Umfangreich

Telekom: Aktionäre bekommen 77 Cent pro Aktie

Mit 4 bis 6 Stunden hatte Telekom-Aufsichts­rats­chef Dr. Frank Appel gerechnet, am Ende wurden es knapp 7 Stunden.
Von der Aktionärs-Hauptversammlung der Telekom in Bonn berichtet

Bei einer Haupt­ver­samm­lung treffen sich die Aktio­näre eines Unter­neh­mens, um die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat anzu­hören und diesen Entlas­tung zu erteilen, über die Verwen­dung des Gewinns abzu­stimmen und ggfs. neue Personen in den Aufsichtsrat zu wählen.

Aktio­närs­ver­samm­lung - Gele­gen­heit Probleme zu lösen

Viele Aktionäre nutzten die Gelegenheit ihre persönlichen Probleme vom Kundenservice im Foyer des Konferenzzentrums lösen zu lassen. Viele Aktionäre nutzten die Gelegenheit ihre persönlichen Probleme vom Kundenservice im Foyer des Konferenzzentrums lösen zu lassen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Aktio­näre (und Kunden) der Telekom mit Fragen oder Problemen an ihrem Telekom-Produkt konnte im Foyer in einem extra dafür einge­rich­teten Kunden­zen­trum geholfen werden. Oft sind das komplexe Probleme, die im ersten oder zweiten Anlauf bei der Hotline oder im Laden nicht gelöst werden konnten.

3.609.384.931 Stück­aktien vertreten

Da jeder Aktionär auf Wunsch und nach Voranmel­dung Rede­recht hat, kommen neben den kriti­schen Stimmen von insti­tutio­nellen Anle­gern auch Einzel­aktio­näre oder Gruppen zu Wort, die man im Alltag sonst gar nicht so wahr nimmt.

Viele Beiträge waren sehr auf finanz­wirt­schaft­liche Fakten konzen­triert und mit vielen Fragen nach Details gespickt. Es gab viel Kritik, einige Zustim­mung, aber auch die Forde­rung, den Gewinn sozialen Zwecken zuzu­führen.

167 Prozent Rendite - Ratten im Telekom Laden?

Die T-Aktie habe 167 Prozent Rendite erzielt, seit Tim Höttges im Amt sei, der DAX habe in dieser Zeit nur 96 Prozent geschafft und die gesamte TK-Branche in der EU nur 12 Prozent, rech­nete ein insti­tutio­neller Anleger vor.

Ein Einzel-Aktionär bemän­gelte, dass es in einem T-Laden in Bremen Ratten gäbe. Das Back­office-Team des Vorstandes bestä­tigte, dass es im Gebäude ein Problem gegeben habe, der Laden selbst davon nicht betroffen sei.

Wenn eine Demo nicht gleich funk­tio­niert

Die Demonstration des KI/AI-Telefons klappte nicht an Anhieb, aber die Produktmanagerin war gut vorbereitet. Die Demonstration des KI/AI-Telefons klappte nicht an Anhieb, aber die Produktmanagerin war gut vorbereitet.
Deutsche Telekom / Thomas Ollendorf
Tim Höttges stellte gemeinsam mit der Produkt­mana­gerin Lisa Neun­kir­chen das bereits Barce­lona gezeigte Concept-AI-Phone, das völlig auf Apps verzichtet, vor.

Die Aufgabe: Ein Nutzer möchte ein Geschenk für den Dackel eines Freundes, das aber "magenta" sein muss. Das Telefon wurde mit engli­schen Sprach­befehlen gefüt­tert - nur die Antwort kam nicht (recht­zeitig). Mana­gerin Lara zog - gut vorbe­reitet - ein zweites Handy aus der Tasche und hatte dort das Ergebnis bereits erhalten.

In der späteren Aussprache bemän­gelte ein Aktionär den Verlust seiner geliebten Apps, sollte dieses AI-Phone Wirk­lich­keit werden.

Höttges: Einfa­ches Konzept

Hat klare Vorstellungen: Telekom Chef Tim Höttges Hat klare Vorstellungen: Telekom Chef Tim Höttges
Deutsche Telekom AG / Norbert Ittermann
Höttges erklärte im Rahmen seines Vortrags sein mit Grunde einfa­ches Konzept: "Wir müssen inves­tieren, dann sind Kunden von uns über­zeugt. Dann steigt Umsatz, dann steigt das Ergebnis, und wir haben mehr Geld für neues Invest­ment. So einfach ist die Telekom."

Er habe in den letzten 10 Jahren 173 Mrd. EUR inves­tiert. Das Ergebnis: "Wir gewinnen mehr Kunden als andere, in USA und Europa. Alleine 7,6 Mio Neukunden im Mobil­funk nannte er als Zahl, die Telekom verbinde 300 Millionen Kunden welt­weit und die Größe macht es leichter.

Neben­kos­ten­pri­vileg kann 12,5 Millionen neue Kunden bringen

Durch den Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs würden erst­malig 12,5 Millionen Kunden erreichbar. Höttges lobte die Regu­lie­rung und sieht neues Poten­zial für die Glas­faser.

1,3 Milli­arden Divi­dende aus USA

Als Beispiel führte erneut die Fusion von T-Mobile USA mit Sprint US an. Man habe mit Syner­gien von etwa 6 Milli­arden US-Dollar gerechnet, aktuell seien es bereits 8 Milli­arden US-Dollar - pro Jahr. Die bereits erwähnte Divi­dende von T-Mobile USA brachte der Mutter Deut­sche Telekom letztes Jahr 375 Millionen und dieses Jahr werden es etwa 1,4 Milli­arden US-Dollar (1,3 Milli­arden Euro) sein.

