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Editorial: Der "Gefällt-mir-nicht"-Button für Facebook

Was Facebook am Internet gefällt, muss nicht allen gefallen
Von Marie-Anne Winter

Google hat einige Zeit gebraucht, um sich von der beliebten Suchmaschine, die einem dabei hilft, sich im Internet zu Recht zu finden, zur gefürchteten Datenkrake zu mutieren, die still und heimlich jede Menge Daten über ihre Nutzer sammelt. Aktuelles Beispiel: Google-Kartierer für das ohnehin schon umstrittene Street View wurden als Wardriver enttarnt, die nebenbei noch WLAN-Netze aufspüren. Facebook kriegt das alles noch viel schneller hin: Erst den rasanten Erfolg, mit dem die schnell wachsende Social-Media-Plattform seine Konkurrenten wie mySpace an die Wand spielt. Dann die heftige Kritik wegen seiner Datenschutzpolitik. Und gleichzeitig die Durchdringung möglichst vieler anderer Internetseiten mit Facebook-Inhalten. Facebook-Logo  
Logo: Facebook

Der Ehrgeiz des Zuckerberg-Imperiums ist es, Google als Zugangspunkt zum Internet abzulösen. Und die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Während Google noch aus dem Web 1.0 stammt und damit aus der Internet-"Steinzeit", ist Facebook Web 2.0, sprich: "sozial". Mit den neuen Funktionen, die es den Betreibern von Webseiten leicht ermöglichen, Inhalte von Facebook auf ihren Seiten einzubinden, wird sich die Präsenz von Facebook-Inhalten explosionsartig vermehren - jeder kann einen "Gefällt-mir"-Button von Facebook unter beliebigen Inhalten auf seiner eigenen Webseite einbauen. Er gesellt sich zu den bisherigen Facebook-Connect-Funktionen wie dem "Share"-Button auf Webseiten von Drittanbietern, mit dem man seinen Facebook-Freunden etwa interessante Links mitteilen kann.

Plötzlich mag jeder alles

Ganz gleich, ob der "Gefällt-mir"-Button unter einer Spielkritik, einem Backrezept, einem Song oder einer News auftaucht - wer immer auf diese Seite kommt, kann gleich sehen, wie viele Facebook-Mitglieder das Angebot bereits gut finden. Gleichzeitig wird diese Aktivität auch im Facebook-Profil der jeweiligen Nutzer angezeigt. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg selbst erwartete auf der hauseigenen Entwickler-Konferenz f8 binnen 24 Stunden eine Milliarde Klicks auf "I like"-Buttons im Netz - und vermutlich hat er damit Recht behalten.

Plötzlich gefällt das ganze Internet - insbesondere Facebook, denn persönliche Informationen, Vorlieben und Empfehlungen können nun noch viel genauer und zielgerichteter ausgewertet werden. Das ist beispielsweise für Werbekunden interessant, die entsprechend zielgenau auf Facebook werben können. Was wiederum für Facebook interessant ist. Denn das wäre endlich mal ein gewinnbringendes Geschäftsmodell.

Nicht gefallen wird das den Datenschützern. Und jener verschrobenen Splittergruppe unter den Internet-Nutzern, die der Ansicht sind, dass nicht jeder wissen muss, was sie mögen und was nicht. Und dass das auch die Betreiber von Webseiten, so "sozial" oder nützlich sie sonst auch sein mögen, nichts angeht.

Zwar versucht Facebook derartige Bedenken zu zerstreuen, weil sich ja an den aktuellen Vorgaben für den Schutz der Privatsphäre der Nutzer nichts ändern werde. Aber das ändert nichts daran, dass die Situation zumindest für die Nutzer immer unübersichtlicher wird: Denn sie haben nur beschränkt Kontrolle darüber, welche ihrer Informationen Facebook an andere weitergibt. Ein "Gefällt-mir-nicht"-Button ist nicht vorgesehen. Facebook wird schon wissen, warum.

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