Provider im Netz der Telekom waren in der Vergangenheit eher selten, zumal ein Branchengerücht behauptet, man müsse mindestens 2,5 Millionen SIM-Karten in Bonn bestellen, um als Service-Provider wahrgenommen zu werden.
Viele Ethno-Anbieter funken im Netz von o2-Telefónica. Jetzt ist wieder ein neuer Ethno-Anbieter im Netz der Telekom gestartet, der sich "Variatel" nennt.
Neuer Ethno-Anbieter im Telekom-Netz
Der neu gestartete Ethno-Anbieter Variatel funkt im Netz der Telekom und richtet sich an eine internationale Kundschaft.
Screenshot: variatel.de / teltarif.de
Die Variatel und die Telekom haben eine "Wholesale-Partnerschaft" gestartet. Das bedeutet, die Kunden von Variatel funken im originalen Netz der Telekom (Technologie 2G und 4G, aber kein 5G), sind aber direkte Kunden der Variatel GmbH, Gutenbergstraße 118 in 70197 Stuttgart.
Wer den neuen Anbieter erreichen will, muss zu einer 01806-Rufnummer greifen. Die 01806-66555444 ist zum Fixpreis von 20 Cent pro Anruf (Dauer egal) aus Fest- und Mobilfunknetzen erreichbar.
Zielgruppe: Kunden mit weltweiten Kontakten
Variatel will Kunden ansprechen, die im Kontakt mit ihrer (oft entfernten) Heimat bleiben möchten und dafür ein sehr gutes Netz nutzen wollen. Claudia Moritz, Chefin des "Mobile Wholesale" bei der Telekom, freut sich auf den neuen Anbieter. Variatel habe Erfahrung, und in Verbindung mit dem "herausragenden Mobilfunknetz der Telekom" könne im Ethno-Segment gemeinsam eine Erfolgsgeschichte" geschrieben werden.
Fünf Tarif-Pakete
Variatel bietet verschiedene Tarifoptionen an, deren Paket-Preise von 9,99 Euro für den Tarif S bis 29,99 Euro für den XXL-Tarif reichen.
Variatel will seine SIM-Karten über ein deutschlandweites Vertriebsnetz mit über 1000 Verkaufsstellen ("Ethno-Shops") vertreiben. Das Unternehmen habe hier bereits umfangreiche Erfahrungen in der Vermarktung solcher Angebote.
Sritharan Senthilkumaran, Geschäftsführer von Variatel, ist überzeugt, dass seine Marktkenntnis und das Mobilfunknetz der Telekom für seine Kunden und die beiden beteiligten Unternehmen ein Erfolg werden wird.
Einsteiger Tarif: Varia S
Im Tarif Varia S werden 200 Minuten in 30 EU-Länder (Deutschland, EU + EWR, inkl. Großbritannien (= Vereinigtes Königreich), aber ohne Schweiz (!) angeboten. Gespräche zu anderen Variatel-Kunden sind im Rahmen der Community-Flat kostenlos. Zum Tarif gehören 4 GB-Datenvolumen (maximal 25 MBit/s down oder 10 MBit/s up), danach wird auf generell 32 kBit/s gedrosselt.
Sind die 200 Minuten überschritten oder reicht das Restguthaben für eine Verlängerung der Tarifoption nicht aus, kostet Sprachtelefonie 9 Cent pro Minute, plus eine in der Ethno-Branche üblichen Verbindungsgebühr von 15 Cent pro neu aufgebautem Gespräch bei Verbindungen ins Ausland.
Das Prepaid-Guthaben des Varia S hält 28 Tage, das Startpaket bzw. die Verlängerung kostet dann jeweils 9,99 Euro.
Varia M - 100 Minuten in 35 Nicht-EU-Länder
Bucht man den Varia M, so werden 14,99 Euro pro 28 Tage fällig. Dann sind 6 GB Datenvolumen enthalten, ferner eine All-Net-Flat in deutsche Fest- und Mobilfunknetze, weiter 150 Minuten in die 30 EU/EWR-Länder, plus 100 Minuten in "weitere" Länder.
"Weitere Länder" sind: Argentinien, Australien, Bangladesch, Brasilien, Chile, China, Costa Rica, Dom. Rep., Färöer-Inseln, Gibraltar, Guam, Hongkong, Indien, Indonesien, Israel, Japan, Kanada, Kasachstan, Kolumbien, Malaysia, Mongolei, Mexiko, Neuseeland, Pakistan, Panama, Paraguay, Peru, Puerto Rico, Russland (nur Festnetz), Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, USA und Venezuela.
