Plansoll

Telekom plant Übererfüllung der Frauenquote

Obermann will drei von sieben Vorstandsposten mit Frauen besetzen
Von Marie-Anne Winter

Das Logo ist schon rosa: Die Telekom plant eine Frauen-Offensive. Das Logo ist schon rosa: Die Telekom plant eine Frauen-Offensive.
Bild: teltarif.de
Über die Einführung einer Frauenquote bei großen deutschen Unternehmen wird seit geraumer Zeit heftig gestritten. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder konnte sich bislang nur zu einer freiwilligen Frauenquote für die großen Konzerne durchringen, die die Unternehmen selbst festlegen können. Aber auch diese halbherzige Maßnahme zeigt Wirkung: Die Telekom beispielsweise hatte sich vor gut einem Jahr verpflichtet, bis Ende 2015 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Unternehmen mit Frauen zu besetzen. Jetzt meldet das Handelsblatt, dass Telekom-Chef René Obermann den Vorstand radikal umbauen will: Drei der sieben bislang männlichen Vorstandsmitglieder sollen durch Frauen ersetzen werden. Das Handelsblatt beruft sich dabei auf Aussichtsratskreise.

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Der Aufsichtsrat treffe sich heute Nachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung, um über die drei Kandidatinnen zu beraten. Es geht bei den Neubesetzungen um die zentralen Vorstandsbereiche Europa, Datenschutz, Recht und Compliance sowie das Personalressort. Damit würde die Frauenquote im Vorstand der Telekom auf mehr als 40 Prozent steigen.

Als sichere Kandidatin gilt Claudia Nemat als Europachefin. Die 42-Jährige ist bisher Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey. Sie soll den Telekom-Posten Anfang Oktober übernehmen, die Zustimmung des Aufsichtsrats gilt als gewiss. Diese Stelle ist vakant, weil der bisherige Europachef Guido Kerkhoff im April als Finanzvorstand zu Thyssen-Krupp gegangen ist.

Auch der bisherige Compliance-Vorstand wird neu besetzt. Zwar läuft der Vertrag von Manfred Balz noch bis Oktober 2012. Der 66-Jährige wird aber früher aufhören. Die Unterstützung für die Kandidatin gilt als sicher, allerdings hält die Telekom noch geheim, um wen es sich dabei handelt.

Um die geplanten Nachfolgerin für Personalvorstand Thomas Sattelberger bahnt sich allerdings ein Streit an. Vergangenen Samstag soll Aufsichtsratschef Ulrich Lehner eine Telefonkonferenz einberufen haben, um eine Einigung herbeizuführen. Es heißt, dass sich Obermann für die Nachfolge von Sattelberger die ehemalige Bildungsministerin aus Baden-Württemberg, Marion Schick, wünsche. Das stößt jedoch auf Widerstand. Vor allem die Arbeitnehmer-Vertreter befürchten, dass die ehemalige CDU-Ministerin Schick die Interessen der Mitarbeiter nicht unbedingt mit der wünschenswerten Sensibilität betrachten werde. Andere argumentieren, dass die Politikerin Schick keine Erfahrung im Management von Unternehmen habe.

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