So viel zahlen Vodafone & Co. für eine Telekom-Kupferleitung
Der Blick in eine Vermittlungsstelle. Hier laufen alle Kupferdoppeladern zusammen.
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Telekom hat diese Woche die Erhöhung des
TAL-Entgeltes beantragt. Was sich
ziemlich bürokratisch und recht theoretisch anhört, ist jedoch in der Praxis
ein Kernelement für den Wettbewerb.
Denn die TAL (Teilnehmeranschlussleitung) ist die Mutter der Vorleistungen, wenn es um die Möglichkeit für Alternativanbieter geht, eigene Anschlüsse zu schalten.
In aller Regel verfügen die zahlreichen Lokal- und überregional agierende Anbieter wie Telefónica (o2) oder Vodafone nicht über die Leitung zum Kunden, sondern müssen diese von der Telekom mieten. Was das kostet und welche Kosten sonst für die Anbieter anfallen, damit der Kunde zu Hause seinen Telefonanschluss für 20 bis 30 Euro im Monat bekommt, zeigen wir Ihnen in diesem Hintergrundartikel. Bei allen genannten regulierten Entgelten handelt es sich übrigens um Netto-Angaben, die Mehrwertsteuer muss also für den Vergleich mit dem Endkundenpreis noch berücksichtigt werden.
Zur Anschlussschaltung brauchen Anbieter eigene Hardware
Der Blick in eine Vermittlungsstelle. Hier laufen alle Kupferdoppeladern zusammen.
Foto: teltarif.de
Die Bereitstellung eines Anschlusses beginnt mit der Bestellung der Kupferleitung von der
Vermittlungsstelle zum Kunden.
Damit diese bestellt werden kann, muss der Alternativanbieter
jedoch schon eigene Technik in der Vermittlungsstelle aufgebaut haben.
Dabei handelt es sich um die sogenannte Kollokation, durch die dem Anbieter hohe einmalige
und monatliche Kosten für alle Anschlüsse im Einzugsgebiet dieser Vermittlungsstelle
entstehen. Zwar gibt es auch die Möglichkeit des Bitstream-Zugangs, doch wollen wir diese
aufgrund der Komplexität der Kostenberechung für diesen Artikel außer Acht lassen.
Die Kosten für die Kollokation setzt sich aus verschiedenen einmaligen Kosten für den Aufbau, etwa die Begehung der Fläche, das Ziehen von Verbindungskabeln, Raumlufttechnik uws. zusammen. Führt man sich das zehnseitige Dokument [Link entfernt] für die Entgeltgenehmigung diesbezüglich zu Gemüte, erkennt man, dass hier schnell vierstellige Kosten zusammenkommen. Dabei hat eine Vermittlungsstelle nur einen begrenzten Einzugsbereich.
Bereitstellung und Kündigung kosten extra
Ein Kollokationsraum. Für Fläche, Strom und Verkabelung müssen die Alternativanbieter zahlen.
Foto: teltarif.de
Kommen wir zum einzelnen Anschluss: Die Bestellung der Kupferdoppelader bei
der Telekom kostet einmalig zwischen 28,18 Euro und 62,32 Euro netto. Die Höhe des
Betrages ist davon abhängig, ob der neue Anbieter eine bestehende, gekündigte Leitung eines
anderen Anbieters übernehmen kann und ob Arbeiten beim Kunden ausgeführt werden müssen.
Wird etwa eine neue Leitung geschaltet (der Kunde ist also neu in die Wohnung eingezogen
oder war zuvor bei einem Kabelanbieter), so müssen in der Regel Arbeiten beim Kunden ausgeführt werden.
Je nachdem, ob der Telekom-Techniker auch noch Schaltungen am Kabelverzweiger (Kvz) vornehmen muss,
fallen unterschiedliche Kosten an. Muss der Techniker zum Kvz und zum Kunden, so fallen 62,32 Euro netto an.
Reicht die Arbeit am Kvz, sind es 38,08 Euro, muss weder am Kvz noch beim Kunden gearbeitet werden,
so fallen 28,18 Euro an.
