Geheimes Dokument

NSA: Deutschland steht auf Spionageliste der USA

Geheimdienst interessiert sich für Wirtschaftslage & Außenpolitik
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Das Hauptquartier der NSA Das Hauptquartier der NSA
Bild: dpa
Der amerikanische Geheimdienst NSA führt Deutschland als Ziel in einer internen Spionageliste. Diese Informationen hat der Spiegel erfahren. Demnach stelle die deutsche Gegenspionage in den Augen der NSA keine Bedrohung dar. Die US-Späher interessieren sich vor allem für die deutsche Wirtschaftslage sowie für die außenpolitischen Aktivitäten, heißt es im Bericht. Bei der Liste handelt es sich um ein als geheim eingestuftes Dokument von Edward Snowden, der auch als Whistleblower bekannt ist. Der Spiegel konnte sogar eigenen Angaben zufolge in diese sensible Liste einsehen.

Die USA führen darin ihre nachrichtendienstlichen Prioritäten (intelligence priorities) auf – die Übersicht stammt aus diesem April. Demnach reiche die definierte Skala von "1" (höchstes Interesse) bis "5" (niedrigstes Interesse). Die Bundesrepublik würde in einer Ebene mit Japan und Frankreich gehandelt und sich damit im Mittelfeld bewegen – allerdings noch vor Spanien und Italien.

Deutsche Außenpolitik und Wirtschaft haben Priorität "3" in US-Skala

Das Hauptquartier der NSA Das Hauptquartier der NSA
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Der Liste zufolge hat die NSA die deutsche Außenpolitik und "Fragen der ökonomischen Stabilität und Gefahren für die Finanzwirtschaft" mit der Priorität "3" auf der Skala bewertet. Die Priorität "4" haben Themen wie neue Technologien, der internationale Handel, der Export von Waffen sowie "hochentwickelte konventionelle Waffen" erhalten. Die Gegenspionage von Deutschland und die mögliche Gefahr von Hacker-Angriffen haben vom US-Geheimdienst nur eine "5" auf der Skala erhalten.

Weiterhin schreibt der Spiegel, dass das Dokument bestätigt, "dass die Europäische Union zu den Zielen gehört, die die Amerikaner attackieren". Allerdings gehören den Infos zufolge folgende Länder zu den Top-Zielen: China, Russland, Iran, Pakistan, Nordkorea und Afghanistan. Kambodscha, Laos oder der Vatikan sind der Liste zufolge nicht für den Geheimdienst relevant, dies bezieht sich auch auf die meisten europäischen Länder, wie Dänemark, Kroatien, Tschechien oder Finnland.

Snowden hatte seit Anfang Juni mit der Veröffentlichung einiger geheimer Dokumente viele Steine ins Rollen gebracht. Diese zeigten, dass der US-Geheimdienst NSA weltweit fast die gesamten Internetverkehr überwacht. Eine Übersicht zu allen bisherigen Artikeln, die sich mit diesem Thema beschäftigen, erhalten Sie auf dieser speziellen Seite.

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