Breitband/3P

Studien unterstützen Wettbewerber gegen VDSL-Freiräume

VDSL bringt gewöhnliche Bandbreiten zu entfernteren Standorten
Von Georg Stanossek

Der Branchenverband Breko e.V. hat heute wissenschaftliche Prominenz aufgefahren, um der Deutschen Telekom zu ihren VDSL-Plänen Paroli zu bieten. Im Streit um die Regulierung des neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes hatte die Bundesregierung heute mit einer Änderung des Telekommunikationsgesetzes der Deutschen Telekom gegen die Europäischen Kommission den Rücken gestärkt.

Die Anstrengungen der Telekom, VDSL in zehn deutschen Großstädten zu etablieren, beurteilt der Breko schon länger als Versuch, den Wettbewerb im Breitbandmarkt auszubremsen. Belegt wird diese Befürchtung nun durch ein Gutachten von Professor Torsten J. Gerpott von der Uni Duisburg, das durch Untersuchung von 2,5 Millionen Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) akribisch nachweist, dass in den Ausbaustädten und darüber hinaus heute ein Drittel bis zur Hälfte des Kundenpotenzials für höhere Breitbandnutzung brach liegt. Der Grund: Die Länge der Kupferleitung von den Hauptverteilern der Telekom bis zu den Haushalten ist vielfach zu groß, was die Qualitätsverluste zu hoch macht. Die neuen Kabelverzweigerkästen, die zurzeit an den Straßenrändern aufgestellt werden, und die Glasfasertechnik können diese Unzulänglichkeiten überbrücken. Dies ist laut Gerpott ein starkes Indiz dafür, dass die Telekom mit der VDSL-Technik vor allem die Vermarktung von Diensten anstrebt, die grundsätzlich auch über das übliche ADSL2+ realisierbar wären. Aufgrund der TAL-Längen sei dies aber allein aus technischen Gründen in Deutschland nicht auch nur annähernd flächendeckend möglich.

Breko-Präsident: Telekom will Wettbewerbern Breitbandkunden vorenthalten

Breko-Präsident Peer Knauer vermutet hinter dem Vorgehen der Telekom unverhohlen einen groß angelegten Schwindel: "VDSL und dessen Möglichkeiten werden weit überschätzt. In Wirklichkeit geht es der Telekom darum, vor den Wettbewerbern ein ungenutztes großes Akquisepotenzial auszuschöpfen. Wir haben das frühzeitig erkannt und bereits im November Herrn Ricke angeboten, den Ausbau gemeinsam vorzunehmen." Die Telekom hat bis heute keine Konditionen angeboten, die eine Zusammenarbeit ermöglichen würden. Offensichtlich, wetterte Knauer, sei die Telekom nicht an einer gemeinsamen Markterschließung interessiert. Mehr noch – sie wolle durch Freistellung von der Regulierung den Wettbewerb verhindern.

Weiterhin bestätigt sieht sich der Breko durch das Gutachten von Professor Ingo Vogelsang von der Boston University, das für die Anhörung der Bundesnetzagentur zum Thema "Neue Märkte" erstellt wurde. Ein "Neuer Markt" muss danach mit Innovationen verbunden, neu abgegrenzt und das Produkt darf vorher noch nicht angeboten worden sein, was für die avisierten Produkte über VDSL nicht gelte, so Breko. "Angebotsseitig kann der Incumbent [die Deutsche Telekom; Anmerkung der Redaktion] auf eine umfangreiche Infrastruktur zurückgreifen, die eine schnelle und kostengünstige Einführung von Infrastrukturinnovationen erlaubt, sofern sie nicht völlig von der bestehenden Netzinfrastruktur unabhängig sind. Daraus folgt, dass der Incumbent bei einer Vielzahl potentieller Innovationen einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Wettbewerbern hat...". Insgesamt sieht das Gutachten den Wettbewerb beträchtlich gefährdet, sollte es aufgrund der Einstufung als "Neuer Markt" tatsächlich zu einer Regulierungspause kommen.

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