Editorial: Weg von Weihnachten!
Beispiel Xiaomi 12: Eine Vorstellung direkt nach Weihnachten
Bild: Xiaomi, Screenshot: Claudia Krüger/teltarif.de
Ein ungeschriebenes Gesetz der Elektronik-Industrie ist, dass
Neuvorstellungen überwiegend im Spätsommer und Frühherbst erfolgen.
Dieser Termin ist rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, in dem die meisten
Umsätze erzielt werden. Doch in der Smartphone-Branche wackelt nun dieser
eherne Grundsatz. Apple - weltweit nach Stückzahlen die Nummer zwei - stellt
seine neuen iPhones zwar tatsächlich jeweils im September vor. Doch
Samsung - nach Stückzahl Nummer eins - aktualisiert mitnichten zum Jahresende,
sondern zum Jahresbeginn seine Spitzenreiter der S-Serie. Da ist das
Weihnachtsgeschäft gerade vorbei. Zwar hat Samsung bisher die neuen Geräte
seiner Note-Serie jeweils im Spätsommer und damit passend zum
Weihnachtsgeschäft herausgebracht. Doch ist die Note-Serie mit dem
Note 20
(angekündigt am 5. August 2020) ausgelaufen. Der Vorstellungstermin
der S-Serie bleibt jedoch unverändert am Jahresbeginn; das S22 wird im
Februar erwartet.
Statt neuer Note-Geräte hat Samsung im August 2021 seine Faltgeräte Z Flip 3 und Z Fold 3 vorgestellt. Diese erreichen aber noch nicht die Verkaufsrekorde früherer Note-Generationen. So brauchte das Note 10 nach der Vorstellung nur 25 Tage, um alleine in Südkorea eine Million Mal verkauft zu werden. Von Flip und Fold 3 erklärt Samsung zwar, dass sie sich viel besser verkaufen als die Vorgängermodelle im Vorjahr. Aber die Pressemeldung nennt wohl bewusst keine exakten Zahlen.
Beispiel Xiaomi 12: Eine Vorstellung direkt nach Weihnachten
Bild: Xiaomi, Screenshot: Claudia Krüger/teltarif.de
Anti-Weihnachts-Trend bei Xiaomi
Xiaomi - die Nummer drei weltweit - treibt den Anti-Weihnachts-Trend auf die Spitze und stellte seine neue Serie 12 am 28. Dezember vor - mitten in der Brückenzeit "zwischen den Jahren". Die neuen Geräte sind bereits in China erhältlich und werden in zwei bis drei Monaten auch nach Europa kommen. Zwar verpasst Xiaomi so definitiv das Weihnachtsgeschäft. Andererseits können sie durch den ungewöhnlichen Vorstellungstermin in ihrem Heimatmarkt in China im Vergleich mit Apple die meiste Zeit des Jahres - nämlich die acht Monate von Januar bis August - das technisch neuere Smartphone verkaufen, während Apple nur die vier Monate von September bis Dezember vorne liegt. Der spätere Start in den Märkten außerhalb Chinas verhindert derzeit noch, dass sie diesen Vorteil überall nutzen. Das wird sich mit der zunehmenden Etablierung von Xiaomi auch außerhalb Chinas in den kommenden Jahren aber wahrscheinlich ändern.
Am Ende haben die Kunden den Vorteil: Attraktive neue Smartphone-Modelle werden nicht nur zum Winter hin vorgestellt, sondern rund ums Jahr. Wer bereit ist, auch mal den Hersteller zu wechseln, kann so immer dann zuschlagen, wenn ein für ihn besonders attraktives Modell die Läden erreicht. Zusammen mit der flexiblen Kündigung von Verträgen nach dem Ablauf der Mindestvertragslaufzeit entfällt somit der Grund, exakt alle zwei Jahre zu wechseln. Das entspricht übrigens auch dem weltweiten Trend, nach dem die Smartphone-Verkäufe wegen Marktsättigung insgesamt leicht zurückgehen, während die Smartphone-Nutzung - auch, aber nicht nur wegen der Pandemie - zuletzt stark gestiegen ist. Das sind zwar keine so guten Nachrichten für die Hersteller, aber gute Nachrichten für die Umwelt, weil insgesamt weniger Elektroschrott produziert wird.
Wir geben in einer separaten Übersicht einen Ausblick, welche Flaggschiffe von Apple, Samsung, OnePlus, Xiaomi und Co. 2022 zu erwarten sind.