DSL-Drossel

René Obermann: Ungedrosselte DSL-Flatrates haben keine Zukunft

Telekom-Chef antwortet auf Kritik von Wirtschaftsminister Rösler
Von Marc Kessler

René Obermann René Obermann wehrt sich
gegen Kritik des Wirtschafts­ministers
Foto: dpa
Telekom-Chef René Obermann wehrt sich gegen die von Bundes­wirtschafts­minister Philipp Rösler geäußerte Kritik an der von der Deutschen Telekom geplanten Drosselung von (V)DSL-Anschlüssen ab dem Jahr 2016. In einem Antwort­schreiben an Rösler verteidigt Obermann das geplante Vorgehen des Konzerns und weist den Vorwurf der Verletzung der Netzneutralität von sich.

Obermann missfällt Indiskretion

René Obermann René Obermann wehrt sich
gegen Kritik des Wirtschafts­ministers
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In dem Schreiben, das der Bonner Konzern auf seiner Website veröffentlicht [Link entfernt] hat, wird deutlich, wie sehr Obermann es missfällt, derzeit am öffentlichen Pranger zu stehen. "Vielen Dank für Ihr Schreiben, dessen Inhalt leider zeitgleich den Weg in die Medien fand. Ich wünschte, wir hätten vorher sprechen können", schreibt der Telekom-CEO.

Und weiter: "Uns ist sehr an einer Versachlichung dieser emotional geführten Debatte gelegen, der Sie sich offensichtlich ebenfalls nicht entziehen können." Am Ende des Briefs dann die Retour­kutsche: "Ich darf schon jetzt um Ihr Verständnis bitten, dass wir diesen Brief veröffentlichen werden."

Telekom-Chef: Ungedrosselte DSL-Flatrates sind ein Auslaufmodell

Obermann legt Wert auf die Feststellung, dass man zwar ein freies und offenes Internet wolle. Allerdings würden "in der jetzigen Debatte Begriffe wie Netzneutralität und Sicherstellung von Wettbewerb dahingehend missbraucht, einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren". Bei immer weiter steigenden Datenmengen könne dies nicht funktionieren, solange "die nötigen Milliarden­investitionen in den Betrieb der Netze privat­wirtschaftlich zu erbringen sind".

Auch im Schreiben an Rösler wiederholt die Telekom, dass nur rund drei Prozent aller Kunden von der Drosselung betroffen seien. Diese drei Prozent nutzten jedoch "10-20 Mal größere Datenmengen als ein durch­schnittlicher Kunde, der ca. 15-20 Gigabyte/Monat verbraucht". Um eine Preis­erhöhung für alle zu vermeiden, habe man sich daher zur Drosselung entschlossen. Wer mehr High-Speed-Volumen benötige, so Obermann, dem werde man "- wie im Mobilfunk üblich - Angebote machen, die sowohl mehr Volumen als auch hohe Geschwindigkeit enthalten".

Drosselungs-Ausnahme für Entertain sei keine Verletzung der Netzneutralität

Die Netzneutralität werde man mit dem geplanten Procedere im übrigen nicht verletzen, schreibt der Telekom-Vorstands­vorsitzende. Dienste wie Videoload oder die Telekom-Cloud würden genau so auf das Volumen angerechnet wie Dienste von Konkurrenten wie Google oder Amazon. Beim IPTV-Angebot Entertain, dessen Nutzung nicht auf das zur Verfügung stehende, ungedrosselte Datenvolumen angerechnet werden soll, handele es sich indes um einen Sonderfall.

René Obermann: "Entertain nutzt zwar IP-Technologie, ist aber gerade kein typischer Internetdienst, sondern eine von den deutschen Landes­medien­anstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die unsere Kunden ein entsprechendes Zusatzentgelt bezahlen."

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