USA kann auch von Deutsch­land lernen

Nicht alleine die USA ist auf allen Sektoren führend. Die Deut­sche Telekom führe bei Geschäfts­kunden in Deutsch­land und Europa, in den USA aber noch nicht. Das deut­sche Angebot "Mobil­funk und Fest­netz aus einer Hand" gebe es in den USA noch nicht. Hier könne T-Mobile US von der Erfah­rung in Deutsch­land profi­tieren.

Zukunft braucht Infra­struktur

Die Zukunft so Höttges, brauche Infra­struktur das sei der Kern der Telekom. Man stehe immer unter dem Druck von alten und neuen Wett­bewer­bern, werde aber Tempo halten, egal welche "Laut­stärke drum­herum" ange­stimmt werde.

"1&1: Ein riesiges Funk­loch"

Beim Netz­ausbau der Konkur­renz sieht Höttges Defi­zite. "Den vierten Netz­betreiber halten wir für falsch." Teures Spek­trum werde noch knapper, weil "keine einzige Antenne mehr gebaut wird." Der neue Netz­betreiber 1&1 besitze viele Frequenzen, nutze sie aber prak­tisch gar nicht, das Mobil­funk­netz von 1&1 sei ein "riesiges Funk­loch".

Nach wie vor: Büro­kra­tische Hürden

Der Mobil­funk sei mit 5G in der Zukunft ange­kommen aber es gebe nach wie vor riesige büro­kra­tische Hürden, um bauen zu können. Höttges brachte es auf folgende Formel: "Kiffen ist erlaubt, aber Mobil­funk bauen wir nicht."

Höttges erin­nerte dann, dass Nokia Welt­markt­führer war, "dann kam das iPhone. Der Rest ist Geschichte." Die Telekom müsse sich immer wieder neu erfinden.

Eigenes Sprach­modell für KI

Die Telekom hat ein eigenes Sprach­modell entwi­ckelt. Das soll "so spre­chen, wie die Telekom mit Kunden spricht", kündigte Höttges an, das Large Language Model werde gemeinsam mit SK-Telecom (Korea) und Singtel (Singapur) entwi­ckelt.

T-Systems bringt posi­tiven Beitrag

Das Sorgen­kind T-System sei eigent­lich "viel zu klein", das klas­sische Geschäfte schrumpfe. Die Vorgabe, dass jedes Unter­nehmen im Telekom-Konzern einen posi­tiven Beitrag ablie­fern müsse, sei auch bei T-System unter ihrem neuen Chef Dr. Ferri Abol­hassan gelungen. T-Systems konzen­triere sich auf zwei Märkte: Die Cloud und digi­tale Lösungen für Unter­nehmen.

Da gibt es durchaus Erfolge: Die Auto­indus­trie brauche absolut fehler­freie Teile für die Batte­rie­her­stel­lung. Bei jedem Fehler würde es "krachen". "Die KI von T-Systems kann das prüfen."

Bei der Krebs­erken­nung werden von der KI Bilder betrachtet, die Hinweise an den befun­denden Arzt gibt und ihm somit hilft, damit wesent­liche Details nicht über­sehen werden. "KI macht Leben sicherer leichter und ... länger."

Alters­durch­schnitt sinkt

Die Telekom sei ein Mehr­gene­rationen-Unter­nehmen, der Alters­durch­schnitt von fast 50 auf jetzt 41,4 Jahre gesunken.

Am Rande wurde bekannt, dass der Vertrag mit Deutsch­land-Chef Srini Gopalan um weitere 5 Jahre verlän­gert wurde.

Mara­thon Sitzung - alle Anträge ange­nommen

Der Chef und sein Chef: Telekom Chef Tim Höttges und Telekom-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Frank Appel (rechts) Der Chef und sein Chef: Telekom Chef Tim Höttges und Telekom-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Frank Appel (rechts)
Deutsche Telekom / Fotograf: Juergen Schwarz
Am Ende der langen Tages­ord­nung wurde abge­stimmt. Alle Vorschläge des Aufsichts­rates wurden - trotz einigen Gegen­anträgen - mit über­wäl­tigender Mehr­heit von 93 - 99 Prozent der stimm­berech­tigten Aktien ange­nommen.

Aktio­näre können sich nun defi­nitiv über eine Divi­dende von 77 Cent pro Aktie freuen, was in Summe ein Betrag von 3.716.544.382,42 Euro ergibt. Insge­samt wurden 4.969.543.758 Stück­aktien ausge­geben.

Vorstandes und Aufsichtsrat wurden mit 99,46 Prozent bzw. 93,51 Prozent der anwe­senden Stimm­berech­tigten entlastet. Der Unter­nehmer Lars Hinrichs (einst Gründer der Online-Platt­form OpenBC, heute xing.com) wurde mit 99,26 Prozent und Karl-Heinz Strei­bich (einst Chef der Soft­ware AG) mit 93,93 Prozent in den Aufsichtsrat gewählt. Dabei hat jede bei der Haupt­ver­samm­lung regis­trierte Aktie eine Stimme.

Gegen 19 Uhr war die Haupt­ver­samm­lung dann beendet.

Über den ersten Teil der Versamm­lung haben wir hier berichtet.

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