Varia L
Der Varia L (19,99 Euro für 28 Tage) entspricht dem Varia M, aber mit 13 GB LTE, 300 Minuten aus Deutschland in 30 EU-Länder und 200 Minuten in weitere Länder, ferner die Allnet-Flat in deutsche Netze (außer Sonderrufnummern, Mehrwertdiensten oder Funkruf).
Auch Varia M und L gelten jeweils 28 Tage, danach muss neu aufgeladen werden.
Varia XL und XXL
Sollte das Volumen nicht reichen, hat Variatel noch die Tarife XL (24,99 Euro/28 Tage) mit 18 GB, 300 Minuten EU, 200 Minuten Non-EU und Allnet-Flat oder Varia XXL für 29,99 Euro im Programm. Dort gibt es 20 GB Daten, 500 Minuten von DE nach EU+EWR+GB und 500 Minuten in 52 weitere Länder. Das sind, neben den bereits erwähnten 35 Staaten, noch Albanien, Algerien, Bosnien-Herzegowina, Ghana, Irak, Iran, Kamerun, Kosovo, Marokko, Montenegro, Nepal, Nigeria, Saudi-Arabien, Serbien, Sri-Lanka, Tunesien und Türkei (nur Festnetz).
Weitere Datenpakete buchbar
Für Reisen in ferne Nicht-EU-Länder bietet Variatel verschiedene Datenpakete an, die aber keinerlei Telefonie enthalten. So kostet der Tagespass mit 20 MB Volumen in der "Länderzone 3" genau einen Euro.
Die Länderzone 3 umfasst die Staaten: Afghanistan, Ägypten, Algerien, Angola, Anguilla, Antigua und Barbuda, Äquatorialguinea, Argentinien, Armenien, Aruba, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Bahamas, Bahrain, Bangladesch, Barbados, Bermudas, Bolivien, Brasilien, Brunei, Burundi, Cayman Is., Chile, China, Costa Rica, Dominica, Dschibuti, Ecuador, EI Salvador, Elfenbeinküste, Fidschi, Gambia, Georgien, Ghana, Grenada, Grönland, Guatemala, Guyana, Hongkong, Indien, Indonesien, Irak, Iran, Israel, Jamaika, Japan, Jemen, Jordanien, Jungferninseln, Kamerun, Kambodscha, Kap Verde, Katar, Kenia, Kirgisistan, Kolumbien, Korea, Kosovo, Kuba, Kuwait, Laos, Libanon, Liberia, Libyen, Macau, Madagaskar, Malaysia, Malediven, Marokko, Mauretanien, Mauritius, Mexiko, Mongolei, Montenegro, Mosambik, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nicaragua, Niederländische Antillen, Nigeria, Oman, Pakistan, Palästina, Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Russland, Saudi-Arabien, Senegal, Serbien, Seychellen, Simbabwe, Singapur, Sri Lanka, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent, Südafrika, Sudan, Surinam, Syrien, Tadschikistan, Taiwan, Tansania, Thailand, Togo, Trinidad und Tobago, Tschad, Tunesien, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Uruguay, Usbekistan, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam, Weißrussland und Zaire.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wer gerne in fremde Länder telefoniert, würde bei den Original-Netzbetreibern (auch bei der Telekom) absurd hohe Preise bezahlen. Bei Variatel und ähnlichen Anbietern ist es eine Kalkulationsfrage, ob gleichmäßig in die gewünschten Zielländer telefoniert wird.
Es fällt weiter auf, dass die mittleren Tarif-Pakete zwar einige ferne Länder enthalten, viele europäische Staaten aber nicht, vermutlich, weil die Interconnect-Preise einfach immer noch ungesund hoch sind. Bucht man die XXL-Variante, kommen auch Mittelmeeranrainer inkl. Türkei (aber ohne Mobilfunknetze, was sehr teuer werden kann) und Balkan-Staaten wie Albanien oder Bosnien-Herzegowina dazu. Anrufe in Länder wie Afghanistan oder Kuba bleiben aufgrund absurd hoher Sprach-Interconnect-Preise außen vor.
Bei Datenverbindungen sieht es anders aus, hier sind auch die sonst teuren Länder wie Afghanistan oder Kuba inkludiert.
Was uns nicht gefällt, ist die Tarif-Abrechnung nach 28 Tagen und das Berechnen eines Gesprächs-Setuppreises von 15 Cent pro Verbindung, auch wenn das in der Branche gängige Praxis ist.
Schön wäre auch ein Angebot "Pay as you go" (ohne Optionszwang), wo einfach Minutenpreise berechnet werden, die ab einer gewissen Mehr-Nutzung automatisch mit einem Maximal-Preis gedeckelt werden.
Wer denkt, der Markt wäre gesättigt, der irrt. Vernünftige Preise für Anrufe oder Roaming in Nicht-EU-Ländern waren bisher kaum zu bekommen. MTEL will das ändern.