T-Pipeline

Deutsche Telekom setzt auf mobiles Internet

Konvergente Services und verstärkter HSPA+-Ausbau
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Deutsche Telekom will im Wettstreit um mobile Internetkunden das Feld nicht kampflos den neuen Konkurrenten überlassen. "Wir müssen die Strategie anpassen. Denn es gibt genug Unternehmen da draußen, die den Kuchen des Telekommunikationsgeschäfts anknabbern wollen", sagte der für das Europageschäft zuständige Telekom-Vorstand Guido Kerkhoff der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Gerätehersteller, Softwareentwickler und nicht zuletzt auch die Netzwerkausrüster überbieten sich auf der größten Mobilfunkmesse mit neuen Geschäftsideen rund um das mobile Internet. Es gebe viele Konkurrenten, die die Netzbetreiber lieber als reine Datenpipeline sehen würden, sagte Kerkhoff. Diese Rolle will sich die Deutsche Telekom aber nicht aufdrücken lassen. "Unser altes klassisches Modell nimmt an Bedeutung ab", betonte Kerkhoff. Es gehe inzwischen vielmehr um Service rund um die gesamte Verbindung.

Zwar will die Telekom nach wie vor keine eigenen Inhalte produzieren. Ganz raushalten aus dem Markt für Applikationen will sich der Konzern aber auch nicht. So halten die Bonner ihr Bundesliga-Angebot für das iPhone nach wie vor hoch, wollen aber noch mehr bieten. "Das gesamte Feld mobiler Daten muss weiter entwickelt werden", sagte Kerkhoff. "Das Wachstum ist gerade erst richtig losgegangen. Je mehr Smartphones auf den Markt kommen, desto mehr wird das kommen."

Kein Zeitrahmen für LTE-Ausbau

Kapazitätsgrenzen der Netze machen ihm dabei keine Sorgen: "Wir hatten lange UTMS-Netze, die nicht ausgelastet waren, von daher freuen wir uns darüber, dass die Kunden jetzt mehr mobile data nutzen." Die Telekom wird wie angekündigt in diesem Jahr ihre UMTS-Netze in Deutschland mit der Technologie HSPA+ ausbauen. Hier werden maximale Datenübertragungsraten von bis zu 42 MBit/s angepeilt.

Der Konzern werde auch weiterhin in die Netze investieren, sagte Kerkhoff. Einen Zeitpunkt für den Aufbau eines Mobilfunknetzes der nächsten Generation mit dem UMTS-Nachfolger LTE wollte er aber nicht nennen: "Ich glaube, es ist nicht nötig, sich künstlich unter Druck zu setzen." Der kleinere Wettbewerber o2 rechnet dagegen mit einer flächendeckenden Ausbreitung von LTE in ein bis zwei Jahren.

In der neuen Konzernstrategie, die Telekom-Chef René Obermann im März dieses Jahres verkünden will, sollen mobile Datendienste und Anwendungen für Mobilfunk und Festnetz eine zentrale Rolle spielen. Die Telekom kündigte im vergangenen Jahr die Zusammenlegung von Mobilfunk und Festnetz in Deutschland an und flankiert diese mit einer Reihe von neuen Diensten, die den Austausch von Daten wie Bildern und Musikdateien zwischen Mobilfunk- und Festnetzgeräten vereinfachen sollen.

Dazu, ob die Telekom nach dem iPhone auch das iPad von Apple in Deutschland exklusiv vermarkten werde, wollte sich Kerkhoff nicht äußern. "Wir haben mit Apple eine hervorragende Partnerschaft. Mehr kann ich dazu nicht sagen." Man müsse erst einmal sehen, wie sich Tablet-PCs verbreiten werden. "Ich glaube aber, das ist eine sinnvolle und gute Bereicherung." Kerkhoff ist im Vorstand der Telekom für Süd- und Osteuropa zuständig. Anfang der Woche übernahm er außerdem kommissarisch das Geschäft in Westeuropa vom früheren Telekom-Mobilfunkchef Hamid Akhavan. In Süd- und Osteuropa mache sich die Griechenland-Krise bislang nur wenig bemerkbar, sagte Kerkhoff. "Insgesamt haben wir im zweiten Halbjahr die Wirtschaftskrise teilweise in Osteuropa gemerkt, aber es geht noch." Zur Entwicklung im vierten Quartal wollte sich Kerkhoff nicht äußern, mit den ersten neun Monaten 2009 sei er aber nicht unzufrieden. Neben der griechischen Beteiligung OTE hat die Deutsche Telekom unter anderem Töchter in Kroatien, Tschechien und Rumänien.

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