Wird die Kupferleitung vom vorherigen Anbieter übernommen, so fallen in aller Regel keine Arbeiten beim Kunden an, die Leitung muss nur in der Vermittlungsstelle neu gezogen werden. Hier sind dann 31,01 Euro für den neuen Anbieter fällig.
Pro Monat berechnet die Telekom dem Drittanbieter aktuell 10,08 Euro pro Monat und gemieter Leitung. Aktuell sind nach Branchenangaben etwa 10 Millionen Leitungen von der Telekom gemietet, so dass die Telekom auf diesem Weg monatlich etwa 100 Millionen Euro pro Monat und somit etwa 1,2 Milliarden Euro pro Jahr einnimmt. Dieser Betrag soll auf 12,37 Euro monatlich erhöht werden, so dass die Alternativ-Anbieter etwa 275 Millionen Euro pro Jahr mehr überweisen müssen.
Abweichende Kosten für Kvz-TAL
Kündigt der Kunde seinen Anschluss beim Drittanbieter, so muss dieser die Leitung der Telekom ebenfalls kündigen. Hier fallen erneut Kosten an. Möchte kein weiterer Anbieter die Leitung gleichzeitig übernehmen, beispielsweise dann, wenn der Kunde auszieht oder zu einem Kabelanbieter wechselt, so muss er für die Deaktivierung 12,15 Euro zahlen. Kann die TAL direkt umgeschaltet werden, so werden nur 2,41 Euro fällig.
Im Falle der Nutzung einer Kvz-TAL fallen geringfügung andere Kosten an. Diese Kvz-TAL kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn ein VDSL-Anschluss in ländlichen Regionen geschaltet wird und ein Anbieter wie EWE Tel einen eigenen Kabelverzweiger aufgebaut hat. Er schaltet seine Anschlüsse dann nicht mehr in der Vermittlungsstelle der Telekom von der Telekom-Kupferleitung auf die eigenen Leitungen, wie dieses bei der Kollokations-Lösung der Fall ist, sondern schon im Kabelverzweiger. Vor allem die TAL-Miete pro Monat ist hier günstiger.
Bei einer 20-Euro-Flatrate bleibt kaum etwas übrig
Hier kommt die TAL beim Kunden an: Eine TAE-Dose
Foto: teltarif.de
Rechnet man nur die Kosten für Bestellung, Abbestellung und monatliche Miete der
der TAL zusammen, so kommen im schlechtesten Fall für den Anbieter
über zwei Jahre 316,39 Euro netto zusammen, das sind 376,50 Euro mit Mehrwertsteuer.
Pro Monat muss er somit 15,69 Euro (brutto) an die Telekom zahlen. Dabei sind die
anteiligen Kosten pro Anschluss für die Kollokation noch nicht berücksichtigt. Ebenso fehlen die
Kosten für das Anbieternetz, also den Backbone und Anbindungen an andere Anbieter.
Personalkosten und Datentraffic sowie das eigene Firmengebäude sind ebensowenig
bezahlt. Einen Anschluss für 19,90 Euro monatlich anzubieten, wie
Vodafone das in einer Light-Variante macht, ist also bei einer Differenz zwischen Einkaufs-Preis der TAL und
Endkundenpreis von 4,21 Euro brutto
ein ambitioniertes Vorhaben. Bei einer Erhöhung des Preises um 2,29 Euro netto wie von der Telekom
gefordert würde die Differenz auf weniger als 1,50 Euro (brutto)
fallen, will man weiterhin einen Tarif für unter 20 Euro anbieten. Logisch also, dass die Alternativanbieter
dagegen halten und eine Absenkung des TAL-Entgeltes fordern.
Übrigens: Die Kabelanbieter sind bei der Preisgestaltung deulich im Vorteil. Durch den Kabelanschluss haben sie bereits eine direkte Leitung zum Kunden - somit sparen die Kabelanbieter die ganzen genannten monatlichen und einmaligen Kosten für die Benutzung des Telekom-Netzes.