Politik

Deutsche Telekom: "Deutschland braucht die Datenautobahn"

Aber ehemaliger Monopolist kann die Aufgabe nicht alleine stemmen
Von Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom hat ihr Angebot bekräftigt, den weiteren Glasfaserausbau gemeinsam mit den Wettbewerbern anzugehen. Auf dem IP-Summit des Fachkongresses Communication World im Rahmen der ITK-Messe Systems erklärte Timotheus Höttges, Vorstand Sales & Services bei T-Home: "Deutschland braucht die Datenautobahn, weil es sonst bis zum Jahr 2020 einen Verlust der Wertschöpfung um 40 Prozent riskiert. Der Zug für eine moderne Glasfaserinfrastruktur ist noch nicht abgefahren, aber wir brauchen dafür eine andere, gemeinsam gestaltete politische Diskussion." Der Bedarf an Bandbreite werde durch neue Produkte im Consumer- und Business-Bereich immens steigen, schon jetzt nehme die Netzauslastung pro Jahr um 60 Prozent zu.

Wie berichtet will die Telekom hierzulande zusammen mit anderen Netzbetreibern flächendeckend FTTH-Anschlüsse mit Datenraten zwischen 100 und 20 000 MBit/s anbieten. Erste Gespräche werden laut Telekom-Angaben bereits mit Wettbewerbern geführt. Dieser Schritt des ehemaligen Monopolisten bedeutet eine Abkehr von der bislang verfolgten Strategie, Wettbewerber vom neuen Breitband-Netz fernzuhalten. Die Deutsche Telekom wird zum Jahresende in insgesamt 51 Städten über ein VDSL-Netz verfügen, über das sie Triple-Play-Dienste transportiert: Telefon, Internet und Fernsehen über die Internet-Leitung.

"Die ganze Internet-Welt beruht auf der Infrastruktur"

Anders als beim bisherigen VDSL-Netz sollen künftig im neuen Glasfasernetz die beteiligten Unternehmen auch das Netz des Partners nutzen können, um ihren Kunden diese Dienste liefern zu können. "Bei den Applikationen ist IPTV aber erst der Anfang", sagte Höttges in München. Zukünftige Dienste und Anwendungen wie HoloTV, Optische Computer, tragbare Musikplayer mit Terabyte-Speicher oder Gigapixel-Kameras würden den Bandbreiten-Bedarf in Deutschland weiter steigern. Daraus ergäben sich auch Chancen: etwa für den Klimaschutz, indem viele heutige Reisetätigkeiten virtuell vorgenommen würden, für Gesundheitsdienste in einer immer älter werdenden Gesellschaft (E-Health) und für den Bildungsstandort, indem Informationen immer und überall verfügbar seien. "Die ganze Internet-Welt beruht auf der Infrastruktur, die im Boden liegt. Die entscheidende Frage für die Zukunft der Breitband-Kommunikation ist: Wie gut ist die Datenautobahn?" so Höttges auf dem IP-Summit.

Während asiatische Länder oder die USA über 1 800 Euro pro Kopf in den Ausbau des Highspeed-Netzes investierten, sind es laut Höttges in Deutschland nur rund 900 Euro. Deutschland befinde sich damit im internationalen Vergleich nicht unter den führenden Glasfasernationen. Allerdings muss die Bundesnetzagentur nach Ansicht von Höttges hierzulande für Anreize für Netzinvestitionen sorgen. Dazu zählten festgelegte Vorleistungspreise, eine Deregulierung wettbewerbsintensiver Bereiche sowie eine Risikobeteiligung von Nicht-Investoren. Das Investitionsvolumen für einen flächendeckenden Glasfaserausbau auf der letzten Meile in Deutschland bezifferte der Telekom-Manager auf 40 bis 50 Milliarden Euro.

Der Telekom droht ohnehin eine Öffnung der Glasfasernetze

Diese Mammutaufgabe allein anzugehen, davor schreckt die Telekom offensichtlich zurück. Netzbetreiber wie NetCologne, M-net oder wilhelm.tel haben bereits in Köln, München und Norderstedt damit begonnen, Haushalte direkt per Glasfaser an das Breitband-Internet anzuschließen. Hier erhalten die Kunden Internetzugänge mit bis zu 100 MBit/s zu marktüblichen DSL-Preisen. Auch die Kabelnetz-Betreiber mit ihren umfangreichen Triple-Play-Paketen und gegenüber DSL leistungsfähigeren Breitband-Netzen werden durch den Netzausbau zu einer stärker werdenden Konkurrenz für die Telekom.

Die EU-Kommission hat kürzlich erklärt, die Glasfasernetze in Europa regulieren zu wollen. Von daher könnte die Telekom ohnehin gezwungen sein, ihr Glasfasernetz für die Konkurrenz zu öffnen.

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