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So schützen Sie sich vor Datenspionage im Internet

Programme und Verhaltensregeln zum Schutz der eigenen Daten
Von dpa / Rita Deutschbein

Der Krake als solcher ist schon kein possierliches Tierchen. Noch bedrohlicher scheint der vielbeschworene Datenkrake zu sein. Mit seinen digitalen Tentakeln reißt er an sich, was er an Informationen über brave Internet-Nutzer nur erhaschen kann. Tatsache ist: Surfer hinterlassen Spuren. Doch in welchen Momenten passiert das genau? Wer hat es aus welchem Grund auf die Daten abgesehen? Und können oder sollten Nutzer dagegen etwas unternehmen?

Sämtliche Datensammel-Bestrebungen - Zugriffe von Kriminellen auf der einen und gegebenenfalls von staatlichen Organen auf der anderen Seite außer Acht gelassen - haben im Prinzip nur ein Ziel: Netznutzer sollen Werbung eingespielt bekommen, die sie persönlich interessant finden und am besten auch anklicken. Die Werbetreibenden müssen daher über möglichst viele Nutzer so viel wie möglich herausfinden.

Mehr Vorsicht bei der Bekanntgabe persönlicher Daten

Datensicherheit Spionage im Netz
Bild: dpa
Das geht oft denkbar einfach - wenn der Nutzer mithilft. So fragen manche Onlineshop-Betreiber beim Bestellen einfach mal etwas mehr ab, als nötig wäre - und viele sind so freundlich, jede Antwort zu geben. "Hier hat man es ein Stück weit in der Hand, sich zu fragen, ob man die Dienste eines Anbieters in Anspruch nehmen will, der mehr Daten erhebt als nötig", sagt Susanne Dehmel, Bereichsleiterin Datenschutz beim IT-Branchenverband BITKOM in Berlin. Doch das Sammeln beginnt früher und ohne Zutun des Nutzers: Schon wer den Webshop oder überhaupt jede x-beliebige Webseite auch nur besucht, liefert dem Betreiber seine sogenannte IP-Adresse. Davon allein hat dieser allerdings nichts, erläutert Susanne Dehmel: Die Adressen werden in aller Regel dynamisch, also immer wieder neu, vergeben und lassen sich nicht einzelnen Nutzern zuordnen.

Daher werden oft Cookies genutzt. "Das sind kleine Infokrümel, die mein Browser beim Besuch der Seiten speichert und die die Betreiber auswerten können", erklärt Jo Bager von der Zeitschrift c't. Häufig übernehmen dabei nicht die Betreiber das Auswerten, sondern Werbevermarkter. Sie können sich mit jedem weiteren gespeicherten Cookie ein genaueres Bild vom Nutzer machen - und dann vielleicht folgendes Nutzer-Profil erstellen: "Er ist 35 bis 50 Jahre alt, männlich, interessiert sich für Mittelklassewagen deutscher Bauart und hat schon bei diesem oder jenem Modelabel etwas gekauft."

Hier kann der Nutzer gegensteuern, indem er über die Einstellungen des Browsers Cookies sozusagen aussperrt. "Eine gute Faustregel ist, direkt von den besuchten Webseiten kommende Cookies zuzulassen, solche von Drittanbietern aber nicht", rät Bager. Solche Drittanbieter sind eben etwa besagte Online-Werbenetzwerke. Sinnvoll ist es auch, ab und zu die Cookies zu löschen, die sich im Verlauf angehäuft haben. Doch Cookies fußen auf immer ausgefeilteren Techniken und lassen sich nicht mehr unbedingt via Browser deaktivieren. Das gilt etwa für das laut Bager besonders weit verbreitete Flash-Cookie. Es speichert mehr Daten - und funktioniert browserübergreifend. "Das sehen Sie zum Beispiel, wenn Sie in einem Browser ein Youtube-Video abspielen und den Klangregler ganz runterdrehen." Öffnet man dann Youtube in einem anderen Browser, ist der Regler automatisch ebenfalls ganz unten. Wer will, kann Flash-Cookies unter macromedia.com deaktivieren.

Mit Google und Social Networks auf Schnüffelkurs

Einer der großen Online-Werbevermarkter ist Google. Es ist kein Geheimnis, dass das Unternehmen automatisiert die Nachrichten scannt, die die Nutzer seines Gratis-Mail-Dienstes schreiben - auf bestimmte Schlüsselwörter hin. Und die boomenden sozialen Netzwerke sind laut Bager nicht zuletzt Werbeplattformen. "Die Betreiber wollen möglichst viel von Ihnen wissen, um Ihnen gezielt Werbung zutragen zu können." Darauf, dass sich manche Netzwerk-Betreiber beim Umgang mit Daten recht viel erlauben, hat gerade Stiftung Warentest nach eingehender Untersuchung hingewiesen: "Facebook, Myspace und LinkedIn schränken die Rechte der Nutzer ein, räumen sich selbst aber weitreichende eigene ein, vor allem Daten an Dritte weiterzugeben", heißt es in der Zeitschrift "test" (Ausgabe 4/2010).

Facebook sorgte jüngst außerdem mit einer öffentlich gewordenen Neufassung der eigenen Datenschutzrichtlinien für Irritationen. Man sei "gelegentlich gezwungen", so heißt es dort, "anderen überprüften Webseiten und Anwendungen, die sich auf die Facebook-Plattform stützen, allgemeine Daten" über den Nutzer zur Verfügung zu stellen, wenn dieser besagte Seiten oder Anwendungen nutzt, während er bei Facebook angemeldet ist. Konkrete Antworten auf die Frage, an wen hier Daten weitergegeben werden sollen? Fehlanzeige.

Was heißt all das für Anwender? Sollte man vielleicht mit Lösungen wie der freien Software Tor oder auch JAP, hinter der die Uni Dresden steht (anon.inf.tu-dresden.de), seine Identität beim Surfen verschleiern, sich also nicht so einfach als Sportwagenfan oder Markenkleidungskäufer zu erkennen geben? "Ich weiß nicht, ob man sich mit so etwas vor Werbenetzen schützen sollte, ich halte das für übertrieben", sagt Jo Bager.

Und ist der Verzicht auf Angebote wie Googles Mail-Dienst und auf Netzwerke im Ganzen ein Weg? Auch hier mahnt Bager zu Besonnenheit: "Das ist eben der Deal bei Google." Man nutzt etwas gratis, muss im Gegenzug mit personalisierter Werbung leben - und kann sich nach aktuellem Stand sicher sein, dass beim Mailsscannen ausschließlich eine Maschine und kein Mensch mitliest. Ähnlich ist es letztlich bei Facebook & Co.: kostenloser Zeitvertreib gegen Werbung. Es ist somit zwar wichtig zu wissen, wo der Datenkrake seine Tentakel schwingt. Aber man muss sich beim Kampf gegen ihn nicht unbedingt aufreiben.

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